Arbeitslos, glücklich, zufrieden und viel Freizeit? Soll ich wieder kündigen? oder bleiben?

16 Antworten

Nun das geht vielen Menschen so, die in einem Beruf arbeiten (müssen), die ihnen keinen Spaß macht und dazu noch schlecht bezahlt werden. Es ist auch eine verständliche menschliche Reaktion, das tagtägliche Hamsterrad von Beruf und Gelderwerb nicht zu mögen, wenn das Geld und die Freude am Beruf nicht stimmen. Wohlhabende Menschen lassen in dem Fall das Arbeiten sein und leben von ihrem Vermögen und den Einkünften daraus. Es ist also verständlich, das du das auch gerne machen möchtest.

Allerdings ist in deinem Fall das Problem, dass du nicht wohlhabend genug bist, um von deinem Vermögen zu leben. Wenn du also nicht auf Dauer auf Sozialhilfeniveau leben möchtest (irgendwann kann dich deine Mutter auch nicht mehr unterstützen), brauchst du schon eine Arbeit oder mußt auf eine andere Art Geld verdienen. Deine bisherigen Arbeiten waren nicht das richtige für dich. Vielleicht wäre eine ganz andere Beschäftigung das richtige für dich. Du interessierst dich ja z.B. für Spiele. Wäre etwas in dem Bereich was für dich ? Es gibt da verschiedene Beschäftigungen wie Spieleautor, Spieletester, Moderator für Browsergames, Forumsmoderator, Leveldesigner usw. Das ist jetzt nur ein Schnellschuß, wenn das nichts ist kannst du ja mal deine anderen Interessen ähnlich auf ihre berufliche Verwertbarkeit abklopfen. z.B (nur als Beispiel) Leute die Bücher mögen und sehr gern lesen wären als Buchhändler oder Bibliothekar wahrscheinlich geeignet und viel glücklicher als wenn sie als Taxifahrer arbeiten würden.

Ich bin davon überzeugt, das es auch für dich einen Beruf gibt, der dir deutlich mehr liegt als deine bisherigen Tätigkeiten. Wie wäre es wenn du dich neben deiner Arbeit danach umsiehst ?

Du spricht mir aus der seele. Ich bin jetzt in einer berufsbildungsmaßnahme. Bis ich den platz bekam und die maßnahme dann anfing musste ich etwa ein halbes jahr warten. Auch ich fande dass das eine der besten zeiten meines lebens war. Ich konnte jeden tag ausschlafen, ich konnte jeden tag ins bett gehen wann ich wollte und ich musste mir keine sorgen machen dass ich irgendwo zu spät bin. Ich habe den ganzen tag gemacht, was mir spaß machte.

Auch ich kann mich dem system einfach nicht anpassen. Es liegt daran dass ich mich einfach nicht mit dem gedanken anfreunden kann dass ich mich den ganzen tag abrackern muss, nur um einek chef noch reicher zu machen. Und das bis ich alt und gebrechlich bin und nicht mehr zu gebrauchen bin.

Dieser ganze stress, diese ganze verschwendete lebenszeit, wozu?

Und wenn alte leute gefragt werden was sie bereuen kommt meistens "zu viel gearbeitet zu haben". Aber ich habe noch nie von einer person gehört die es bereut zu wenig gearbeitet zu haben.

Und als ob euch arbeit spaß macht, leute. Ich bin der meinung ein großteil der bevölkerung redet sich das nur selber ein damit sie nicht akzeptieren müssen dass sie ihre lebenszeit verschwenden...

Ich frag mich immer: Wieso gehe ich jetzt arbeiten wenn ich nicht muss? Oder: Wieso gehe ich jetzt 8-9 Stunden arbeiten.. In der Zeit könnte ich zu Hause sein und andere Sachen machen die mir wirklich Spass machen...
Oh Mann.. Vielleicht bin ich einfach so einer und kanns nicht ändern. 

Hey deine Frage ist zwar schon alt aber da geht es dir wie vielen anderen Menschen (inkl. Mir) auch.

In deinem Alter war ich nach der Ausbildung mit kurzen arbeitsunterbrechungen fast 3 Jahre lang arbeitslos und was soll ich sagen ? Das war die beste Zeit meines Lebens :) 

Wochenendtrips quer durch Europa mit dem wochenendticket der Bahn, absteigen billigen Baracken, feiern und Spaß haben bis zum Sonnenaufgang ;)

Das ganze ist schon ewig her aber Auch heute noch würde ich am liebsten zu Hause bleiben und den Tag genießen aber die Gesellschaft treibt uns in eine andere Richtung und uns bleibt keine andere Wahl als jeden Tag den selben Mist zu machen :(

Lass dir mal einen Rat geben, von jemanden, der früher auch nur am Faulenzen war, ein dutzend Lehren abgebrochen hat, nur am Party-Machen war und später nur noch mit Mühe und Not den Anschluss an die Gesellschaft bekommen hat.

Dein junges Leben ist schneller vorbei, als du denkst. Heute bist du noch 18 und morgen bist du gefühlt schon 30. Dann hast du noch ca. 40 - 60 Jahre Erwachsenenleben vor dir.

Dieses Leben kannst du auf unterschiedliche Art und Weise verbringen. Einmal als Obdachloser oder jemanden, der maximal von der Stütze lebt und sich sein Leben lang nichts leisten kann, während deine Freunde Karriere machen, sich ein Haus bauen, in den Urlaub fahren und all die schönen Dinge des Erwachsenenlebens genießen, welche bedauerlicheweise aber alle Geld kosten. Du hingegen schaust in die Röhre. Sehr wahrscheinlich wirst du dein ganzes Leben allein sein, denn eine Freundin als kompletter Versager zu finden, dürfte schwer werden. Deine Familie wird irgendwann weg sein. Maximal bekommst du irgendwo noch einen Beruf am Fließband. Stupide Arbeit für wenig Geld. Irgendwann mit 40 wirst du zu denken beginnen und wirst erkennen, dass du dein Leben weggeworfen hast. Keine Freundin, kein Geld, kein Job, von dem du behaupten kannst, dass ihn nicht auch ein Schimpanse erledigen könnte. Schlicht und ergreifend ein Versager. Dann wird es zu spät sein, noch was daran zu ändern.

