Ars Amatoria?
Kann jemand über die Übersetzung schauen.
Quid tibi praecipiam teneros quoque mittere versus. Ei mihi, non multum carmen honoris habet.
Was sollte ich dir vorschreiben, zarte Verse zu schreiben? Wehe mir, das Gedicht hat nicht viel Ehe.
Carmina laudantur, sed munera magna petuntur: Dummodo sit dives, barbarus ipse placet.
Gedichte werden gelobt, aber große Geschenke werden gesucht: Wenn er nur reich ist, dann würde er selbst einem Barbaren gefallen.
Aurea sunt vere nunc saecula: plurimus aro Venit honos: auro conciliatur amor.
Das Zeitalter ist wahrhaftig golden: Die meisten Ehrenämter kommen durch Gold: Liebe wird durch Gold gewonnen.
Ipse licet venias Musis comitatus, Homere, Si nihil attuleris, ibis, Homere, foras.
Magst du auch selbst kommen, Homer, begleitet von den Musen, wenn du nichts mitbringst, wirst du Homer nach draußen gehen.
Sunt tamen et doctae, rarissima turba, puellae; Altera non dactae turba, des esse volunt.
Dennoch gibt es auch gebildete Mädchen, eine geringe Menge; die übrigen sind nicht gebildet, aber wollen es sein.
Utraque laudetur per carmina: carmina lector Commendet dulci qualiacumque sono;
Beide sollen durch ein Lied gelobt werden: Der Vorleser sollte anvertraut werden, Gedichte jeder Art mit süßer Stimme vorzulesen;
His ergo aut illis vigilatum carmen in ipsas Forsitan exigui muneris instar erit.
(keine Ahnung, wie man den Satz überstetzt)
2 Antworten
Im großen und ganzen ist das nicht schlecht, aber ein paar Bemerkungen habe ich doch:
Ei mihi, non multum carmen honoris habet.
Ich glaube, honor heißt hier soviel wie ‘Ansehen’. Gemeint ist also, daß man mit Gedichten die Mädels nicht mehr so beeindrucken kann, wie das früher wahrscheinlich auch nicht der Fall war (jeder jammert darüber, daß die Zeiten schlimmer würden).
Dummodo sit dives, barbarus ipse placet.
Das hast Du falsch übersetzt, weil barbarus ein Nominativ ist. Also: Sogar ein Barbar gefällt den Damen, wenn er nur Kohle hat.
plurimus auro venit honos
Das ist ähnlich zu verstehen: Das meiste Ansehen erwirbt man sich mit Gold.
carmina lector Commendet dulci qualiacumque sono
Bei diesem Satz habe ich Schwierigkeiten. Ich glaube es heißt soviel wie: Der Vorleser soll Gedichte aller Art mit süßer Stimme vorlesen (der süßen Stimme anvertrauen, also darauf vertrauen, daß die süße Stimme die Gedichte zur Wirkung bringt). Ich glaube, das qualiacumque drückt aus, daß die Qualität des Gedichtes nicht soviel zählt wie der Vortrag, es geht also wieder um die Oberflächlichkeit, die der Dichter der Damenwelt unterstellt: Selbst die schlechten Gedichte wirken vielleicht mit passendem Vortrag. Hier scheint einer zu schreiben, der zu kurz gekommen ist.
His ergo aut illis vigilatum carmen in ipsas
Forsitan exigui muneris instar erit.
Hier mußte ich Hilfe in Anspruch nehmen. His aut illis heißt vielleicht ‘auf diese oder jene Art und Weise’, also so wie oben beschrieben mit süßer Stimme, oder es bezieht sich auf die einen und die anderen Arten von Damen; das glaube ich aber weniger, weil ich die Damen bereits in ipsas sehe, damit ist vermutlich gemeint, daß das carmen ganz speziell für diese bestimmten Damen geschrieben wurde, also ihnen gewidmet ist.
Forsitan ‘vielleicht’ und instar ‘Ähnlichkeit Wert, Äquivalent, Ersatz’ mußte ich nachschlagen.
Das Problem ist aber vigilatum; dafür finde ich keine wirklich befriedigende Übersetzung. Der Lewis&Short nennt carmen vigilatum ein Gedicht, das während der Nachtwache gedichtet wird (Vergil, Georgica). Das ist das Beste, was ich finden konnte, und ich bleibe bei ‘erdichtet’ und lasse die Nachtwache weg.
Dann würde ich das so übersetzen: Auf diese Art vorgetragen, wird ein für die Damen speziell erdichtetes Lied gerade einmal der Gegenwert eines kleinen Geschenks sein. Gemeint ist also, daß man selbst mit maximaler Anstrengung nicht viel erreicht.
Aber das ist wirklich nur gut geraten. Vielleicht schlägt hier jemand mit mehr Ahnung auf, der es noch korrigieren kann.
Ahh, dann habe ich mich für die falsche Option entschieden.
P.S.: Ich habe noch ein bißchen nachgegrübelt und zwei Übersetzungen im Internet gefunden. Den letzten Satz übersetzen die beiden total verschieden. Ich bleibe bei meiner Version, die bizarrerweise Elemente aus beiden enthält.
I don’t say send her tender verses, though, since verse
Wins precious little honor … more’s the curse.
Oh, poems do get praised—when money does the talking
And prizes go to rich barbarians squawking.
This really is the Age of Gold: the price is gold
For honor and for love, both bought and sold.
