Bringt stärkeres Rekuperieren wirklich mehr Reichweite?
Hi,
ich habe oft gehört, dass Elektro-Autos eine höhere Reichweite haben, wenn man stärker/mehr rekuperiert. Stimmt das - und warum?
Wenn ich langsamer werden möchte und leicht auf die Bremse gehe, dann rekuperiert ein E-Fahrzeug ja automatisch anstatt zu bremsen. Egal wie die rekuperation eingestellt ist.
Angenommen ich schalte die rekuperation auf die kleinste Stufe - dann nutze ich meine Bewegungsenergie in dem ich das Fahrzeug rollen lasse, wenn ich vom Gas gehe. (Und rollen lassen oder "segeln" sollte doch weniger Strom kosten als Strom erzeugen, speichern und dann wieder "Gas geben".)
Und wenn ich doch bremse, weil ich langsamer werden will, dann rekuperiere ich ja wieder.
Liege ich hier falsch?
9 Antworten
Die Theorie stimmt nicht für alle Elektrofahrzeuge, es gibt Hersteller die nutzen OnePedalDriving und bremsen über das Bremspedal ohne Rekuperation. Ist aber die Ausnahme. Tesla hat das früher bspw. gemacht, ob das aktuelle Modelle noch so tun, kann sicher ein Teslafahrer sagen.
Die beste Methode um weniger Energie zu verbrauchen ist das Segeln, da hierbei keine Umwandlungsverluste zusätzlich auftreten.
Die Stärke der Rekuperation kann man einstellen in vielen Fahrzeugen, jedoch ist die Stärke der möglichen Rekuperation abhängig vom Ladezustand der Batterie, dem jeweiligen Elektromotor und dem zugrundeliegenden Hochvoltsystem. Ein Elektromotor kann maximal grob so viel Leistung rekuperieren, wie er abgeben kann, einer der Gründe, warum bspw. Elektromotoren immer stärker werden.
BMW hat einmal für den i4 Rekuperationskurven veröffentlicht, sie sehen sehr ähnlich aus, wie Ladekurven. Die höhe der möglichen Rekuperation ist also höher, wenn ich mit eher leerem Akku rekuperiere, bei vollem Akku rekuperieren keine Modelle mehr.
Es gibt einige, wenige Elektroautos, die können mit mehr Leistung rekuperieren als sie am Schnelllader geladen werden können. Der Audi e-tron ist ein Beispiel, 150kW Ladeleistung und bis zu 210kW Rekuperationsleistung.
Am Ende einfach vorausschauend fahren und den rechten Fuß im Griff haben, das bringt viel.
Salue
Ich lebe in der Schweiz und am Fusse des Jura-Gebirges. So befahre ich mit meinem Microlino häufig Steigungen und Gefälle unterschiedlicher Steilheitsgrade. Ich kann mit den Microlino, mittels leichtem Drücken des Leistungspedals, von maximaler Rekupertion bis zu keiner Rekuperation (Segeln) stufenlos wählen.
Meine Versuche zeigen, dass die Rekuperation einen Wirkungsgrad von ca. 70 % hat. Die Lade und Entladevorgänge haben nämlich Verluste. Das ist allemal besser als ein Verbrenner, welcher die kinetische Energie in Verschleiss und Wärme umsetzt.
Das Segeln hingegen hat keine Verluste, es liegen nur der normale Roll- und Luftwiderstand an.
Im Gebirge wird hingegen das Mass der Rekuperation durch die Steilheit des Gefälles vorgegeben.
Anders sieht es bei Ampeln aus. Das ist es das Beste, weit vor der Ampel schon zu Segeln und sich nur durch den Luft- und Rollwiderstand "bremsen" zu lassen. Immer ist dies allerdings auch nicht möglich, schliesslich will man den übrigen Verkehr nicht behindern.
Tellensohn
Bild: Meine Versuchsstrecke auf 800 Meter Seehöhe am "Allerheiligenberg".

ich habe oft gehört, dass Elektro-Autos eine höhere Reichweite haben, wenn man stärker/mehr rekuperiert. Stimmt das - und warum?
Das ist einfache Physik. Nach dem Energieerhaltungssatz kann Energie nie erzeugt oder vernichtet, sondern lediglich umgewandelt werden.
Bei einem herkömmlichen Verbrenner wird die Energie beim Bremsen nicht genutzt, sondern in Wärmeenergie umgewandelt. Je stärker du bremst, desto mehr Bewegungsenergie würde bei herkömmlichen Bremsen in Wärmeenergie umgewandelt werden.
