ALG2 Empfänger faul und wollen nicht arbeiten? Warum hält sich dieser Irrglaube so hartnäckig in den Köpfen mancher Menschen?
Mich würde mal interessieren, warum sich der Irrglaube, ALG2-Empfänger wären faul und dumm und wollen nicht arbeiten, so hartnäckig in den Köpfen von manchen Menschen hält? Dabei wird das Gegenteil immerwieder belegt.
Wieso werden alle ALG2-Bezieher über einen Kamm geschert, es wird weder hinterfragt noch differenziert und jeder ALG2-Bezieher wird gesteinigt, denunziert, angegriffen usw. Mich interessiert das gesamtgesellschaftlich und vor allem aus psychologischer Sicht.
Welche Gründe könnte es dafür geben? Aus psychologischer oder anderer Sicht.
https://www.hartziv.org/news/20200811-hartz-iv-studie-aufstocker-haben-hohere-aufstiegschancen.html
"..Der weiterverbreitete Irrglaube, Hartz IV Empfänger seien faul oder hätten nichts zu tun hält sich weiterhin hartnäckig in den Köpfen vieler Bürger und Bürgerinnen der Bundesrepublik. In Wahrheit ist nur etwa ein Viertel aller Hartz IV Bedürftigen wirklich arbeitslos. Viele Hartz IV Empfänger gehen einer Beschäftigung nach..."
Und bitte dabei nicht vergessen, dass die IT immer mehr Arbeitsplätze verdrängt und auch "ehrbare normale" Menschen ,die vorher hart gearbeitet haben, nun immer mehr in ALG2 fallen. Weil der Arbeitsmarkt sich ÄNDERT.
16 Antworten
Was wir wissen ist, auch die Gruppe der "Harzer" ist heterogen.
Es gibt zahlreiche alte und behinderte in dieser Gruppe, Kranke und Erwerbsfähigkeitsgeminderte fallen da auch mit rein. Zu den Kranken gehören Drogenabhängige ebenso wie Depressive, die sind sicher alle aufgrund ihrer Beschränkungen für einen "leistungsfähigen" Vollzeitarbeiter oder Selbständigen "faules" oder "phlegmatisches" Pack, sofern an der verminderten Leistungsfähigkeit ein Eigenverschulden besteht.
Dazu kommen die, die sich verloren haben und jene die sich darauf kaprizieren widerständisch zu sein, die also die das öffentliche Bild prägen. Die im Schatten, die Schambehafteten, die den Anforderungen der Leistungsgesellschaft den Rücken gekehrt haben etc. die sieht man ja nicht, bzw. nur wenn sie unangenehm auffallen.
Richtig , es wurde vielen tatsächlich kranken Menschen besonders schwer gemacht mit der Erlangung des Status' der dauerhaften Nichtbeschäftigungsbefähigung .
Die dürfen dann halt regelmäßig zum medizinischen Dienst der AfA antanzen , auch wenn sich nichts bessert .
Die magische Kriteriengrenze liegt halt bei " auf gutachterlich definierte Zeit / Dauer weniger als 3 Stunden pro Tag beschäftigungsfähig " .
So lange die Rentenkasse das in eigenen Untersuchungen nicht anerkennt für Rente ( EU oder EM ) , und auch die AfA - Gutachter nicht selbst es auch so gleichzeitig schreiben , bleibt man in den Mühlen dessen .
Ab einem gewissen Zeitpunkt der Beitrags-Fehlzeiten bekommt man ggf. aber auch gar keine EM Rente trotz Beitragsjahren ; und auch da haben manche sogar noch nicht mal die Mindestanwartschaft für eine EM oder EU -Rente überhaupt erfüllt .
Irgend wann resignieren in dieser Endlosmühle aber auch die zähesten Naturen , die es zuvor trotz gesundheitlichen Einschränkungen immer wieder noch mal geschafft hatten , sich weitestgehend dieses "System" vom Hals zu halten durch eigener Hände Schaffenskraft und wenigstens auch Krankenversicherung über einen Midi- / oder Teilzeitjob ( voll sozialabgabenpflichtig ) .