Oder du bekommst jetzt deinen Hintern hoch, suchst dir einen Beruf, der dir gefällt und wo man gut verdient und tust alles, um dieses Ziel zu erreichen. Dann wirst du ein zufriedenes Erwachsenenleben führen. Es mag sich für dich zwar befremdlich anhöhren, aber auch ein Erwachsenenleben, in dem man arbeiten muss, kann schön sein, wenn - und jetzt kommt es - dir deine Arbeit Spass macht und dich erfühlt. Sprich, wenn du auch ein Stück weit stolz auf deine Arbeit sein kannst, weil es eben nicht jeder kann. In Deutschland kommst du aktuell ohnehin noch gut weg. Mit 40-50 Stunden ist es da meist getan. Da gibt es ganz andere Länder. In den großen Städten, wie New York, haben Leute stellenweise 2 Nebenjobs, um überhaupt noch über die Runden zu kommen.

Ich selbst wäre aufgrund meiner Faulheit fast gescheitert. Ich war schon Jahre lang im Lager tätig und habe für 1100 Euro netto Arbeit verrichtet, die mir nicht gefiel, geschweige denn, mich erfüllte. Ich machte es halt, weil mich kein Mensch mehr genommen hat. Hat der Lebenslauf erstmal Löcher, wie ein Golfplatz, wird es schwer, sehr schwer. Mit 27 habe ich mich dann nochmal auf eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung beworben und wurde genommen. Aber auch nur, weil ich mich rein zufällig bei den wahrscheinlich coolsten Chef der Welt beworben habe. Das war quasi ein Lottogewinn. Nun habe ich einen Beruf, der mir Spass macht, wo es mir absolut nichts ausmacht, am Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Und das bei weit mehr als dem doppelten Nettolohn. So macht das Erwachsenenleben Spass.

Die Entscheidung liegt bei dir. Nur rate ich dir, dich nicht darauf zu verlassen, dass du auch soviel Glück hast, wie ich. Ich kann dir nur empfehlen, dir jetzt den Hintern für deine Ziele aufzureißen. Sonst könnte dein späteres Dasein ein recht trauriges sein. So, wie es über viele Jahre bei mir der Fall war. Das ist nicht wirklich schön, glaube mir.


DerFragende90 
Beitragsersteller
 26.05.2015, 01:13

Danke für die ausführliche und ehrliche Antwort. Als ich den Text las, hab ich mir das vorgestellt und teilweise bei paar Stellen richtig Angst gekriegt.. Ich weis garnicht was ich noch schreiben soll.. Einfach nur krass..

ABER es muss trotzdem nicht so sein wie du es beschrieben hast.. Nun ich hoffe es wird nicht so kommen. Immerhin mache ich Sachen die mir bis jetzt noch Spass machen. Ob das ein Leben lang so sein wird, lassen wir mal so dahin gestellt ;) Ich bin nicht so einer der viel Geld ausgibt. Auch jetzt wo ich noch arbeite, gebe ich Geld nur für Games, Essen/Trinken und Zugfahrt aus.. Ich hab momentan nicht so einen Drang ein Haus, Auto etc. zu kaufen. Aber ich weis was du sagen willst. Ja jetzt mit 18 Jahren braucht er das nicht und hat keine Geldsorgen... Aber später kann das böse Erwachen kommen.. In einem andern Land hätte ich mir so eine Frage garnicht stellen können...

Ich bin sehr froh das ich in einem Sozialstaat wie der Schweiz lebe und somit im aller schlimmsten Fall,.Unterkunft bekomme. 

Falls du noch Bock hast mir zu antworten, dann mach es ;)

Liebe Grüsse 

Marbuel  26.05.2015, 21:03
@DerFragende90

Unabhängig davon, dass der Zeitpunkt kommen wird, wo Computerspiele für dich nur noch eine untergeordnete Rolle spielen werden, so geht es primär nicht um die Finanzierung von Luxusgegenstände.

Es geht primär um dein Selbstwertgefühl. Es wird der Moment kommen, wo du Bilanz ziehst und schaust, wo du stehst. Wenn du dann erkennen musst, dass du nichts aus deinem Leben gemacht hast, dann wirst du am Boden sein. Im schlimmsten Fall wirst du depressiv. Auch da kenne ich einige Kandidaten. Bist du aber der Überzeugung, dass du dein Potenzial maximal ausgeschöpft hast, dann wirst du ein zufriedener Mensch sein.

Und glaub mir, es ist auch nicht zu unterschätzen, wenn man später allein ist. Wenn die Familie erstmal weg ist und sämtliche Freunde ihr Leben im Kreise der Familie führen, während du allein an deiner Daddelkiste sitzt, in einer Sozialwohnung. Nur, wie ich bereits gesagt habe, ab einem bestimmten Alter schauen Frauen zu Recht darauf, dass der Lebenspartner auch was bieten kann. Die meisten wollen auch Kinder bekommen und die müssen auch versorgt werden. Da sieht es bei dir halt dann ziemlich schlecht aus.

Und glaube mir, mit jeder Lücke im Lebenslauf wird es für dich schwieriger. Das ist in der Schweiz auch nicht anders. Deswegen würde ich mir jede weitere Lücke verkneifen.