Aufbau einer Biomembran?
Hi, ich brauche Hilfe bei folgender Frage:
Das historische Experiment von GORTER & GRENDEL wurde mit Erythrozyten durchgeführt.
Erythrozyten unterscheiden sich von anderen Zellen dadurch, dass während ihrer Entwicklung der Zellkern und andere Zellorganellen abgebaut werden. Sie dienen lediglich dem Gastransport.
Durch Extraktion mit mit bestimmten Lösungsmitteln können Lipide aus Membranen isoliert werden. Der Arbeit von GORTER & GRENDEL verdanken wir die Erkenntnis, dass das Verhältnis zwischen Zelloberfläche und Lipidfläche auf dem Wasser 1:2 beträgt.
Stellen Sie eine begründete Hypothese darüber auf, wie sich die Ergebnisse bei Verwendung anderer Zelltypen (z.B. Leberzellen), von den gemessenen Ergebnissen unterscheiden würden!
Ich komme einfach nicht weiter und verstehe auch nicht ganz was denn gefragt ist. Abgabetermin ist morgen (Montag) um 16 Uhr..
Vielen Dank an Alle!
1 Antwort
Hi,
ziehen wir mal den Artikel von Gorter & Grendel (1925) hinzu http://www.dwc.knaw.nl/DL/publications/PU00015277.pdf
dann sieht man, dass sie ihre Versuche mit diversen Tieren (Meerschweinchen, Hasen, Ziegen, Hunde) und auch dem Menschen gemacht haben (vgl. Abb.) und ihre Ergebnisse zum Quotienten aus Oberfläche des einlagigen Fettfilmes der extrahierten Lipide und Oberfläche der Blutkörperchen immer nahezu 2 beträgt.
Wenn die extrahierten Lipide die Zellmembran darstellen, legt dies die Schlussfolgerung nahe, dass die Lipidschicht doppelt sei.
Das stimmt und führt zu einem einfachen, aber gültigen Membranmodell.
Das haben Gorter & Grendel dem Umstand zu verdanken, dass sie ein, in Bezug auf ihre Fragestellung, ideales Modell zur Untersuchung verwendet haben.
Rote Blutkörperchen besitzen, wie du schon gesagt hast, keine Zellkerne, aber insbesondere keine anderen Membranen als die Zellhülle (Zellmembran), sie liegen einzeln vor und können leicht untersucht, ausgemessen und ausgezählt werden. Zellen aus Geweben würden sich nicht so leicht handhaben lassen und der wichtigste Unterschied, andere Zelltypen haben i.d. Regel auch Membransysteme in der Zelle, als da wären: doppelte Kernhülle, Endoplasmatisches Retikulum, Golgi-Apparat, Vesikel, Hülle um sonstige Organellen der Zelle (z.B. Mitochondrien), was natürlich dazu führen würde, dass die extrahierbaren Lipide nicht 1:1 auf die bloße Zelloberfläche übertragen werden könnten.
Dies würde bedeuten, dass man die Resultate der Messung (Größe des Fettfilmes der Zellen) nicht ins Verhältnis zur Zelloberfläche setzen könnte oder das Verhältnis würde anders ausfallen, als 2:1 und somit zu keinem Modell geführt haben, welches der Realität nahekommen würde.
Gorter & Grendel haben also eine mehr als sehr gute Auswahl getroffen, bezüglich ihres Modells :) zudem haben sie auch, wie sich später herausstellte, Messfehler, die Ermittlung der Zelloberfläche betreffend, gemacht, gleichzeitig aber auch Messfehler hinsichtlich der extrahierten Lipide, die sie nicht alle extrahiert haben. Trotzdem haben sie ein Ergebnis erzielt, welches eine Modellvorstellung begründete, die 90 Jahre später immer noch gültig ist. Es gehört also auch etwas Glück dazu. Gruß, Cliff
Danke für die ausführliche Antwort! Hat mir sehr geholfen :)