Bin ich verpflichtet, mich um meinen Vater zu kümmern?

3 Antworten

Hallo, soviel mir bekannt ist, ist niemand rechtlich verpflichtet, sich um jemand anderen zu kümmern. Dazu zählen auch die Eltern.

Es gibt allerdings viele Kinder, die ihren Vater oder Mutter pflegen, für sie da sind, oder sich allgemein um sie kümmern. Das tun sie jedoch aus einem emotionalen und ethischem Verpflichtungsgefühl und nicht, weil sie es müssen.

Es ist also dir allein überlassen, ob und wie du mit deinem Vater umgehen willst. In unserer Gesellschaft ist es allerdings oft unverständlich, wenn Kinder sich nicht kümmern, doch das hat in den meisten Fällen einen Grund und deshalb kann und darf kein Außenstehender sich einmischen, auch deine Tante nicht.

Wahrscheinlich nimmt sie deine Krankheit nicht ernst und kann deshalb dein Verhalten nicht verstehen. Aber das ist nur ihr Problem und nicht deines.

Trotzdem möchte ich etwas zu deiner Krankheit sagen, mit der du wahrscheinlich in professioneller Behandlung bist. Kein Arzt, Psychologe, Therapeut oder ähnliche Fachkräfte können dir helfen, wenn du es selber nicht willst und nicht selber all das tust, was man dir sagt. Denn diese Fachkräfte können dich nur unterstützend begleiten, doch helfen kannst und musst dur dir ganz allein.

Bestimmt wird dir geraten, eine Menge in deinem Leben zu ändern, das heißt oft Dinge zu tun, wo du schon gleich sagst, das kann ich nicht. Oh doch, du kannst es, wenn du es willst und harte Arbeit an dir selber in Kauf nimmst. Denn wer wirklich will, der kann fast alles..

Wenn du also deinen Vater nicht alleine lassen willst, dann kannst du morgens auch aufstehen, musst nur wollen.Das wäre doch schon mal ein kleiner Anfang, zu sehen, was du mit deinem Willen schon schaffst.


christina98982 
Beitragsersteller
 20.10.2024, 23:56

Vielen Dank für deine herzliche Antwort!

Natürlich bin ich stets für Papa da, komme was wolle, werde ich hinter ihm stehn. Für mich ist es einfach eher ein „ich muss ihn besuchen“ oder „ich muss anrufen“ anstatt „hey, ich fahr mal Papa besuchen oder ruf ihn mal an“ - eine Pflicht anstatt das ich dies gerne tue.

Leider liegen psychische Krankheiten in der Familie, dies hat bei mir einfach in der Kindheit den Ursprung und hab daher seit Kindheitstagen kein sehr „familiäres“ Verhältnis zu meinem Vater. Meine Tante leidet auch unter psychischen Problemen, daher ist es für mich irgendwie unverständlich ihr Verthalten, da sie dies am besten nachvollziehen müsste.

Mir geht es in diesem Thema um dies, ob ich mir deshalb Schuldgefühle einreden lassen muss und ob (leider schätze ich diese Seite meiner Familie so ein), sie mir dies gerichtlich nachhängen könnte.

Ich bin bereits seit Jahren in Therapie, dieses Jahr ist aufgrund zweier Todesfälle jedoch sehr hart für mich und kämpfe mich jeden Tag durch damit es besser wird.

Samoa253  21.10.2024, 02:39
@christina98982

Danke, du hast sehr nett geschrieben und ich freue mich, dass du mir den zweiten Teil meiner Antwort nicht übel nimmst, denn er hat ja mit deiner Frage nichts zu tun .Aber wie gesagt, niemand wird dich rechtlich belangen, darum mache dir keine weiteren Gedanken darüber. Und lasse dir auf keinen Fall, von deiner Tante ein schlechtes Gewissen einreden. Wahrscheinlich hat sie selbst keine Kinder, oder wenn doch, kann man diese nur bedauern.

Wie du schreibst, hast du für deinen Vater, bevor er ins Heim kam, alles getan wofür er Hilfe brauchte. Jetzt wird er im Heim versorgt und ich glaube nicht, dass er täglich deinen Anruf oder Besuch erwartet.

