Alltag eines Professors?


16.11.2020, 17:43

Nehmen wir mal an z.B. ein Professor für Physik

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Professoren sind quasi Manager ihres Lehrstuhls mit allen Aufgaben und Pflichten die damit einhergehen. Lehre macht dabei nicht den größten Teil aus.

  • Drittmittelaquirierung: eine wesentliche Aufgabe ist das (Mit)Schreiben von Forschungsanträgen um weitere Mittel zubekommen und Projekte durchführen zu können. Dazu gehören dann auch Finanzkalkulationen, Personalmittelberechnungen und anderer eher betriebswirtschaftliche Arbeitsschritte. Nur mit den Finanzmitteln für den Lehrstuhl ist kaum viel Forschung zu machen, die meisten Mitarbeiter, Doktoranden usw finanzieren sich über diese Projekte. Damit einher geht auch Publikationstätigeit und wissenschaftlicher Output, daher sind Drittmittel enorm wichtig. Nicht jeder Antrag wird genehmigt, oft ist wochenlange Arbeit mit vielen Gesprächen, Meetings, Antragsskizzen und Korrekturen letztendlich umsonst.
  • Teilnahme an Konferenzen: man ist natürlich auch Promoter seines Instituts und muss sich auf Konferenzen präsentieren und seine Arbeit bekannt machen. Networken ist auch ein Thema dabei, für viele Forschungsanträge braucht man (interdisziplinäre) Partner. Natürlich muss man hin und wieder auch selber eine Konferenz ausrichten, auch das ist enorm viel Arbeit für den ganzen Lehrstuhl.
  • Projekt-Meetings: wenn man ein Projekt gewonnen hat, dann gibt es da normalerweise regelmäßige Treffen bei denen das weitere Vorgehen besprochen wird. Da die Partner oft über ganz Deutschland (und manchmal international) verteilt sind, kann das ziemlich zeitaufwändig sein.
  • Publizieren: weitere wichtige Aufgabe ist das Schreiben von Büchern und Papern, hieran misst sich wesentlich der wissenschaftliche Wert der Arbeit. Man muss versuchen, Artikel inJournals mit hohem Impakt-Faktor unterzubringen. Das ist viel Arbeit, erfordert wieder Treffen mit den Co-Autoren, viel Korrekturen und ist ein mehrstufiger Prozess. Die Publikationsliste ist enorm wichtig unter anderem zB für das Standing des Professors wenn es um Drittmittel geht.
  • Teilnahme in Gremien des Instituts/ der Universität: dazu gehören die formalen Treffen der Professoren in denen zB geklärt wird welche Kurse angeboten werden, wie die Studenten sich verteilen, wie die Gelder aufgeteilt werden, was angeschafft werden muss usw. Das ist ein ziemliches Hauen und Stechen, denn jeder Lehrstuhl will natürlich möglichst viel für sich abhaben und da wird hart verhandelt. Es gibt auch noch viele weitere Arten von Gremien, nicht aus allen kann man sich raushalten.
  • Bürokratie und Administration: was halt so anfällt. Von der Frage wie der Brandschutz umgesetzt wird bis zum Unterschreiben von Reisekostenanträgen.
  • Personalverantwortung: Einstellungen, Kündigungen, Stellenneubesetzungen, Vorstellungsgespräche, Klärung von Problemen, ... - alles was eben die Entscheidung des Chefs braucht.
  • Organisation und Durchführung der Lehre: was wird angeboten? Wer übernimmt welchen Kurs? Was macht der Professor selbst? Gibt es Terminüberschneidungen die beachtet werden müssen? ...
  • Betreuung von studentischen Arbeiten. Bachelor und Masterarbeiten benötigen in der Regel den Professor als Erstbetreuer. Ob die praktische Betreuung dann von Doktoranden übernommen wird hängt vom Institut ab. Trotzdem hat der Professor natürlich das letzte Wort. Ansonsten müssen Prüfungen gestellt und korrigiert, mündliche Prüfungen durchgeführt werden usw. Dazu kommen Sprechstunden und Termine in denen Dinge mit Studenten besprochen werden. Die Korrektur von Arbeiten erfordert ebenfalls viel Zeit.
  • Anfragen: Pro Tag kommen viele Mails mit Anfragen zu allem Möglichen. Studentische Fragen, Fragen von Kollegen, Einladungen zu Veranstaltungen und vieles mehr

Ein Professor forscht, setzt diese Forschung regelmäßig in Publikationen um, schreibt hin und wieder Monographien oder bei Sammelbänden mit, betreut Bachelor-, Master und Doktorarbeiten, wobei vor allem letzteres ein jahrelanges Zusammenarbeit bedeutet, wirbt Gelder (z.B. bei der DFG) an, kümmert sich um Forschungsgruppen und Sonderforschungsbereiche bzw. seine Projekte in diesen sowie Projekte ohne Affiliation, organisiert die Lehre an seinem Lehrstuhl und kommt seiner eigenen Lehrverpflichtung nach, kümmert sich ebenfalls um die Weiterbildung der Post-Docs an seinem Lehrstuhl sowie u.U. um deren Habilitationsvorhaben, ist Mitglied verschiedenster Gremien und Kommissionen, besorgt den Papierkram, der am Lehrstuhl anfällt, ist u.U. (Co-)Editor von Fachjournals, reviewt Paper für Journals, hält sich in seinem Fachbereich und darüber hinaus auf dem Laufenden, ... und ich habe sicherlich noch einige Dinge vergessen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Postdoc / Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Er forscht und publiziert seine Forschungsergebnisse und unterstützt seine Forschungsgruppen. Er betreut Doktoranden bei ihrer Doktorarbeit und zusätzlich auch Master- und Bachelor-Arbeiten.

Die Lehre - also die Vorlesungen und was damit verbunden ist - das ist für viele Professoren nur ein nebensächliches und oft lästiges Übel ;-)

Er/Sie arbeitet wissenschaftlich in seinem/ihren Fachgebiet. Zu der Unterrichtsverpflichtung gehört auch das Betreuen von Seminaren, von Abschlussarbeiten und das Abhalten von Prüfungen.