Buddhismus Seele?

4 Antworten

Von Experte Buddhismus bestätigt

Diese Frage scheint für uns christlich erzogenen Westler ein Knackpunkt im Verständnis der Lehre zu sein. Auch die Versuche, für buddhistische Begriffe Analogien im christlichen Wortschatz zu finden, sind gerade bei den frühen Übersetzungen regelmäßig gescheitert. Das sollten wir im Hinterkopf haben, wenn wir die Texte richtig verstehen wollen. Oft hilft mir nur ein Wörterbuch..

Wir sollten uns klar darüber sein, dass es keinerlei per se fixen Einheiten gibt. Alles sind "Hilfskonstrukte", um sprachlich einen gemeinsamen Bezug zu finden. Chandrakirti erklärte das im 7. Jhd. anhand eines Wagens, der als Sammelbegriff für seine Einzelteile in keinem dieser Teile zu finden sei: nicht im Rad, nicht in der Deichsel.. und auch das Rad ist nur Speichen und ein Ring. Wir können die Dinge bis ins Kleinste zerfieseln und finden keinen Kern.

Auch unser Selbst ist nur eine Zwiebel mit Schalen aus Erinnerungen, Träumen, Wünschen, Verlangen, Abneigungen und Anhaftungen. Alles, was wir unser Selbst nennen, ist nur ein Bündel, eine Idee, ein Konzept. Wenn wir loslassen und frei sein könnten, wäre da keine Schale und kein Kern.

Auch für 100.000 Jahre würde die Vergänglichkeit gelten. Vergänglich sind ja auch "längerlebige" Objekte wie z. B. "unser" Planet (Erde), die Sonne usw.

Ein der "christlichen" Seele vergleichbares Konstrukt gibt es in der Tat nicht. Im umfassendsten und allerallgemeinsten Sinn könnten wir von "Wesen" sprechen.

Ja, das sind die "Götter" ( die es schon in der Vorstellung vor dem Buddhismus gab, die der Buddha aber nicht leugnete ).

So eine Existenz kann wohl auch sehr viel länger dauern....

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

So wie ich die buddhistische Ansicht verstehe, hat die Seele einen vergänglichen und einen unvergänglichen Anteil. Unvergänglich sind Kerneigenschaften wie z.B. die Fähigkeit zu fühlen oder die Fähigkeit der Wahrnehmung. Diese Fähigkeiten sind bei allen Lebewesen vorhanden, waren schon immer da und können auch nicht zerstört werden. Ausserdem unterscheiden uns diese Fähigkeiten von der unbelebten Materie.

Was vergänglich und veränderlich ist, sind die einzelnen Gedanken und die daraus folgenden Handlungen. Ebenso vergänglich ist natürlich der Körper, in den die Seele hineingeboren wird, wenn auch die Lebensdauer dieses Körpers viel länger ist als die eines Gedankens.

Im Buddhismus spricht man meist nicht von Seele sondern von Geist. Ich glaube aber, dass man das Gleiche damit meint. Ebenso spricht man im Buddhismus von der grundsätzlichen Natur des Geistes und man könnte dies übersetzt in die christliche Denkweise als diesen unvergänglichen Anteil der Seele bezeichnen.

Tönt wohl etwas kompliziert, oder ?


Buddhismus  16.11.2021, 11:46

Nein. Der Buddha hat ganz klar gesagt, dass der "Geist" noch vergänglicher ist als der Körper.

Und, die "grundsätzlichen Natur des Geistes" ist eine Formulierung aus dem ( später entstandenen ) Mahayana.

Diese aber wieder mit der ( im christlichen etc. gelehrten) " unvergänglichen Anteil der Seele" zu übersetzen, ist zwar verlockend, aber unsinnig, wenn man die Lehren des Buddha kennt.

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