Bin ich eine gescheiterte Existenz?
Hi,
mein Leben ist eigentlich nur noch eine Katastrophe und das bereits mit 20. Ich hatte nie schulische Probleme, war recht beliebt und hatte auch die ein oder andere Freundin welche recht begehrt war.
Ich schloss die Schule mit 2,1 ab und erhielt dadurch den erweiterten Realschulabschluss, fing eine solide Ausbildung bei Mercedes an, beendete diese denn aber nach knapp 4 Monaten wieder.
Ich wusste nichts mehr mit mir anzufangen, hatte auf nichts mehr Lust und konnte mich kaum bis gar nicht mehr für etwas begeistern, geschweige denn motivieren. Durch meine Schulzeit hatte ich noch ein paar alte Freunde von welche ich hörte dass sie in der "Hooligan-Szene" aktiv sind. Ich trieb seit Kindesalter intensiv Sport und Hemmungen hatte ich sowieso keine und dachte mir, dass ich doch mal mitziehen könnte.
In dieser Zeit rutschte ich komplett ab, durch die "sportlichen" Schlägerrein und irgendwelche vermeintlichen Fanclubs wurde auch ein mittelgroßer MC, welcher in unserer Stadt ansässig ist, auf uns aufmerksam. Wir wurden mehrfach eingeladen und feierten auch mehrfach dort, bis man uns anbot für sie aktiv zu werden und im Gegenzug dafür Deckung und Freihaus bekommen. Ich dachte mir mit 18 Jahren: Cool, jetzt weißt du wo du fressen, saufen und vögeln kannst, kannst dich mit jedem und allem anlegen ohne dir irgendwie eine Platte machen zu müssen. Heute würde ich sagen, dass wir nur ein paar Handlanger waren.
In dem Zeitraum von 2016 bis vor einigen Monaten sammelte ich etliche Anzeigen wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Freiheitsberaubung, die Dunkelziffer der Straftaten ist wesentlich höher... Es sind alles Dinge für welche ich mich heute schäme und auch gerade stehen möchte.
Meine Eltern haben schon mehr oder weniger den Kontakt abgebrochen, sowie meine leiblichen Brüder. Ich habe nirgendswo mehr einen richtigen Halt und finde nirgendswo Hilfe, wollte als Kind immer mal was tolles werden, hätte mir nie denken können dass ich mal so werde. Mein bisheriges Verhalten ekelt mich an und über manch geschehene Dinge mach ich mir bis heute noch Gedanken. Es ist auch keine Jugendsünde, es ist einfach nur im nachhinein deprimierender Dummsinn gewesen, dumm & naiv.
Ich habe mir das Leben richtig versaut und bin irgendwie nur noch ein Wrack. Auf dem Arbeitsmarkt bin ich nicht mehr relevant, denn trotz gutem Abschluss sind es nur absagen die Reinprasseln.
Ich habe keine Idee mehr wie es mit mir weitergehen soll, möchte gerne wieder ein vollständiger Teil der Gesellschaft werden und nicht so ein Elendshaufen. Nur wo fange ich an? Gibt es denn noch irgendwo eine Chance mit dieser Vorgeschichte?
7 Antworten
Du hast das in Deiner schonungslosen Selbstbetrachtung schon völlig richtig erkannt: Ja, nach derzeitigen Maßstäben gemessen, bist Du eine gescheiterte Existenz!
Aber das muss natürlich nicht so bleiben!
Dennoch wird von Dir nun wirklich großes Durchhaltevermögen verlangt, wenn Du wieder Fuß fassen willst in einer bürgerlichen Existenz. Dafür solltest Du Dich rigoros von Deinen alten, falschen Freunden distanzieren. Das ist der erste und wichtigste Schritt.
Gut wäre es, wenn Du Dich doch noch zu einer Ausbildung entschließen könntest. Da könnte Dir die Bundesagentur für Arbeit schon entscheidend weiterhelfen. Du bist dort mit Deinen Problemen auch nicht allein. Auf jeden Fall musst Du Dich überall hochmotiviert geben, auch wenn das manchmal sicher schwerfällt.
Natürlich wirst Du die Ochsentour gehen müssen, das muss Dir klar sein, aber der Weg wird sich für Dich lohnen. Und sieh zu, dass Du mit Deiner Familie wieder ins Reine kommst. So ein bisschen Nestwärme in schwieriger Lebenssituation ist nicht zu unterschätzen. Das kann Dich vor Rückfällen bewahren, allerdings wirst Du auch dort erst überzeugen müssen, dass Du Dein Leben wirklich ändern und in den Griff bekommen möchtest.
Deine Vorsätze finde ich schon mal gut und wünsche Dir wirklich viel, viel Glück dabei.
So ein Verhalten im Berufsleben auszubügeln ist ganz ganz schwierig.
Da du anscheinend keine Familie mehr hast, solltest du dich am besten an eine Person wenden die die wenigstens nicht als Wrack sieht. Es sollte motivierend sein, damit du nach vorne, nicht zurück, blickst.
Bei der Bundesagentur für Arbeit (oder wie auch immer die heißen, die ändern immer ihren Namen) kannst du deine Interessen mal neu aufwecken, falls dir die Ausbildung zu lw war. Die geben dir dann direkt ein Haufen Papierkram mit Bewerbungsunterlagen und Stellenangebote.
Und dann heißt Bewerbung schreiben, ein schickes Foto rein kleben, heißt nicht von Snapchat ;) und abschicken und auf Glück hoffen.
Okay du hast ziemlichen Mist gebaut, aber bist schonungslos ehrlich und stehst dazu und gibst nicht anderen die Schuld für dein Verhalten.
Dein Problem du hast keine abgeschlossene Berufsausbildung, aber immerhin einen guten Schulabschluss.
Lasse dir mal einen Termin bei der Bundesagentur für Arbeit geben und mache einen Berufsfindungstest und suche dir Hilfe bei einer Beratungsstelle und mache eventuell eine Therapie um nicht wieder in alte Muster zu verfallen.
Du bist noch jung genug um dein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Ich wünsche dir viel Glück !
Ich meine diese meine Antwort völlig ernst : Bewirb Dich bei der légion étrangère.
Hast Du Deine 5 Jahre dort abgedient bist Du ein völlig Anderer Mensch. Du hast einen Stolz entwickelt auf Dich selbst und kennst Dich und Deine Fähigkeiten sehr genau. Du bist diszipliniert wie kein Anderer, hast viel gelernt, viel gesehen und bist mit 25 immer noch jung genug eine Ausbildung zu machen, wenn Du ins Zivilleben zurückkehren willst. Oder Du nimmst die Französische Staatsbürgerschaft an und machst Karriere bei der Französischen Polizei oder Gendarmerie. Vorstrafen in Deutschland zählen dort nicht nach ehrenhafter Absolvierung von 5 Jahren service in der légion.
Vielleicht kannste ne überbetriebliche Ausbildung machen? Frag mal beim Jobcenter.
Du willst ja aus der Szene aussteigen. Das sollte man Dir echt hoch anrechnen.
Viel Glück!
Ja, irgendwann muss man mal erwachsen werden.
Danke für deine Antwort.