Burnout, Stress und hohe Leistungsansprüche?
Guten Abend an alle,
mittlerweile bin ich ziemlich verzweifelt und weiß nicht mehr weiter.
Ich gehe in die 10.Klasse und bin 16 Jahre alt, vielleicht ist es wichtig noch zu wissen das ich auf ein Gymnasium gehe.
Vor geringer Zeit wurden meine Eltern zu einem Gespräch in die Schule eingeladen, der Grund: Verdacht vor Burn-Out und hoher Leistungsdruck.
Ich bin schon immer eine Schülerin gewesen, die zwischen den Noten 1-2 stand. Ich habe einen sehr hohen Anspruch an mich selbst und möchte wirklich jede Aufgabe so erfüllen, wie die Lehrer es gerne hätten. Oft verschwende ich meinen ganzen restlichen Tag und oben drauf auch noch das Wochenende um eben zu lernen, mir macht Lernen unfassbar viel Spaß und ich merke selbst, ich will mich immer und überall verbessern.
Durch den Verlust eines Familienmitglieds letztes Jahr hatte ich ein kurzes Tief, was meine schulischen Leistungen anging. Kurze Zeit danach, habe ich mich wieder enorm angestrengt und mich zurück gekämpft. Auch meiner Familie geht es damit nicht gut, mittlerweile ist jedes meiner Familienmitglieder in einer Therapie (durch noch weitere Traumatisierende Erlebnisse).
Nun habe ich vor etwas längere Zeit eine 2+ in Geschichte bekommen (Quartalsnote sozusagen), ich war nach dieser Nachricht zu tiefst Enttäuscht von mir, da ich mir erhofft hätte es bleibe eine glatte 1.
Daraufhin haben meine Lehrer ebenfalls mitbekommen, wie enttäuscht ich war und haben mich angesprochen, es war ein ziemlich unpassender Moment, denn ich fühlte mich an dem Tag schon ziemlich schlecht. Sie sprachen mich an und ich bin daraufhin total in Tränen ausgebrochen, weil ich nicht erklären konnte was genau mit mir los ist. Seit über einem Jahr, fühle ich mich dauerhaft müde, ich kann aber nur 5-6 Stunden schlafen, ich weiß nicht genau wie ich mich fühlen soll und ich habe dauerhaft Wutanfälle, bei denen ich anfange um mich zu schlagen und Sachen in meinem Umfeld kaputt zu machen.
Während des Gesprächs zu welchem meine Eltern eingeladen wurden, sagten meine Lehrer sie haben mit unserem Sozialpädagogen gesprochen und dieser hätte ihnen Burn-Out- Symptome bestätigen können. Nach dieser Nachricht verboten meine Eltern mir das Lernen bis spät abends und ich wurde für ein Wochenende zu meinen Großeltern geschickt, dort sollte ich abschalten und zu mir kommen sodass es mir bald besser geht.
Nun weiß ich absolut nicht mehr weiter und komme mit all diesen Situationen nicht mehr klar. Ich will nicht, dass mir etwas verboten wird oder ich anders behandelt werde.
Was ist mit mir los und warum bin ich so?
Danke im voraus für alle Nachrichten!
2 Antworten
Du schilderst mich vor gut einem Jahr. Auch habe grundsätzlich immer das Ziel möglichst perfekt zu sein bzw. alles möglichst ideal zu erarbeiten. Warum wir so sind? Bei mir ist es die Tatsache, dass fast niemand je an mich gedacht hat und ich es denen deshalb erst recht beweisen wollte. Des Weiteren sind Lobe für mich ganz wichtig, jedoch werden diese in der heutigen Zeit sehr selten vergeben. Auch Deinen Weinausbruch kann ich zu 100% nachvolliehen. Genau die gleiche Situation hatte ich im Lehrjahr während meiner Ausbildung. ALLES in der Klausur war richtig. Bei einer Aufgabe musste man eine 1 vermerken wenn die Aussage richtig war und eine 9 wenn diese Falsch sei. Ich hatte sowohl richtig und falsch vermerkt, dann aber leider die Zahlen umgedreht. Resultat: Anstatt einer 1+ nur eine 3 als Note und das obwohl doch alles eigentlich richtig war. Wie viel Arbeit dahinter steckte.....
Mal eben das Wochenende frei machen-das kann ich bis heute nicht. Ich musste lernen, mir die Zeit für mich und meinen Körper zu nehmen. Deshalb besuche ich z.B. immer am Sonntag das Fitnessstudio wo ich eine Sauna besuchen kann und oder gehe so in die Sauna um abzuschalten. Dort schreibe ich dann u.a. eine Art Tagebuch, wo ich auf die Woche zurück blicke. Ich betrachte mich und meine Woche- habe ich es diesmal geschafft mir die Zeit für mich zu nehmen? Das hilft den Fokus auf sich und seine Gesundheit nicht zu verlieren.
In den letzten 6 Jahren habe ich zwei wirkliche Durchhänger gehabt. 2 Mal war kurz davor mich wortwörtlich zu Tode zu arbeiten. Ein dritten Mal werde ich das nicht überleben. Nach dem zweiten Mal im letzten Jahr habe ich nun das Unternehmen gewechselt-eigentlich in der Hoffnung dass es dort stressfreier und strukturierter ist, sodass ich meinen Perfektionismus besser "ausleben" kann. Das Gegenteil ist nun leider der Fall. Ich muss nun lernen, dass diese Masse an Chaos, welche dort zu bearbeiten ist, gar nicht in der Zeit machbar ist. Im März habe ich 45 Überstunden gehabt, und dabei nur Notfälle und nichts laufendes bearbeitet. Motivation pur.....
Wie hatte mir eine Kollegin gesagt:
Auf Deinem Grabstein steht nicht: "Unternehmensname" dankt.
Wahre Worte....
Das wichtigste ist glaube ich, dass Du Dir selber nicht zu viel Druck machst. Mehr als Arbeiten kannst Du nicht und auch Du hast nur zwei Arme und zwei Beine. Aber vor allem hast Du nur EIN LEBEN. Es gibt auch noch mehr als nur Arbeit im Leben. Vergiss das bitte nicht! Die eine Lösung für dieses Problem gibt es einfach leider nicht.
Wenn Du einfach mal jemanden zum Schreiben brauchst, dann kannst Du Dich immer gerne per privater Nachricht melden.
Liebe Grüße
Sasnrw (26 Jahre, W)
Hallo,
an deiner Stelle würde ich einen Termin mit deinem Hausarzt machen und mit ihm darüber reden, was dich bedrückt, was dir Sorgen und Kummer bereitet. Vielleicht löst das Reden über deine Probleme schon einiges in dir. Oder frage ihn, was du am besten machen sollst.
Liebe Grüße, RuthJo