Abizeitung, Kursberichte Pressezensur?
Ich mache Abitur und habe ehrliche kritische Kursberichte geschrieben.
Jetzt wurde mir von einem Lehrer mitgeteilt, dass ich den betroffenen Kurslehrer.
Erst meinen Bericht vorlegen muss, bevor wir drucken dürfen.
Bei vielen Berichten ist mir das egal, aber bei den Berichten, in welchen ich sehr kritisch, aber nicht unverschämt, geschrieben habe über organisatorische Katastrophen und Lehrer versagen will ich das natürlich nicht vom Lehrer Zensieren lassen.
Zudem ist dann natürlich logisch, dass der Lehrer mich nicht mehr mag und ich habe nun mal noch bis 13. Juni Schule.
Ist das nicht "Pressezensur", da die Abizeitung schließlich auch eine Zeitung ist und dabei schließlich unsere Meinung zensiert werden kann.
3 Antworten
Zu journalistischen Standards gehört es, dass im Fall von Vorwürfen gegenüber einer Person dieser auch immer die Möglichkeit eingeräumt werden soll, sich zu den Vorwürfen zu verhalten. Diesen Standard hält sogar die BILD ein - wenn auch auf tendenziell manchmal fragwürdige Weise (z. B. im Sinne von "Wir werden folgendes über Sie schreiben, Sie haben jetzt zwei Stunden Zeit, um sich dazu zu äußern").
Das bedeutet natürlich nicht, dass die Person dann die komplette Berichterstattung kippen oder nach eigenem Gusto den Bericht ändern darf oder soll. Aber es geht eben auch darum, dass saubere journalistische Arbeit beinhaltet, ein Thema von allen Seiten zu betrachten - und somit auch die "beschuldigte" Person ihre Sicht der Dinge darlegen zu lassen.
Zudem noch ein weiterer Punkt, über den du in Ruhe mal nachdenken kannst: Eine Abizeitung ist gedacht als Erinnerung an die Schulzeit für die Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrgangs. Sie ist nichts, was im großen Stil an andere Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte oder gar Eltern oder so verteilt wird. Diese Aufgabe erfüllen Schülerzeitungen. Somit hat darin geäußerte Kritik auch herzlich wenig Wirkung, schließlich sind diejenigen, die sie äußern, dann ja eh weg von der Schule.
Möchtest du also in 10, 20 Jahren beim Blick in die Abizeitung dich daran erinnern, wie ihr erst zum Ende eurer Schullaufbahn eure Kritik losgeworden seid? Ohne die Möglichkeit, damit wirklich etwas zu verändern? Ohne wirkliche Wirkung? Willst du damit jedes mal an die negativen Gefühle, die du in der Schulzeit hattest, erinnert werden? Ist es wirklich das, was du als Erinnerung an deine Schulzeit mitnehmen und behalten willst? Oder ist die Abizeitung vielleicht doch einfach der falsche Ort und Zeitpunkt, um diese Kritik in alle Ewigkeit festzuhalten?
Du machst die Abizeitung allerdings nicht nur für dich. Wie sehen das denn deine Mitschüler*innen? Habt ihr über die genannten Punkte mal nachgedacht?
Die machen des aller gleiche, also wie gesagt unsere Abizeitung ist da vielleicht anders. Wir geigen damit unseren Lehrern die Meinung
Völlig egal, ob das Pressezensur ist - wenn dir der Lehrer noch ordentlich deine Noten versauen kann, würde ich mir es nicht so kurz vor Schuljahresende noch verspaßen.
Aber musst du wissen. Du kannst ja fragen, wieso das Probegelesen werden soll. Oder deinem Lehrer mitteilen, dass du nicht möchtest, dass da etwas zensiert wird. Im Zweifel könntest du auch den einen Bericht nicht lesen lassen und einfach drucken, aber dann wirst du vermutlich Ärger bekommen
Bei einer Abizeitung handelt es sich im Normalfall nicht um richtige Presse, sondern um ein Andenkenbuch
Kleiner Nachtrag: Eine Abizeitung scheint dennoch der Pressefreiheit zu unterliegen. Dennoch können Persönlichkeitsrechte verletzt werden, welche üblicherweise schwerer wiegen wie die Pressefreiheit. Lehrer und Schüler sind keine Personen an denen ein besonderes öffentliches Interesse besteht, folglich kann schon die Nennung von Namen problematisch werden, wenn die Personen nicht zugestimmt haben.
Ich glaube schon, dass die Abizeitung der Perfekt Ort ist und wir haben keine Schülerzeitung