Bei einem E-Auto wird die Energie beim bremsen bzw. rekuperieren hingegen zurückgewonnen. Ergo gilt auch: Je stärker und länger du rekuperierst, desto mehr Energie kann ein E-Auto zurückgewinnen.
Das heißt aber nicht, dass eine höhere Rekuperationsstufe automatisch zu mehr Reichweite führt, denn die Energie, die du beim Rekuperieren verwendest, ist wie gesagt nicht aus dem Nichts gekommen, sondern aus deiner Bewegungsenergie, die wiederum im Endeffekt aus deinem Akku gekommen ist und Reichweite verbraucht hat. Wenn du stärker aber dafür weniger lang rekuperierst, kann das natürlich auch bedeuten, dass du am Ende weniger Reichweite hast.
Fazit: Es kommt auf den genauen Vergleich und die Fahrweise an.
Die Behauptung, dass bei einem Verbrennungsmotor die Bewegungsenergie beim Verzögern nicht genutzt wird, ist nicht korrekt. Selbstverständlich lädt der Generator auch im Schubbetrieb - ist er abkoppelbar, und lädt vornehmlich nur im Schubbetrieb, dann sogar stärker, derartige Fahrzeuge tragen den irreführenden Begriff namens "Bremsenergierückgewinnung". Natürlich ist der Grad der Energierückgewinnung weitaus kleiner als bei einem Fahrzeug mit Elektromotor, jedoch kann er durch eine geschickte Fahrweise wie beispielsweise einen ausgedehnten Schubbetrieb (Schubabschaltung!) inklusive Nutzung der kleineren Gänge optimiert werden.
Da hast Du genau das richtige Gefühl.
Vorausschauend fahren und segeln, ist am sparsamsten. Wenn der Strom durch Rekuperation wieder im Akku landet und danach wieder zum beschleunigen benutzt wird, dann hast Du jedes mal rund 20% in Wärme verwandelt.
Wenn man sich einmal dran gewöhnt hat ist das sogenannte One Pedal Drive sicher am angenehmsten. Da regelst Du die Rekuperation mit dem Gas(Strom)Pedal.
Du liegst da nicht falsch. Das ist so. Stärkere Rekueinstellung bringt nichts in Sachen Reichweite.
Die technisch maximal mögliche Rekuleistung ist der begrenzende Faktor. Ob man diese mit OPD Fahrweise oder ganz klassisch mit dem Bremspedal hervorruft, ist dabei unerheblich.
OPD ist natürlich viel angenehmer. Insbesondere im Stadtverkehr. Noch besser ist dann I-Pedal. Da bleibt das Auto sogar stehen, ohne dass das Bremspedal benutzt werden muss.
Sowohl in diversen Foren als auch meine eigenen Erfahrungen haben im Verbrauch keine messbaren Verbrachsunterschiede bei unterschiedlichen Rekueinstellungen ergeben.
Da hat man Dir aber Müll erzählt. Die Rekuleistung ist immer gleich. Das Fahrverhalten ändert sich nicht abhängig vom Ladezustand des Akkus. Ausnahme ist, wenn dieser 100% voll oder 0% leer ist.
Ich habe mal ein Video gesehen, da sind die Tester mit einem Tycan meit 100% vollem Akku 1000m Höhenunterschied heruntergefahren. Der anfangs sogar noch voll rekuperiert. Nach und nach wurde der Akku voller und erst bei 102% oder so hat die Rekuleistung nachgelassen.
Bei einem ZOE hast Du bei 100% gar keine Reku. Da wirken nur die mechnischen Bremsen. Aber ab so etwa 98% funktioniert wieder alles normal.
Ich denke mal ob OPD angenehmer ist oder nicht, ist Geschmacksache.
Und wenn man Jahrelang Benziner gefahren ist, dann muss man sich halt an das rekuperieren erst mal gewöhnen.
Genau das Gefühl habe ich auch.
Ich habe z.B. mal eine Probefahrt mit einem Tesla gemacht. Und dort wurde mir gesagt, dass man nicht einstellen kann, wie stark der Tesla rekuperiert. Das ist wohl abhängig vom Ladezustand. -> Je voller der Akku desto weniger stark wird rekuperiert. Da man bei wenig Akku eben noch mehr Restreichweite raus holen will.
Das würde ja dann gar keinen Sinn machen.