An die Menschen mit Migrationshintergrund. Was ist das rassistischte/diskriminierenste was euch jemals passiert ist?

4 Antworten

Bei mir war es in der von der 1-4 Klasse ich war auf einer Grundschule wo jetzt nicht die meisten Ausländer waren und dadurch das ich der einzigste der Klasse war würde ich sehr oft ausgegrenzt und auch beleidigt. Meistens würden auch irgendwelche Sachen angestellt und die ganze Klasse hatte dann gelogen und mich für Sachen schuldig gemacht die ich nichtmal gemacht hatte (saß deswegen auch 3 Jahre lang auf einen Einzelplatz mitten im Klassenzimmer) Ich hatte einen sehr guten Freund in der Klasse aber sonst wars das auch. Selbst die Eltern von den Kindern hatten was gegen mich und haben aktiv dagegen gehandelt damit ich nicht rausgehen kann und mit Klassenkameraden treffen kann

Ich habe in meiner Kindheit und Jugendzeit vor ca. 20-30 Jahren sowie vereinzelt noch als junger Erwachsener um 2010 herum einige Erfahrungen in der Hinsicht gemacht und es geschah einiges, das heute als "Alltagsrassismus" wohl laufen würde.. wobei ich den Begriff für mich ablehne. Aber entwürdigend war es dennoch und ich habe mir das alles gemerkt. Bin auch an einem Buchprojekt u.a. darüber dran - ich will schildern wie unangenehm und heftig es war, als "Ausländerkind" in den 90ern aufzuwachsen in einem "bürgerlichen guten soliden Umfeld", zumal es darüber kaum gute Literatur gibt außer der Anthologie "Klasse und Kampf" aus dem Ullstein Verlag.

Ich kann ich mich bis heute dran erinnern, dass ich als Jugendlicher mit 13/14 Jahren von einer älteren Dame grob an der Hand gepackt und recht wüst zur Seite gestellt wurde, weil ich mich angeblich (es war nicht so; ich denke, die hatte es nur eilig und sah in mir ein erkennbar leichtes Opfer) im Postamt "vorgedrängelt" hätte und überdies ein "dreckiger Ausländerbub" gewesen sei, "die können sich ja alle nicht benehmen". Leider war ich damals noch nicht so weit, als dass ich was gesagt hätte, weil mich die Geste überfordert hat. Der Postbeamte hat hinterher zu mir gesagt, dass das nicht in Ordnung war und er die Dame drauf hinweise, wenn sie wieder käme. Ich kannte sie nicht persönlich, habe nur gesehen, wie sie in einen weinroten Audi 80 stieg, den ich aus dem damaligen Straßenbild kannte - aber das war sicher auch so jemand, der mich seit meinem beruflichen Aufstieg gelobt hätte und irgendwann gemeint hätte, wir könnten ruhig Du zueinander sagen. Das ist nur eine Anekdote von vielen, so was in der Art ist mir, aber auch meinem Cousin und diversen Freunden in der Schule und im Umfeld meiner Heimatstadt ständig passiert - und so was prägt einfach.

Ich bekam es oft zu spüren, weniger wert zu sein oder ungern gesehen zu sein aufgrund meiner Herkunft und Familie. Es war in gewisser Weise diffamierend und auch diskriminierend: Wir "Ausländer" und oft auch unsere Familien standen immer verstärkt unter Beobachtung, das fing schon im Kindergarten an. Soviel zum Thema "Racial Profiling": Der russlanddeutsche Alexander, der jugoslawische Viktor, der polnische Tomasz und der türkische Hakki standen immer mehr im Fokus wie Michael, Christoph und Philipp aus deutschen, alteingesessenen Familien und wurden auch strenger bestraft oder eher rangenommen oder waren von vorne rein die Sündenböcke, wenn was war, obwohl man gar nicht wusste, ob "der Ausländer" schuld war. Einmal hatte ein "guter deutscher Fußballbub" im Kindergarten moniert, dass ein Spielzeug fehle, da fiel der Verdacht der Erzieherin (die seine Tante war und gleichzeitig mit meiner Familie ein Problem hatte) automatisch auf ein russlanddeutsches Mädchen und mich. Wir mussten vor den Augen aller unsere Taschen entleeren, es wurde daheim angerufen, wir wurden ausgeschimpft und uns wurde ein "Kindergefängnis beim Polizist Herr G.", angedroht, den wir als "Stadtsheriff" kannten und das wäre ja alles Diebstahl. Am Ende kam der "gute deutsche Fußballbub" Tage später an und hatte das Spielzeug im Auto seines Vaters gefunden, es hatte also nie den Weg in den Kindergarten gefunden. Es kam nie eine Entschuldigung - ich habe der Erzieherin aber 20 Jahre später gesagt, wie ich mich gefühlt habe und merkte, dass ich sie damit sehr verletzt habe, weil ich das noch wusste und es so plastisch beschrieb.

