Autounfall: Schuldfrage ungeklärt, was macht am meisten Sinn?
Hallo,
gestern habe ich schon eine Frage gestellt, zum Autounfall, der mir vor drei Tagen passiert ist.
Es hat sich jetzt etwas getan und ich würde gerne nochmal eure Meinung dazu wissen.
Nochmal kurz zur Unfallsituation:
Auf dem Bild ist gut zu erkennen, wie es passiert ist.
Die schwarze Linie ist mein Auto und die rote das andere Auto.
Aufgrund der Verkehrsführung sieht man, dass die Rechtskurve einen kleinen Schlenker macht. Genau da ist er mir vorne rechts reingefahren, weil er nicht nach rechts gelenkt hat, sondern nach der Kurve weiter geradeaus gefahren ist..
Jetzt folgendes Problem:
Er behauptet jetzt, dass ich nach recht gewollt hätte und nicht geblinkt hätte. Also er sei geradeaus gefahren und ich habe den Fehler gemacht und einfach rüber gezogen.
Beweise habe ich mehrere dass das nicht stimmt.
Erstens habe ich eine Zeugin, die bezeugen kann, dass wir immer nach links fahren, weil da eben unser Ort liegt (geradeaus würde es in die Stadt gehen)
Zweitens habe ich die Google Zeitachse aktiviert, die genau anzeigt, wie ich die letzten Wochen gefahren bin (ich habe aktuell Berufsschule und fahre seit 3 Wochen von Mo-Fr diese Strecke)
Er hat mir jetzt geschrieben, dass die Beweislast voll bei mir liegt.
Wie bereits gestern geschrieben, hat er Bilder gemacht, ich habe zwar keine, die Bilder sind aber auch nicht direkt am Unfallort entstanden, sondern erst ein paar Meter weiter, wo wir dann geparkt haben.
Er hat eine Zeugin und ich auch (seine saß aber ja rechts und meine Links und hat das ganze ja besser gesehen als sie), ich weiß nicht ob das einen Unterschied macht.
Meine Frage wäre jetzt, hätte ich genug Beweise? Was kann im schlimmsten Fall passieren, wenn Aussage gegen Aussage steht und meine Beweise doch nicht tatkräftig sind? Soll ich es sicherheitshalber meiner Versicherung melden oder besteht die Gefahr, dass ich dann „hochgestuft“ werde?
Schon mal vielen Dank!
9 Antworten
Recht haben und Recht bekommen sind leider noch lange nicht das selbe. Nicht nur, aber vor allem häufig gerade auch bei Verkehrsunfällen.
Welche Beweise tatsächlich jeweils vorgebracht werden, und wie sie ggf. Gericht gewürdigt werden, lässt sich hier auf keinen Fall beantworten, auch wenn der Sachverhalt in der Frage scheinbar sehr ausführlich geschildert wurde.
Mein Tipp lautet deshalb:
Für so was gibt es nicht GF, bzw. das Internet, sondern Fachanwälte für Verkehrsrecht. Und an so einen würde ich mich in diesem Fall mal wenden.
Der kostet erst mal Geld, vor allem wenn keine Rechtsschutzversicherung vorhanden ist. Es kann aber im Zweifelsfall unter dem Strich dann einiges an Geld sparen, sich damit anwaltliche Hilfe geholt zu haben.
Mit einer gar nicht so geringen Wahrscheinlichkeit wird die andere Partei (der Unfallgegner) das übrigens auch machen, denn gerade wenn es ums Zivilrecht, d.h. Schadensregulierung nach Unfällen geht, wird da oft noch jahrelang gestritten.
Das ist mein Ratschlag dazu, was hier am meisten Sinn macht.
Ach ja, eines noch: Wenn auch nur der Verdacht besteht, dass die Schuldfrage beim Unfall am Ende ungeklärt ist, bzw. dass man selbst als (Mit-)verursacher in Frage kommt sollte man IMMER auch die eigene Haftpflichtversicherung vorsorglich davon in Kenntnis setzen.
Es ist wahrscheinlicher, dass der Andere geradeaus und damit in deine Spur gefahren ist.
Das schließt aber nicht aus, dass du einen Fehler gemacht haben könntest.
Nur, weil du immer da lang fährst, und weil du später links abbiegen mußt, beweist nicht, dass du auf deiner Spur geblieben bist.
Wo sich welcher Zeuge befunden hat, ist uninteressant.
Du mußt den Unfall deiner Versicherung melden. Genau, wie der Andere seine Versicherung informieren muß. Dann werdet erstmal ihr Beide hochgestuft. Die Versicherungen kümmern sich um die Schuldfrage, und erst, wenn das entschieden ist, kannst du weitersehen.
Du kannst und solltest natürlich jetzt schon deine Ansprüche bei der gegnerischen Versicherung geltend machen.
