Bist Du für Unisex-Toiletten?
War nicht dort drin..👀😶
21 Stimmen
6 Antworten
Ich halte sowohl Argumente für Unisex-Toiletten als auch gegen diese für valide:
Pro: Nichtbinäre und intersexuelle Personen werden durch die erzwungene Einteilung in männlich und weiblich diskriminiert und ihr möglicher Leidensdruck wird gesteigert¹. Trans-Personen, die kein ideales Passing² besitzen, sind sowohl auf der Männer- als auch auf der Frauentoilette gefährdet, da sie auf beiden als das jeweils unpassende Geschlecht wahrgenommen und deshalb attackiert werden könnten. Etc.
Contra: Männer und Frauen hätten nicht mehr die Möglichkeit, einander beim Toilettengang aus dem Weg zu gehen, was vor allem bei Frauen die (möglicherweise sogar begründete) Angst vor Übergriffen durch Männer steigert. Die Umrüstung zu Unisex-Toiletten ist kostspielig und nimmt Ressourcen in Anspruch, die andernorts vielleicht dringender nötig sind.
Folgender Kompromiss erscheint mir am sinnvollsten. Ich habe ihn zunächst bei Gutefrage gesehen, habe aber seitdem auch Lokale, Veranstaltungen u.ä. gesehen, bei denen diese Lösung mit viel Erfolg angewandt wird.
Die "Damen" und "Herren" Schilder bzw. Symbole werden ersetzt mit einer Beschreibung der Art der Toiletten. Das können Bilder von Urinalen und Kabinen sein, die Aufschrift "hier kannst du sitzen" bzw. "hier kannst du stehen und sitzen" oder eine ähnlich verständliche Beschriftung.
Einen Leidensdruck allein aufgrund der Beschriftung gäbe es dadurch nicht mehr. Auch wenn Trans-Personen möglicherweise immernoch aufgrund ihres Aussehens angegriffen werden würden, könnte man diese Angriffe zumindest nicht mehr damit rechtfertigen, dass sie in der 'falschen' Toilette sind.
Da Männer wahrscheinlich immernoch in den Raum mit Urinalen gehen und Frauen in den Raum ohne Urinale, gehen sie einander weiterhin einigermaßen aus dem Weg. Die Änderung der Beschriftungen kostet auch nicht annähernd so viel wie ein Umbau der Toiletten.
Wenn es stichhaltige Argumente gegen diesen Lösungsansatz gibt, befasse ich mich gern damit. Diese Debatte ist Teil einer äußerst polarisierenden Thematik und ich versuche stets, eine möglichst logische Meinung zu haben.
Hier noch meine Quelle und Worterklärung:
- Nichtbinäre Personen haben ein stark erhöhtes Suizidrisiko und dieses wird durch die konstante Verwendung von als falsch empfundenen Anreden (z.B. eben "Herren" bzw. "Damen" auf der Toilette) nur noch größer. In meinem Beitrag https://www.gutefrage.net/frage/warum-muss-ich-mir-meinungenwerte-aufzwingen-lassen-die-ich-nicht-vertrete#answer-452704910 habe ich das näher erläutert und mehrere Studien und Artikel dazu angegeben.
- Passing ist der Grad, zu dem man als das Geschlecht erkannt wird, mit dem man sich identifiziert. Bsp.: Ein Transmann, den in der Öffentlichkeit jeder als Mann wahrnimmt, hat ein gutes Passing.
Eigentlich bin ich dafür, aber ich kann auch verstehe, dass einige Frauen sich dadurch belästigt fühlen könnten oder Angst vor Übergriffen haben
Aber in öffentlichen Einrichtungen/Bildungseinrichtungen fände ich sie sehr gut, an irgendwelchen gruseligen Bahnhöfen eher nicht
Evtl müsste man Toiletten allgemein so designen, dass sie mehr Sicherheit bieten
Gerade vor Bahnhöfen findest Du zunehmend Häuschen, in denen sich 2 von außen zugängliche und von innen abschließbare Zellen befinden. Über einer Tür steht WC und über der anderen PISSOIR. Meist ist letztere kostenlos und die andere kostet 0,50 €. Die Beschriftung sagt hier, was sich hinter der Tür befindet und nicht, wer wo reingehen soll. Männer, Frauen und "Diverse" können sich gleichermaßen aussuchen, ob sie kostenlos ins Urinal pinkeln oder sich für 0,50 € hinsetzen möchten. Das ist ihre persönliche Entscheidung.
