Bringt es etwas, täglich mindestens 2 Stunden Geige zu üben?
Ich habe vor einigen Monaten angefangen, Geige zu lernen. Es macht mir großen Spaß und ich bin diesbezüglich auch ziemlich motiviert und übe fast jeden Tag.
Es ist mir sehr wichtig, möglichst schnell große Fortschritte zu machen, da ich leider kein kleines Kind mehr bin und ich es blöd fände, erst irgendwann, wenn ich schon Mitte 20 bin, halbwegs gut spielen zu können. (Natürlich wäre das auch in Ordnung, aber trotzdem möchte ich versuchen, so das „Anfänger Niveau“ möglichst schnell hinter mich zu bringen, falls es irgendwie geht.)
Ich habe schon seit fast 10 Jahren Klavierunterricht, weshalb ich bereits viele musiktheoretische Grundkenntnisse habe, die mir sehr helfen.
Ich wollte fragen, ob es mit meiner Ausgangssituation möglich ist, schon nach 1,5 - 2 Jahren relativ gut zu spielen, wenn ich täglich ca. 2 Stunden üben würde? (Weil angeblich sollen kleine Kinder ein Instrument ja viel einfacher lernen.) Und denkt ihr, dass es bei mir einen deutlichen Unterschied machen würde, ob ich täglich 2 Stunden oder nur eine halbe Stunde üben würde oder ob es gut sein kann, dass man das gar nicht merkt und es sowieso nicht viel mehr bringen würde?
(Mir ist bewusst, dass man sowas nie pauschal sagen kann, da es immer individuell ist, aber vielleicht habt ihr ja Erfahrungen oder könnt einfach mal eure Meinung / Einschätzung dazu schreiben.)
10 Antworten
Es bringt etwas, sauber und sinnvoll zu üben.
Anfangs muss man schauen, wie lange man Bogen und Geige halten kann. Verkrampft üben bringt nichts.
Man hat auch nicht immer 2 Stunden Zeit.
Fokussiere dich auf gute Grundlagenübungen, kontrolliere immer wieder die richtige Haltung, den sauberen Bogenstrich, die lockere Bogenhaltung.
Wenn du deine Übungsstunden gut aufbaust, werden sie schon automatisch eine gewisse Zeit dauern.
Aufwärmen (Körper: Schultern, Nacken, Finger lockern). Richtig stehen, Geige anlegen, richtig halten. Stimmen.
Leere Saiten spielen mit langem Bogenstrich, dann mit immer kürzeren. Saitenübergänge üben. Ggf. auch Doppelsaiten üben (Akkorde).
Tonleiter üben.
Bekanntes, einfaches Stück spielen (Aufwärmen).
Aktuelles Stück spielen, schwierige Stellen markieren, langsam, Takt für Takt an diesen Stellen arbeiten. Zeile für Zeile spielen.
Ggf. noch Etüde üben, die zum aktuellen Stück passt und Schwierigkeiten daraus isoliert.
Damit wärest du vermutlich schon mindestens eine Stunde beschäftigt.
Effektiver, als einfach lange zu üben ist es, zielvoll und in kleinen Einheiten zu üben. Das kennst du vermutlich schon vom Klavier.
Der Trick zu deinem Ziel ist, die jetzige Zeit zu genießen!
Schaue dir Profigeiger an. Einige spielen auf YT auch Kinderlieder, Anfängerstücke, Suzikistücke. Höre dir das an. DAS ist erst mal dein Ziel: Note für Note das beste aus den einfachen Stücken rauszuholen, sie so lange zu üben, bis sie sauber und perfekt klingen, nicht durch jedes Stück zu hetzen, um "weiterzukommen". Wenn du die Anfängerstücke sauber spielst, hast du eine viel bessere Grundlage für später, als wenn du da durchhastest und immer auf die "richtigen Stücke" wartest.
Es gibt mehrere Geiger auf YT, die die Wohlfartetüden spielen. Höre die alle mal an und fange dann vielleicht damit an. Die Etüden fangen auf relativ einfachem Niveau an und steigern sich dann nach und nach, sind aber, zumindest die in dem verlinkten Buch, alle in der ersten Lage. Damit ist man schon eine Weile beschäftigt. Danach könnte man zu Dont und Kreuzer gehen.
https://www.youtube.com/watch?v=3Za0D9pAhVI&list=PLIcJOrQKnxs1DNu-hrKQrdvmsbe0kVYlA
Es gibt auch ganz viele Songbooks mit vereinfachten Liedern für Anfänger. Damit kann man immer wieder etwas Neues spielen, aber auf einfachem/ gleichen Niveau.
