Bauen Japaner ihre Sätze von hinten beginnend?

4 Antworten

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Ins Dorf ich gehe und bei Bauern ich kaufe Obst?
Oder sagen die das anders?

Die sagen das etwas anders.

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Vom Satzbau wäre das in etwa...

Dorf-ins gehe, Bauer-bei Obst kaufen.

Bemerkung: Wenn es aus dem Kontext klar ist, dass es um den Sprecher geht, wird da üblicherweise kein „ich“ eingebaut.

Ich würde das nämlich in etwa so übersetzen...

村に行って、農家から果物を買います。

Im Folgenden zerlege ich den Satz etwas, damit du die Struktur etwas besser erkennen kannst...

  • 村 bedeutet „Dorf“.
  • に ist eine Partikel, welche hier den Zielort markiert. In Kombination bedeutet dann 村に quasi, dass das Dorf der Zielort ist.
  • 行って bedeutet hier „gehen“.
  • 農家 bedeutet „Bauer“ oder „Bauern“.
  • から ist eine Partikel, welche kennzeichnet, woher etwas kommt bzw. wo/wann etwas beginnt. In Kombination bedeutet dann 農家から quasi, dass es „von den Bauern“ gekauft wird.
  • 果物 bedeutet „Obst“.
  • を ist ein Objekt-Partikel, welches quasi kennzeichnet, dass mit dem davor stehenden Objekt etwas (entsprechend des nachfolgenden Verbes/Prädikats) gemacht wird.
  • 買います bedeutet „kaufen“. In Kombination bedeutet dann 果物を買います quasi „Obst kaufen“.

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Wenn klargestellt werden soll, dass es um den Sprecher geht, kann man da noch ein „ich“ als Thema einfügen. Dann wäre das in etwa...

Vom Satzbau wäre das in etwa...

Ich-betreffend Dorf-ins gehe, Bauer-bei Obst kaufen.

Ich würde das in etwa so übersetzen...

私は村に行って、農家から果物を買います。

  • 私 bedeutet „ich“.
  • は ist eine Partikel, welche das Thema des Satzes markiert. In Kombination bedeutet dann 私は quasi, dass es im Folgenden um „ich“ als Thema geht, dass der Sprecher also über sich redet und Informationen über sich mitteilen möchte.

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Bauen Japaner ihre Sätze von hinten beginnend?

Das kommt etwas auf die Sichtweise an... Erst einmal ist auch gar nicht klar, was du hier mit „beginnen“ meinst. Denn beim Schreiben und Sprechen fangen die Japaner natürlich mit dem vorderen Teil an, was bei Ihnen vorne am Satzanfang steht.

Wenn es dir um das Prädikat des Satzes geht (meist ein „Verb“ als Wortart)... Ja, das beginnt im Deutschen meist an zweiter Stelle (hinter dem Subjekt) relativ weit vorne im Satz. Im Japanischen hingegen steht das Prädikat in der Regel am Ende des Satzes. Beim konkreten Beispiel wirst du beispielsweise sehen können, dass „買います“ („kaufen“) am Ende des Satzes steht. Insofern könnte man also tatsächlich sagen, dass das die Satzaussage (wenn man das Prädikat als Satzaussage ansieht) im Japanischen am Ende des Satzes steht.

Ein paar Merkmale beim Japanischen Satzbau sind, würde ich sagen...

  • Das Prädikat steht am Ende des Satzes.
  • Verben bzw. i-Adjektive können konjugiert werden, indem man ihre Endungen entsprechend abändert.
  • Hinter Nomen steht meist eine Partikel, welche anzeigt, was für eine grammatikalische Funktion das Nomen im Satz erfüllt.
  • Es wird nicht unbedingt ein Subjekt oder ein „Thema“ gebraucht, wenn klar ist, worum es geht.

... Aber das alles solltest du als nur Recht grob von mir erklärt ansehen, wobei ich auch versucht habe, möglichst deutsche Begriffe für grammatikalische Strukturen zu verwenden, die evtl. nicht vollumfänglich der tatsächlichen japanischen Grammatik gerecht werden.


TropicalNights 
Beitragsersteller
 11.09.2024, 22:46

Hammer Antwort, danke! Du meinst Artikel und nicht Partikel richtig?

mihisu  11.09.2024, 22:50
@TropicalNights

Nein. Ich meine tatsächlich „Partikel“.

https://de.wikipedia.org/wiki/Partikel_(Japanisch)

Den Begriff kennst du aus der deutschen Grammatik evtl. nicht, da in der deutschen Sprache Partikeln keine so wichtige Rolle spielen. Im Gegensatz dazu haben Partikeln im Japanischen eine grundlegende grammatische Funktion.

https://de.wikipedia.org/wiki/Partikel_(Grammatik)#Typen_von_Partikeln_im_Deutschen

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„Artikel“ gibt es im Japanischen gar nicht.

Einige grammatische Kategorien gibt es im Japanischen nicht. Bei den Wortarten gibt es keine Artikel. Nomen haben kein grammatisches Geschlecht, einen Plural gibt es nur in Ausnahmen, erste, zweite und dritte Person und Deklination entfallen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Grammatik#Nicht_vorhandene_grammatische_Kategorien

Du hast die eigentliche Frage ja schon beantwortet bekommen. Natürlich weiß ich noch von mir selbst, dass man es erstmal so empfindet, wie du schreibst. Du solltest aber im Kopf behalten, dass das alles eine Frage der Perspektive und Gewöhnung ist. Für Japaner bilden wir Deutsch-/Englisch-Muttersprachler die Sätze „von hinten“. Was du in einem Satz als „hinten“ empfindest, entscheidet deine Muttersprache. Deshalb, solltest du gerade Japanisch lernen oder so, versuche nicht, dir beim Bilden eines Satzes zu denken, dass du „von hinten“ anfängst, sondern sage das erste Wort und überlege in japanischer Grammatik, was als Nächstes kommen muss.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan

Verb ans Ende, darüber erfolgt die Konjugation und sehr kontextbezogen.

Hallo.

Das Japanische hat die Satzordnung SOV, Subjekt, Objekt, Verb.

Im Deutschen: Ich lese ein Buch.

Im Japanischen (direkt übersetzt): Ich ein Buch lese.

Dein Beispiel: Ich in das Dorf gehe und (beim Bauern) Obst kaufe.