Die veralteten Toiletten in den Bahnhofsgebäuden werden dagegen zunehmend geschlossen oder gleich das ganze alte Bahnhofsgebäude abgerissen.
Sicherheit ist auf Unisex-Toiletten aber ohnehin gegeben, da dort so billige Holzgestelle verboten sind, die unten und oben offen sind.
https://www.youtube.com/shorts/dXPlf2KGcNc
Es gibt Dinge, die so heilig und männlich sind, die haben Frauen keinen Zutritt.
Mir persönlich ist es eigentlich egal, solange man genug privatsphäre mit geschlossenen Kabinen hat.
Ich war bereits auf einer und die hatten komplett geschlossene Kabinen und war auch kein Problem, es war Sauber und es hat niemanden gestört.
Ich selbst mag aber nicht diese Kabinen wo man gefühlt drunter und drüber schauen kann, aber das betrifft jede Art von Toilette, egal ob getrennt oder nicht.
Diese Gender-Toiletten sind ein Relikt aus der Zeit des Patriarchats und wo Frauen ins Haus gehörten. Pissoirs wurden an jeder Ecke errichtet und Frauen wurde "für alle Fälle" so ein Klo da hingestellt, wie sie zu Hause eins haben.
Aber die Zeiten haben sich gewandelt. Immer mehr Standesämter wurden geschlossen, weil die Eheschließungen abnehmen wie die Kirchenaustritte zunehmen und die Kinderbetreuungseinrichtungen aus dem Boden schießen. Die Versingelung der Gesellschaft schreitet unaufhaltsam voran, das Patriarchat hat ausgedient und spätestens in 30 Jahren wird die letzte Hausfrau Geschichte sein.
Frauen nehmen längst genauso am öffentlichen Leben teil wie Männer und deshalb haben sie das Recht, ihren Hintern bei Bedarf mal dort hinzuhalten wo Männer ihr bestes Stück auch hinhalten statt sich auf eine versiffte Brille zu setzen und dafür auch noch Schlange zu stehen weil es für Männer mehr Kapazitäten gibt.
Aber nicht nur für die Benutzerseite wäre mehr Flexibilität gegeben, wenn man diesen Unfug mit der Geschlechtertrennung abschafft, sondern auch für die Betreiberseite, denn bei der Errichtung von Toiletten braucht man sich künftig nur noch an der Anzahl der Personen zu orientieren und nicht mehr an der Verteilung der Personen auf die Geschlechter, zumal es mittlerweile ein drittes gibt.
Und dieses dritte Geschlecht ist das Hauptproblem bei öffentlichen Pissoirs. Denen kann nämlich niemand am Gesicht ablesen, ob sie vorwärts oder rückwärts pinkeln und sie würden ihre wahre Identität preisgeben. Deshalb kann man da die Urinale auch nur in Zellen verbannen, deren Tür man abschließen kann. Aber auch Männern und Frauen dürfte das nur recht sein, wenn niemand scharf zu dem anderen rüberschielen und geile Sprüche vom Stapel lassen kann. Erregung öffentlichen Ärgernisses - also die Präsentation von Geschlechtsteilen - würde aber selbst dann nicht vorliegen, wenn Männer und Frauen nebeneinander pissen würden, weil bei Frauen - wenn sie den Hintern rausstrecken - die Vulva an dessen Unterseite hängt und nicht gesehen werden kann. Und der Mond von Wanne-Eickel würde gegen die Wand (Pissrinne) oder ins Becken (Urinal) leuchten, so dass bei einer pinkelnden Frau nicht mehr zu sehen wäre als Bollen von der Seite und bei den Herren gar nichts, wenn sie eine Faust um ihr bestes Stück wickeln. Aber wenn die Urinale in Zellen verschwunden sind, ist selbst das obsolet.
In anderen Bereichen ist das doch längst vollzogen. In der Nazi-Zeit gab es noch extra Schwimmbäder nur für Männer und solche nur für Frauen. Und bei den Umkleiden und Duschen ist die Trennung schon in den 90-er Jahren verschwunden. In der Sauna hat es sie nie gegeben. Und an diesen Stellen springen mehr nackte Ärsche rum als auf einer öfentlichen Toilette.