Was ist der Unterschied zwischen substantieller und funktionaler Religion?
Ich verstehe den Unterschied zw substantieller und funktionaler Religion einfach nicht. War schon auf wiki und google -.- bis jetzt hab ich nur verstanden: substantielle Religion ist Fragen zu Religion zu stellen und zu erforschen und funktionale Religion ist eine persönliche Beziehung zur Religion. Ist das überhaupt richtig? Kann es mir jemand bitte verständlich erklären?
3 Antworten
Diese beiden Begriffe kommen aus der Religionswissenschaft.
Funktionale Religion meint, dass man schaut, welche Funktionen eine Religion erfüllt. Religion kann für den Einzelnen die Funktion haben,
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dass er einen Sinn und Inhalt für sein Leben findet oder
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dass er Antworten auf Fragen bekommt, die er sonst nirgends bekommt,
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oder dass er dort Gemeinschaft findet oder
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dass er getröstet wird im Leid und in bezug auf den Tod oder
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dass er mit seiner Schuld umgehen kann.
Religion kann für eine ganze Gesellschaft Funktionen erfüllen, zum Beispiel
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dass man eine gemeinsame Weltanschauung und gemeinsame Werte hat,
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dass man gemeinsame Treffpunkte hat und dort Gottesdienste feiert und betet,
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dass man eine Struktur des Jahres durch gemeinsame Feste und Fastenzeiten hat,
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dass man einen Grundkonsens bezüglich dessen, was man tut oder nicht tut, hat,...
Substantielle Religion meint den Inhalt (die Substanz) einer bestimmten Religion. In den oben genannten Beispielen wäre es im Prinzip egal, welche Religion man hat, da ja viele Religionen die genannten Funktionen erfüllen können. Substantiell schaut man dann genauer hin, ob die Inhalte passend sind, was eigentlich geglaubt wird, welche Handlungsvorgaben eigentlich da sind, ob denn wirklich das Ganze Sinn macht,...
Zunächst: Dabei handelt es sich nicht um Formen von Religion, sondern um Definitionen davon, was Religion ist. Daher spricht man auch eigentlich vom substanzialistischen und vom funktionalistischen Religionsbegriff.
Zur Unterscheidung: Der substanzialistische Religionsbegriff definiert Religion über ihre Inhalte. Gemäß diesem Religionsbegriff ist all das Religion, was sich mit transzendenten oder heiligen Dingen bzw. Wesen befasst.
Der funktionalistische Religionsbegriff definiert Religion über ihre Funktion innerhalb der Gesellschaft. Für ihn ist all das Religion, was Menschen eine gemeinsame Moral, ein gemeinsames Ziel und einen Sinn im Leben gibt. Nach dem funktionalistischen Religionsbegriff kann z.B. auch eine politische Überzeugung eine Religion sein.
Hoffe, ich konnte helfen.
Deine Verständnisschwierigkeit rührt daher, dass du den Gegenstand der Betrachtung mit der Betrachtung selbst verwechselst. Das passiert jedoch nicht nur dir, sondern auch vielen die sich eigentlich auskennen müssten. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Definition was Religion sei, in der Natur nicht gefunden werden kann (z.B. wie ein Apfel oder die Menge der Natürlichen Zahlen), sondern immer durch einen Menschen konstruiert werden muss.
Es gibt weder substantielle Religion noch funktionale Religion, sondern nur verschiedene Definitionen was Religion ist, wobei die Definition einerseits von einem substantiellen Ansatz ausgehen kann, oder andererseits von einem funktionalen Ansatz. Wer definiert, dass Religion das sei, was er selber glaube inklusive kleiner Abweichungen, der kommt sozusagen aus dem Inneren der Religion und verwendet einen substantiellen Ansatz. Wer aber die Gesellschaft betrachtet und daraus definiert, welche Funktion, Ziele, Eigenschaften und Merkmale eine Religion hat, der verwendet einen funktionalen Ansatz.