Aggressiver Hund (Eurasier)?
Guten Tag,
ich habe einen 5 1/2 Jährigen Eurasierrüden, wir haben ihn seitdem er ein Welpe ist. Wir haben aber den Eindruck dass je älter er wird, desto mehr wird er zum Problemkind in Bezug auf soziales Verhalten. Zu den typischen Charaktereigenschaften eines Eurasiers gehört Reserviertheit und die Zurückhaltung. Aggression gehört definitiv nicht dazu. Unsere Erziehung war liebevoll und konsequent.
Kurze Erläuterung zu seinem Charakter: Er ist ein sehr ruhiger Hund, vor Fremden extrem reserviert und lässt sich auch nicht streicheln. Versucht ein Fremder ihn zu streicheln, bellt er ihn laut an. Außerdem bellt er relativ aggressiv, wenn er das Gefühl hat, uns beschützen zu müssen (auch wenn das in unseren Augen keine extreme Situation ist, wie wenn z.B. Ein Hund auf uns in normalem Tempo zuläuft). Mit anderen Hunden zeigt er eine absolute Unverträglichkeit, spielen tut er nur mit sehr wenigen. Selbst bei anderen Eurasiern zeigt er Zähne und ist angriffsbereit. Zu Hündinnen ist er weitaus zahmer als zu Rüden. Menschen hat er nie gebissen, aber wenn ihm etwas zu nah ging öfter die Zähne gezeigt und ist einschüchternd auf sie zugelaufen.
Innerhalb unserer Familie und unseren Freundeskreisen ist er wie ausgewechselt. Er liebt uns über alles, möchte uns beschützen, lässt die Kuscheleinheiten bereitwillig über sich ergehen, vermisst uns stark und ist ein Traumhund. Auf unseren Spaziergängen versucht er sein „Rudel“ immer zusammen zu halten und macht sich starke Sorgen, wenn sich einer entfernt.
Die Beziehung zu fremden Menschen und Hunden macht uns aber sorgen. Als er ein Welpe war, waren wir in der Hundeschule. Als Welpe wurde er häufig von anderen Hunden gemobbt und angegriffen. Er hatte damals nie jemanden auch nur angeknurrt, er war eher scheu und zurückhaltend. Die Leiterin der Hundeschule meinte häufig, dass man akzeptieren sollte, dass er nicht von Menschen angefasst werden möchte, dies sei sein Charakter (er mochte es schon als Welpe nicht so gerne).
Meine Frage ist: Ist es noch irgendwie möglich, ihm diese Aggressionen abzugewöhnen oder ist der Zug abgefahren?
4 Antworten
Kann es sein, dass er euch entweder für inkompetent hält und euch deswegen beschützen muss oder recht ängstlich ist? Oder beides?
Wenn er nicht angefasst werden will, beschützt ihn vor Grapschern. Wenn er euch gegen fremde Menschen verteidigt, traut er euch nicht zu diese Rolle zu übernehmen. Und bei anderen Rüden, dann schirmt ihn ab, wenn er den Kontakt nicht will.
Und wenn ihr dann kompetent führt, könnt ihr auch einfordern, dass er euch das auch tun lässt, hinter euch geht und die Backen hält solange er nicht bedrängt wird. Das setzt aber eben voraus, dass der Hund sich auf euch verlassen kann.
Die Hündin meines Ex war unsicher (angstaggressiv) gegen andere Hunde.
Als ich sie kennen lernte war sie schon 9 Jahre halt und hatte also viele Jahre Zeit, dieses Verhalten zu festigen.
Mich hat das gestört, weil es halt unlustig ist einen 35 kg Hund an der Leine zu haben, der sich aufführt wie toll, wenn er einen anderen Hund sieht. Also habe ich angefangen mit ihr zu üben. Das hat sie quasi sofort angenommen und war fast erleichtert, dass ich das für sie geregelt habe. Nach wenigen Wochen war sie schon deutlich entspannter und hat andere Hunde im Zweifel einfach ignoriert. Schon konnten wir deutlich entspannter Gassi gehen.
Sie hat nicht jeden Hund gleich gemocht und so, aber das muss sie auch nicht. Wenn sie einen nicht mag, dann muss das akzeptiert werden. Aber halt eben nicht selbst regeln wollen, das ist wichtig. Dann ist alles entspannter.
Ich denke schon, dass ihr bei eurem Hund noch eine deutliche Verbesserung erreichen könnt. Das setzt allerdings voraus, dass ihr euch kompetente (!) Hilfe sucht und konsequent mit dem Hund arbeitet.
Na wenn er nicht angefasst werden will und die Leute ihn trotzdem streicheln wollen, ist doch klar, dass er deutlich werden muss. Und es hilft ja auch, die Leute lassen ihn dann in Ruhe. Das ist sein Erfolgserlebnis. Es ist eure Aufgabe den Menschen zu sagen, dass sie gefälligst Abstand halten sollen! Sonst muss sich euer Hund selbst drum kümmern.
Generell muss man das sowieso ganzheitlich betrachten, gerade bei Hundebegegnungen. Wie ist die Körpersprache des Hundes. Ist er unsicher? Natürlich ist es wichtig wie man dann als Halter reagiert.
Ich denke, daß es noch nicht zu spät ist aber eine Hundeschule bringt in so einem Fall nichts. Besser wäre es, den Hund einem qualifizierten Hundtrainer vorzustellen der sich intensiv mit dem Tier beschäftigt um herauszufinden, warum er in manchen Situationen so aggressiv reagiert.