Und als es kurz nach der Jahrtausendwende um Lehrstellen ging, wurde man vom Arbeitsamt faktisch nicht ernst genommen oder ausgelacht selbst bei guten Noten, hieß man Viktor, Hakki oder Tomasz und war die Muttersprache der Eltern eine andere als "Deutsch mit lokalem Dialekt". Alle diese aufgezählten Jungen gab es tatsächlich und einer von denen war ich.

Ansonsten habe ich noch ein typisches Beispiel für latenten Alltagsrassismus, der nicht direkt mich betraf, aber die meisten meiner Freunde (das waren meist Russlanddeutsche): Wenn in meiner Heimat was passierte, das im Polizeibericht der Zeitung erwähnt wurde machte der unschöne Spruch "ouh, des war bestimmt'n Russ'" schon die Runde, kaum dass die Tinte auf dem Papier trocken war... und gerade "die Russen" oder "die Russkis", wie sie manche auch gern nannten, fanden in der Gesellschaft nicht statt. Aber das war noch eine der harmloseren Episoden.

Zu deinem Beispiel noch etwas.

Er hat es tatsächlich nett gemeint. Aber mich hat seine naivität schon sehr provoziert.
Wie kann man so hinterwäldlerisch sein und glauben dass alle mit Migrationshintergrund kein deutsch können.
Mit Sicherheit war das ein Ost-Deutscher der sein leben lang auf dem Land gelebt hat und noch nie mit einem mit Migrationshintergrund gesprochen hat. Anders kann ich es mir einfach nicht erklären.

Es muss kein Ostdeutscher gewesen sein, solche Leute gibt es auf dem Land überall und es ist teilweise erschreckend. Die glauben wahrscheinlich auch, dass in Australien ausschließlich Aborigines wohnen, die mit Speeren aufeinander werfen oder so was - überbewerten würde ich so was nicht und so ungebildete Leute eher bedauern, ärgerlich ist es dennoch und kann einen provozieren. Mich hat es früher auch provoziert, dass ich für einen Albaner gehalten wurde, was überhaupt nicht gestimmt hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

meistermegdybo  14.08.2024, 00:01

Würde das Buch gerne mal lesen, wenn es soweit ist :)

Mit Sicherheit war das ein Ost-Deutscher

Und warum soll es kein Nord- oder West-Deutscher gewesen sein?

Bist ja selber von Vorurteilen und Diskriminierung behaftet. 🤦🏼‍♂️

Aber um die Frage zu beantworten. Ist mir noch nie passiert.

Sehe aber auch wie das Musterbeispiel von einem Arier aus, wenn ich mir den Bart abrasiere.

Sonst sehe ich aus, wie ein zotteliger Wikinger. Und wer sollte schon einen Wikinger rassistisch diskriminieren?


NBGcool 
Beitragsersteller
 02.08.2024, 09:19

Weil dass wahrscheinlich die einzige Region in Deutschland ist wo man noc hglaubt dass alle Menschen mit Mitgrationshintergrund in Parrallelgesellschaften leben und demnach die Vorurteile besonders groß sind.

LuciusArtorius  02.08.2024, 09:26
@NBGcool

Scheinst noch nicht viel herumgekommen zu sein in Deutschland.

Und vermutlich bist du auch lange nach der Wiedervereinigung geboren, weshalb du das sicherlich noch weniger beurteilen kannst.

Bleibt also dabei, dass du selber genau das tust, was du anderen vor wirfst. 🫢

NBGcool 
Beitragsersteller
 02.08.2024, 09:26
@Ericdraven28

Natürlich ist das ein Vorurteil. Aber es ist ein Fakt dass der Ausländeranteil auf dem Land in Ostdeutschland verschwindend gering ist und gleichzeitg in den gebieten die AfD besonders erfolgreich.

Mein Voruteil kommt nicht aus dem nichts.

Klär mich doch auf warum ich tatsächlich falsch liegen könnte

NBGcool 
Beitragsersteller
 02.08.2024, 09:27
@LuciusArtorius

Dann schilder mir doch wie auf dem Land in einem ostdeutschen Dorf tatsächlich die Sichtweise gegenüber Ausländern ist. Sind vorurteile seitens denen weit verbreitet? Kennt jeder einen mit Migrationshintergrund?

Klär mich doch auf statt rumzuheulen?

Ericdraven28  02.08.2024, 09:34
@NBGcool

Du scheinst wirklich keine Ahnung zu haben, wie Vorurteile funktionieren. Es kommt auf die Verallgemeinerung an. Um dem Vorzubeugen hättest du ja Fragen können, woher er kommt. Du wirfst der Person vor, es sei „hinterwäldlerisch“ und du musstest die ganze Zeit erklären, dass du kein arabisch kannst. Da mehr als 90% der Ägypter arabisch sprechen, wäre das Vorurteil, dass ihr sicher zu Hause arabisch sprecht. Dieses käme dann „nicht aus dem nichts“. Vorurteile haben immer einen (kleinen) wahren Kern. Dennoch sind sie diskriminierend, da alle über einen Kamm gescheert werden.

Rassistisch ist mir noch nichts passiert. Das schlimmste, was mir jemals passiert ist, ist dass ich als Pole oder Russe verwechselt wurde. Komme aber aus Tschechien.