Homer, if you came served by all the Muses, yet
Were broke, then Homer, how far would you get?
Sure, some girls have good taste, but most have taste that’s bad.
Some have no taste at all, but wish they had.
Just praise them all, in any kind of verse, and “sell”
Her on its quality by reading well.
That way, they’ll all consider every piece a gem
You’ve written as a present just for them.
Und hier auf Deutsch (Tusculum)
Rat’ ich ferner dir noch, ihr zärtliche Verse zu senden?
Wehe mir, nicht gar hoch stehet in Ehren ein Vers.
Zwar man lobt ein Gedicht, doch verlangt man große Geschenke.
Ist er nur reich, so gefällt selber der rohste Barbar.
Jetzt ist in Wahrheit die goldene Zeit: jetzt zollt man die höchste
Ehre dem Golde; mit Gold wirbt man um Liebe sogar.
Kämst du, Homer, jetzt selbst vom Chore der Musen begleitet,
Und du bringst nichts mit: trolle dich heim, mein Homer!
Aber es gibt auch jetzt — doch selten — gebildete Mädchen;
Andre, die gerne dafür gälten, auch ohn’ es zu sein.
Preise denn beiderlei Art mit Gedichten und lies sie mit holdem
Tone, der jedes Gedicht, ist es auch mäßig, empfiehlt.
Diesen und jenen nun gilt ein Gedicht, auf sie selber ersonnen,
Als ein Ersatz vielleicht — für ein geringes Geschenk.
indiachinacook hat dir bereits viel korrigiert;
mir ist beim 1. Vers aufgefallen, dass du "quoque" nicht übersetzt hast und "mittere" solltest du besser mit schicken übersetzen.
- Was soll ich dir vorschreiben, auch (quoque) zarte Verse (teneros versus) zu schicken (mittere)?
die Bedeutung von "honor" wurde dir bereits erklärt; im Zusammenhang mit "non multum honoris habet" ergibt sich die wörtliche Ü= nicht viel Ansehen/Bedeutung hat
- Ach/Weh mir (Ei mihi), nicht (non) viel (multum) Ansehen (honoris) hat (habet) ein Gedicht (carmen).
Für "petere" wäre "verlangen" die bessere Übersetzung:
- Gedichte werden gelobt, aber große Geschenke werden verlangt (petuntur):
den Bezugsfehler von "barbarus" hast du bereits erklärt bekommen, wobei der 1. Satzteil sehr gut übersetzt ist. Du hättest einfach nur den Nominativ im Nebensatz erkennen müssen
- Wenn er nur reich ist, gefällt (placet) selbst (ipse) ein Barbar (barbarus)
Erneut hast du ein kleines Wörtchen vergessen: "nunc"
- Wahrhaftig (vere) goldene (aurea) Zeiten (saecula) sind (sunt) jetzt/nun (nunc), das meiste/höchste (plurimus) Ansehen (honos) kommt (venit) durch Gold (auro): Liebe wird durch Gold gewonnen. (das war korrekt!)
Der nächste Satz ist korrekt übersetzt. Vielleicht ergänzt du zum Schluss noch ein "müssen", damit der Sinn besser verständlich wird, denn er wird rausgeschmissen, wenn er keine Geschenke mitbringt.
- Magst du auch selbst kommen, Homer, begleitet von den Musen, wenn du nichts mitbringst, wirst du, Homer, nach draußen gehen [ergänze] müssen.
Bei Teil 1 ist soweit alles korrekt - nur "rarissima" solltest du besser mit "ganz gering" oder "äußerst gering" übersetzen:
- Dennoch gibt es auch gebildete Mädchen, eine ganz/äußerst geringe (rarissima) Menge; nicht (non) gelehrt (doctae) [ergänze mit Bezug auf "sunt"] sind sie in der anderen (altera) Menge (turba)/die anderen, aber (sed) wollen (volunt) [ergänze:] es sein (esse).
Du kannst ruhig "carmina" mit dem Plural übersetzen:
- Beide sollen durch Lieder (carmina) gelobt werden: der Vorleser (lector) empfehle/soll empfehlen (commendet), wie auch immer [ergänze:] sie sind (qualiacumque), die Lieder (carmina; gemeint ist: sowohl die über die schlauen als auch die über die anderen Mädchen) mit süßem (dulci) Klang (sono).
His ergo aut illis vigilatum carmen in ipsas forsitan exigui muneris instar erit.
- Daher (ergo) wird (erit) diesen (his) oder (aut) jenen (illis) ein wachend/nachts auf (in) sie selbst (ipsas) verfasstes/bearbeitetes (vigilatum; laut Georges: vigilare = wachend od. wachsam verrichten, -besorgen = bearbeiten) Gedicht (carmen) vielleicht (forsitan) die Bedeutung (instar esse + Genitiv = die Bedeutung von etwas haben) eines winzigen (exigui) Geschenks (muneris) haben.
Hallo, zwei kleine Anmerkungen zu den Textstellen, die dir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet haben ...
= ein Vorleser soll Gedichte jeder Art durch einen lieblichen Ton beliebt machen
Also wird diesen oder jenen [es sind tatsächlich die gebildeten und ungebildeten jungen Frauen gemeint] vielleicht ein wachsam bearbeitetes Gedicht, das sich auf sie persönlich bezieht [in ipsas frei mit einem Relativsatz wiedergegeben], so viel wert sein wie ein kleines Geschenk.