Naja, das ist jetzt meine Meinung, denn Ausnahmen gibt es immer. Da kann man nur wünschen, dass dein Vater nicht zu duesen zählt. Du führst dein eigenes Leben und das ist für dich am wichtigsten.

Versuche deine psychischen Probleme in den Griff zu bekommen, jedenfalls so, dass du einigermaßen normal damit leben kannst.Das dauert oft sehr lange, denn gerade Erlebtes in der Kindheit, ist wie eingebrannt und manche Narben spürt man ein ganzes Leben lang. Aber wenn man viel gelernt hat und an sich arbeitet, kann man sie gut ertragen. Das sage ich jetzt aus eigener Erfahrung.Du wirst das bestimmt auch schaffen, vorausgesetzt du willst es. Ich wünsche es dir jedenfalls und alles Gute für deine Zukunft.

Nein, gesetzlich und rechtlich bist du das nicht.

Aber deine Verwandtschaft scheint der Ansicht zu sein, du seiest moralisch dazu verpflichtet.

Du bist psychisch angeschlagen, und selbst für einen seelisch und körperlich gesunden Menschen ist es eine enorme Belastung sich um einen dementen und chronisch Kranken Menschen zu kümmern.

Du hast das getan was dir körperlich und seelisch möglich und das beste für deinen Vater ist.

Und wenn deine Tante nörgelt, sag ihr sie soll es selbst machen.

Und wenn sie nicht aufhört, brich den Kontakt zu ihr ab, sie hat dir nichts zu sagen.

"Nörgeln ist ein probates Mittel sich in den Mittelpunkt zu spielen (sich wichtig zu machen) ohne selbst Stellung zu beziehen (ohne selbst etwas zu tun)!"


christina98982 
Beitragsersteller
 21.10.2024, 00:05

Danke auch für deine Antwort.

Der Vater meiner Tante war auch im Heim damals, sie hat sich nicht um ihn gekümmert meint nun bei mir aber groß zu reden. Deswegen verstehe ich ihr Verhalten dem gegenüber nicht.

Es war, auch als Papa daheim war, psychisch und körperlich sehr anstrengend, daher die gemeinsame Entscheidung (mit seiner Schwester) ihn in ein Pflegeheim zu geben, da die Versorgung mit einer 24-Stunden Pflege aufgrund der Wohnsituation nicht möglich war.

Wenn dieser Streit und dieses Hin-und-Her kein Ende nimmt, wird ein Kontaktabbruch die beste Wahl sein. Distanz hat mir mein Therapeut onehin schon angeraten…

adianthum  21.10.2024, 09:21
@christina98982

Dann weißt du ja, was du tun musst um gesund zu bleiben/zu werden.

Jetzt musst du nur mit dir selbst ins Reine kommen, und dir kein schlechtes Gewissen machen (lassen), wenn du die notwendige Entscheidung triffst.

Zum "Kümmern" gibt es nur moralische Verpflichtungen, und nichts ist durchsetzbar. Den finanziellen Verpflichtungen dagegen musst Du im Rahmen Deiner Leistungsfähigkeit nachkommen.


christina98982 
Beitragsersteller
 21.10.2024, 00:00

Danke für deine Antwort! Finanziell habe ich alles geregelt, Papa hat hier keine Sorgen und auch alles weitere was er benötigt, wird (mit ihm gemeinsam) erledigt. Mach mir nur enorme Gedanken über den „Psychoterror“ der ausgeübt wird …

GeistundSeele  21.10.2024, 12:42
@christina98982

Da hilft nur eins: Den Kontakt mit üblen Menschen auf das absolute Mindestmaß beschränken (ohne dabei unhöflich und streitsüchtig zu werden) und in seinen Entscheidungen unabhängig bleiben. Vor 10 Jahren hatte ich den Kontakt zu meiner Schwester abgebrochen, die mich in der Erbschaftssache meiner Mutter übel hereingelegt hatte. Das ist zwar nicht schön, aber meine Entscheidung bereue ich nicht, nachdem zwei Annäherungsversuche gescheitert waren. Alles Gute für die Zukunft.

Ich hoffe, dass Du einen Menschen an Deiner Seite hast oder findest, der Dich unterstützt und aufbaut. Ich selbst bin zu alt und in festen Händen.