Was sagt denn seine Versicherung dazu? Hat die die Haftung wirklich bereits anteilig verneint?
Es ist korrekt, dass die Beweislast bei dir liegt, wenn du Ansprüche geltend machst.
Ist "deine Versicherung" deine Vollkasko? Die reguliert natürlich deinen Schaden, unter Abzug der SB und mit Rückstufung der SF Klasse, sofern kein Rabattschutz vereinbart wurde. Wenn du du Teilkasko oder Haftpflicht hast, wäre ja die einzige mögliche Meldung die an deine Haftpflicht, dass der andere SEINE Ansprüche geltend macht, weil er meint DU wärst Schuld. Dann prüft deine Haftpflicht die Haftung, du wirst aber auch erstmal zurückgestuft bis der Vorgang geklärt ist.
Achja: Wenn er so sicher ist, dass du Schuld bist, warum macht er dann scheinbar keinerlei Anstalten Geld von dir oder deiner Versicherung zu wollen? Das könnte man wohl als "verdächtig" ansehen.
Das muss ein Gericht entscheiden im Zweifelsfall. RA einschalten macht hier denke ich sinn.
Außerdem für die Zukunft: Dashcam reinhängen, dann ist Ruhe mit sowas-oft braucht es nicht mal das Material der Dashcam, es reicht oft schon, die Leute am Unfallort auf die Aufnahme hinzuweisen, dann erzählen sie der Polizei schon die Wahrheit. So musst du dich gar nicht darum kümmern, dass das Beweismittel zugelassen wird (Was heutzutage aber gar nicht mehr so schwer ist).
Allein vom Bild her sieht das für mich so aus:
Der rote hat einen unerlaubten Spurwechsel vollzogen. Der muss auf seiner rechtsschwenkenden Spur bleiben und kann nicht einfach mal so nach links ziehen bzw geradeaus, ohne zu blinken und den Verkehr auf der linken Spur zu beobachten
Die gestrichelten Linien und die Pfeile, die man da auf die Fahrbahn gemalt hat, haben schon eine Bedeutung...
Ich seh da erstmal volle Schuld bei dem "Roten"
Ja, das ist leider das Problem. Würde es sich dann überhaupt lohnen oder Beginn ich da jetzt einen Rechtsstreit, der mir nur noch mehr Stress machen würde? Das Auto an sich hat ein paar Kratzer und Schrammen, mehr auch nicht..klar regt es mich auf, dass er da sich jetzt so quer stellt, aber würde es denn überhaupt Sinn machen nach der aktuellen Sachlage?
Hast du keine Zeugen ? Null ? Gibts keine Fotos vom Unfallort ?
Doch ich habe eine Zeugin, die zu dem Zeitpunkt auch Beifahrerin war. Er jedoch hatte auch eine Beifahrerin.
Fotos vom Unfallort gibt es keine, weder ich habe welche gemacht noch er. Erst als wir ein paar Meter weiter geparkt haben, wurden Fotos von den Schäden gemacht, aber die Unfallsituation war da bereits vorbei.
Zumindest die Stelle des Unfalls hatte man fotografieren müssen, um ggf Spuren zu sichern. Entscheidend ist ja, wo genau es gekracht hat - auf deiner Spur oder auf seiner...
Aber ich denke, ein Gutachter kann anhand der Schäden rekonstruieren, wer wem wie reingefahren ist...
Ist immer so ne Sache bei Aussage gegen Aussage. Es klingt natürlich plausibel, wenn man sagt jemand hat bei so einer Stelle die Spur nicht gehalten. Davon gibt es sehr, sehr viele Menschen. Aber ohne Beweis lässt sich da nur schwer was machen.
Ist halt die Frage ob ein Gutachter, wie von hanghuhn geschrieben, da etwas hilft.
Ich würde das abwägen.. du musst bedenken: wenn du bei der Versicherung hochgestuft wirst, zahlst du dein Leben lang mehr als nötig, nur wegen einem solchen Lappen. Andererseits könnte ein lang andauernder Prozess auch ins Geld gehen
Ja, so zumindest gemäß Schilderung des FS. Aber der andere behauptet nun mal das Gegenteil. Das ist ja das ganze Problem an der Sache.
Aber Fakt ist nunmal, dass der "Rote" die Spur gewechselt hat oder ist alleine das schon strittig ?
Auch das ist strittig, denn der behauptet Schwarz hätte die Spur gewechselt.
Dann wirds schlimmstenfalls 50:50, wenn sich kein Zeuge des Hergangs finden lässt
Nach dem Screenshot ist die Sachlage klar, wenn es sich so zugetragen hat. Aber der Fragesteller hat keine Fotos und kann es nicht beweisen, ist also Aussage gegen Aussage. Das ist das Problem