Bedeutung dieses Gedichts?
Hi, es geht um einen Ausschnitt aus einem Gedicht, das den 1. Weltkrieg beschreibt bzw. das Kriegsgeschehen.
Die Wolken des Himmels wurden gefasert. Standen in blassen Flocken
Trübe über der Erde. Bis der Regen kam.
Gegen Abend. Lückenlos fallend auf Freund und Feind,
Auf das Feld der Ehre und Unehre. Auf Mann und Ross,
Auf Rückzug und Vormarsch. Auf Tote und Lebende.
Was bedeuten diese Zeilen? Also zuerst wird der Kriegsschauplatz so beschrieben, dass er "undurchsichtig" ist und der Regen am Abend lässt dieses Undurchsichtige verblassen. Könnte man das so verstehen, dass dieser Regen am Abend quasi sinnbildlich für die erst viel zu späte Erkenntnis vieler Menschen steht, wie viel Leid und Schrecken so ein Krieg mit sich bringt? Denn es steht ja geschrieben, dass dieser Regen quasi auf alles aufmerksam macht.
Was denkt ihr, könnte das so sein?
3 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Floflix/1655211193397_nmmslarge__0_0_669_670_3a6991ba4fb3044c7610c828c12948d4.jpg?v=1655211193000)
Das Gedicht (von Wilhelm Klemm?) endet mit dem Bild des Abendregens, der keine Unterschiede macht zwischen den Gegensätzen des Krieges (Freund vs. Feind, Ehre vs. Unehre, Rückzug vs. Vormarsch, Tote vs. Lebende). Diese Polaritäten verlieren ihre Bedeutung bzw. ihren Sinn im Angesicht der Natur. Der Regen fällt "lückenlos" auf alles nieder.
Das Schlachtszenario rückt vor der gleichgültigen Natur in Distanz. Das verstärkt die Trostlosigkeit und Trauer, mit der das Gedicht ausklingt.
Insofern würde ich dir (mit gewissen Einschränkungen) recht geben, dass der Regen eine Erkenntnis über den Krieg veranschaulicht.
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/15_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Genau, von Wilhelm Klemm. Danke für die Antwort :)
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Liebello/1671231875701_nmmslarge__31_20_120_120_a52539b94d5200bfee33fdec328802be.png?v=1671231876000)
Der Regen macht keinen Unterschied zwischen den Menschen und ihren Taten. Er regnet auf alle gleich. Den Regen könnte man als höhere, übergeordnete Macht verstehen (die Natur oder auch Gott), die alles auf der Erde irgendwie klein und relativ unbedeutend erscheinen lässt.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Skoph/1661683735691_nmmslarge__66_0_585_585_47d91adf5574524a03fbb4df44e47d4d.jpg?v=1661683736000)
Ist mir zu viel hineingedeutet.
Am Tag waren es sommerliche hellweiße Cirrus-Wolken, noch keine Regenwolken. Undurchsichtig ist der Stellungskrieg: Es gibt immer einen Vormarsch übers Land, dann wieder einen Rückzug in die Schützengräben, keinerlei Fortschritt im Krieg außer immer mehr Leichen - vgl. Remarques Roman: Im Westen nichts Neues.
Und abends kühlt es ab, Regenwolken bilden sich, bis es regnet: ABER der Regen, der vom Himmel kommt, macht eben keine Unterschiede, nur die dummboshaft kriegerischen Menschen! Es regnet auf Freund und Feind, auf...