Denke daran, wie lange es dauerte, bis du sicher laufen, deutlich sprechen, schreiben konntest, Das dauerte alles mehr als ein Jahr, oft sogar deutlich länger. Ohne diese Grundlagen wärest du aber heute viel unsicherer in allem.
Bei der Geige ist es auch so: Lasse dir Zeit, feile lieber an Details, am schönen Ton, an der Geläufigkeit, an der Sicherheit, statt möglichst viele Stücke zu "sammeln".
PS
Schaue mal bei Youtube nach "Violin Explorer" und Kerson Leong "The Art of the Etude". Da wird auch viel an Technik erklärt.
Erstmal: Super, dass du so motiviert bist. Natürlich ist es besser länger zu üben als kürzer aber für den Anfang würde ich mich eher langsamer steigern was die länge des Übens angeht.Auch wenn man natürlich so schnell wie möglich besser werden will. Außerdem kann das deine Motivation verringern da die Geige ein schweres Instrument ist mit dem man viel Geduld haben muss (viele Jahre Geduld). Mach dir damit nicht zu viel Druck schnell Besser zu werden. (du musst ja nicht gleich Profi werden oder?) Wenn du das mit den 2 Stunden so durchziehen kannst dann ist das natürlich super. Aber Bitte sei Geduldig mit der Geige. Ich weiß wie frustrierend es ist wenn man mit diesem Instrument Monate gefühlt nicht voran kommt.
Viel Spaß und bleib Motiviert!!!!
Meiner Persönlichen Erfahrung nach - und ich beginne jetzt mein Geigenstudium, klappt üben am besten wenn man es plant. Wenn du dir sagst diesen Monat möchte ich gerne 2h Pro Tag üben, dann solltest du dir ein Ziel raussuchen um diese Zeit zu erreichen. Das kann ein kleines Konzert sein, oder aber auch nur, dass du eine bestimmte Fähigkeit erreichst. Schreib dir in einem designierten Buch also auf: 2h am Tag üben in Monat x um am Ende des Monats y zu können. Und dann übe systematisch. Kontaktiere einen Lehrer um deinen Lernstand zu kontrollieren und dich zu motivieren. In deinem Buch kannst dann täglich auch aufschreiben was dir leicht fiel und was schwer war. Gut sind tatsächlich Übungen die du über Jahre jedes Mal vorm Geigen machst. Mein Einspielen dauert momentan eine Stunde hat damals aber 10 Minuten gedauert und ich mach immer noch die Übungen von vor 10 Jahren. Daran merke ich Verbesserung, weil es ja vergleichbar ist.
Der letzte Tipp den ich dir geben kann um es beizubehalten: Sei dir bewusst es wird Tage geben an denen wirst du aufhören wollen. Und das sind die Tage an denen es auch mal ok ist eine halbe Stunde zu üben, und da nur die schweren Stellen zu machen um dort nicht an Qualität zu verlieren.
Übe niemals müde, sondern immer konzentriert. Dein Vorteil liegt im musikalischen Grundwissen, dem Gehör und im Trainingsvorsprung der Fingermuskulatur.
Vieles andere ist altersabhängig und auch individuelle Typsache. Es sollte bei max. drei Stunden Gesamtübezeit bleiben. Wenn Du jünger als 16 bist, maximal 2 Stunden und zwingend starken körperlichen, täglichen Ausgleich (Rücken!), der bei Violine noch wichtiger ist als bei Klavier. Wenn Du 16 oder älter bist, hängt viel von Deinen Ambitionen und Berufswünschen (Profimusikerin?) ab. Da darf es in Ausnahmefällen auch ohne Weiteres mehr als drei Stunden und intensiver werden, aber vergesse niemals die Grundregeln 'mit Hirn' und 'Ausgleich'. Lerne, überlegt zu üben - dann geht es am schnellsten.
Geige ist kein einfaches Instrument. ich erinnere mich an die vielen Tränen meiner Schwester, die sich als Kind aus eigenem Ehrgeiz ziemlich gequält hat. Wichtig ist, dass du Spaß am spielen hast und nach und nach versuchst deine eigenen Elemente zu integrieren. Wie lange du übst, ist dir und deinem Spaß daran überlassen.