Chemiker überhaupt noch im Labor?
Stehen Chemiker mit Doktortitel überhaupt noch im Labor im Berufsleben? Ich habe nämlich gehört, dass Chemiker anscheinend zu teuer seien für einen reinen Laborjob und dies eher Chemielaboranten machen. Chemiker würden eher für Planung eines Projekts, Koordinierung oder Meetings zuständig sein. Also eigentlich alles was meiner Meinung nach ganz und gar nicht das lange Chemiestudium, wo ja viel Laborpraktika zu absolvieren ist, rechtfertigt oder ? Was sind jetzt nun die Hauptbeschäftigungen eines promovierten Chemikers oder ist das stark abhängig? Kann man sich die Arbeiten aussuchen? Darf der Chemiker überhaupt in seinem Beruf etwas chemisches machen?
5 Antworten
Das kommt darauf an, in welchem Bereich er eingesetzt ist. In der Forschung ist die Wahrscheinlichkeit einer zumindest anteiligen Arbeit im Labor vergleichsweise größer als in großen Industriebetrieben. In kleiner und mittleren Unternehmen ist man oft als einziger promovierter Chemiker letztlich Mädchen für alles, so meine Berufserfahrung. Ich war in einem mittelständigen Unternehmen der Lebensmittelverarbeitung tätig. Habe dort zunächst die gesamte Installation der Labore geplant und bei der Beschaffung der Laboreinrichtung mitgewirkt. Ebenso bei der Besetzung des Laborteams mit 5 Mitarbeitern/innen, also Laboranten und CTAs. Dann kam die Implementierung eines zertifizierbaren QM-Systems, die Erstellung von Analysemethoden und deren Validierung. Und immer wieder musste man auf die aktuellen "Lebensmittelskandale" reagieren und neue Verfahren entwickeln, um den Kundenanforderungen zu genügen. Während meiner beruflichen Aktivität war ich schätzungsweise 40 % der Zeit aktiv im Labor (Rückstandsanalytik, allgemeine LM-Analytik, Mikrobiologie, Produktentwicklung), 50 % beschäftigt mit administrativen Arbeiten (Zertifizierungen nach IFS, Kundenbetreuung, Konferenzen, Beratungen), 5 % unterwegs zu Lieferanten und Kunden und 5 % in der Produktion um Abläufe zu analysieren und ggf. zu optimieren. Bei diesem Job kennt man von allem etwas aber von nichts alles. Es war ein äußerst abwechslungsreicher und spannender Job, nie langweilig aber manchmal auch stressig. Die erfülltesten Momente waren die, wo man sehen konnte, dass die eigenen Arbeiten in konkrete wirtschaftliche Erfolge mündeten und betriebliche Abläufe optimiert wurden. Am liebsten aber habe ich mit meinen Mitarbeitern/innen im Labor "gebastelt" und "richtige Chemie" gemacht und dabei auch oft Routinearbeiten an Wochenenden erledigt, wenn es nicht anders ging.
Nun, da hast du dich richtig informiert.
Promovierte Chemiker sind meistens in Chefetagen angesiedelt bzw. im Büro und weniger im Labor, hier sind Chemielaboranten.
Aussuchen kann man sich die Arbeit nicht, man muss schon etwas für das Unternehmen/die Universität an Mehrwert schaffen.
Aufgaben sind vor allem das Delegieren von den Laboranten und die Arbeit bei der Konstruktion von Molekülen.
naja, man muss ja schließlich wissen, wo von man redet ;)
Für die Auswertung und Planung ist man ja immer noch zuständig! Nur sind halt speziell ausgebildete Laboranten und technische Assistenten billiger UND bei den praktischen Arbeiten 3x so schnell wie ein Chemiker!
Also mein Chef (Dr. Chemie) sitzt im grunde nur im Büro und koordiniert Projekte und sonstige Aufgaben. Wir Laboranten kümmern uns dann um die Details, weil die Akademiker mit ihrer recht wenigen Laborerfahrung zwar viel theoretisches wissen haben, was aber in der praktischen umsetzung meist nicht funktioniert, da muss dann der laborant ran und evtl. nochmal gleichungen umschreiben...
Es gibt auch Chemiker ohne Doktortitel, wenn sie auch unter den Diplom-Chemikern (jetzt Master-Chemikern) im Berufsleben in der Minderheit sind.