Wegen der Darstellung von Hartz IVern in den Medien.
Ich kenne einige Leute, die Hartz 4 beziehen. Davon sind einige krank und können nicht auf die freien Stellen zugewiesen werden, weil sie das körperlich nicht schaffen. Denn diese freien Stellen sind hier in der Gegend mit körperlich anstrengender Arbeit verbunden.
Diese Leute sind allerdings nicht zu Hause. Sie werden in viele sinnfreie Kurse gesteckt, die in der Regel vollzeit angeboten werden. Zusätzlich gibt es nur das Fahrgeld. Für alle gibt es Kurse: für Kranke, für Alkoholiker, für Alleinerziehende... die Inhalte sind sehr sinnentleert, manchmal wird auch nichts gemacht.
ich beziehe selbst ALG2 und weis genau was du meinst... ich bin derzeit in Elternzeit und mein Partner in der Ausbildung und da verdient man ja nicht viel.. deswegen brauchen wir ein wenig Unterstützung... aber deswegen sind wir ja nicht gleich asozial...
ich glaube das viele Menschen einfach das glauben was die Medien zeigen und die Medien zeigen meistens nur die schlimmsten Fälle weil diese halt am interessantesten sind... niemand zeigt diese Leute die ein normales Leben führen und auch trotzdem täglich in die Arbeit gehen oder sich zuhause um die Kinder kümmern
und wenn man diese Personen in den Medien sieht die tatsächlich einfach zu faul sind einer Arbeit nachzugehen und sich alles vom Staat bezahlen lassen während andere täglich in die Arbeit müssen und je nach Beruf ihrer Gesundheit schaden oder sich körperlich so anstrengen müssen das sie am Abend komplett fertig nach Hause kommen, und dann noch so viel Steuern zahlen müssen... dann denken bestimmt viele das sie damit noch andere Menschen die einfach zu faul sind ( was natürlich eben sehr oft nicht so ist) über die Runden bringen müssen...
Ja, im Kapitalismus werden Medien zur Informationskontrolle und Stimmungsmache eingesetzt. Kannst dich ja mal aus der Anarchisten Sicht befassen, was die da an den Medien kritisiert.
Rund 16% der ALG II-Bezieher erhalten diese Unterstützung seit mehr als 10 Jahren. Daher vielleicht. (Quelle)
Und ja, es ist schon auch (nicht nur!) eine Frage der Einstellung. Eine liebe Freundin, gebürtige Tschechin, deren Schulabschluss in Deutschland nicht anerkannt wird, deren Berufsausbildung nicht anerkannt wird hat genau 0 Bewerbungen geschrieben um einen Job zu bekommen. Sie ist heute examinierte Altenpflegerin. Sie hat nur mal einen Typen vom Roten Kreuz gefragt, ob sie irgendwie helfen kann.
Es gibt in der Pflege über 85.000 offene Stellen, 150.000 offene Stellen in der IT-Branche, allein in Bayern fehlen rund 30.000 pädagogische Kräfte in den Kinderhäusern und Schulen, nur in meiner Dorfbäckerei hängen 5 Stellenausschreibungen (Bäcker*in, Bäcker*inazubi, Fachverkäufer*in-Azubi, Fachverkäufer*in in Vollzeit, Halbtags oder Stundenweise). Wenn ich durch die Stadt gehe hängen eigentlich überall solche Zettel, dass Leute gesucht werden.
Vielleicht gibt es ja einen Grund, warum diese Berufe offen gelassen werden?
Wie wäre es mit schlechter Bezahlung, hoher Stress, zu schlechte/lange Arbeitszeiten, keine/wenig Anerkennung, etc? Außerdem ist nicht jedes Wesen für soziale Berufe gedacht.
Hm, die meisten Leute, die nicht arbeiten können, sind aber Sozialhilfempfänger, also nicht Hartz IV Empfänger.
Natürlich ist es besonders schwer gemacht worden, dass man diese Hilfe bekommen kann, weshalb sicherlich auch wenige davon doch Hartz IV bekommen, z.B. Depressive