1 zu 1 Pflege

3 Antworten

Hi!

Ich bin jetzt seit 5 Jahren in der außerklinischen Intensivpflege und arbeite hauptsächlich in 12-Std.-Schichten. Die Antwort von akdintensiv ist schon recht gut und ausführlich! Es kommt ein bisschen drauf an, was der Patient oder seine Angehörigen gewohnt sind und was der Pflegedienst für nen Vertrag abgeschlossen hat. Es kann also sein, dass du hauswirtschaftliche Tätigkeiten verrichten sollst (oder musst?!). Ich hatte da schon alles. Von "ich renne 12 Std durch die Gegend und komme nicht mal dazu, eine rauchen zu gehen" bis "ich sitzte 12 Std rum, lese ein Buch nach dem anderen und seh den Patienten kaum". Die "Bespaßung" des Patienten gehört, je nach seiner Mentalität auch dazu. Wie gesagt, das kommt immer ganz auf den Patienten an. Der Patient, den ich gerade betreue, sieht uns Pflegekräfte immer gerne von hinten, ist sonst aber ein sehr freundlichen Mensch, der offen für einen kleinen Plausch ist.

Du schreibst, dass du wahrscheinlich die Nächte übernimmst. Auch hier kommt es ganz auf den Patienten an. Meiner will zu Dienstbeginn ins Bett gebracht werden, dann gibts ne kleine Grundpflege, Inkontinenzversorgung und Anschließen ans Beatmungsgerät (tagsüber atmet er spontan). Da er sich einigermaßen bewegen kann, meldet er sich so alle 4 bis 5 Stunden um sich neu Lagern zu lassen, er hasst es, nachts geweckt zu werden, wenn er sich nicht von selber meldet. In der Zwischenzeit sitze ich in der Küche (ein Raum weiter wie sein Pflegezimmer), gucke Fernseh, habe meinen Laptop dabei oder lese. Bei ihm ist es recht anstrengend, wach zu bleiben, da nicht wirklich so viel zu tun ist. Man muss halt nur auf den Allgemeinzustand, die Beatmung und O2-Sättigung und so achten. Aber auch hier hatte ich schon andere Patienten. Von "ruhig" konnte man da nicht reden! Z.B. ein 9-jähriges Mädchen, dass alle 20 Minuten schwerst gekrampft hat, Atempausen hatte und bei der man immer nur darauf gewartet hat, dass sie nicht wieder anfängt mit dem Atmen. Da bin ich keine 10 Minuten am Stück gesessen und an Lesen oder Surfen war nicht zu denken.

Meine ganz persönliche Meinung zur 1zu1 Versorgung: Ich mache sie sehr gerne! Ich kann mir gar nichts anderes mehr vorstellen und würde nicht mehr in den stationären Bereich zurückgehen! So viel Zeit hatte ich in der Pflege noch nie und man arbeitet sich auch nicht so auf. Allerdings muss man damit klar kommen, dass man sehr eng mit einem einzigen Menschen arbeitet und manchmal auch als "Dienstmagd" missbraucht wird, oder dass es zumindest versucht wird. Und man muss mit der wesentlich engeren Bindung zum Patienten klarkommen. Auch hier hatte ich schon Kollegen, die sehr schnell wieder gekündigt haben, weil sie damit nicht klargekommen sind.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen. Wenn du noch Fragen hast, kannst du dich gerne nochmal melden.

LG Mathias


Schmetterling76 
Beitragsersteller
 30.06.2012, 18:40

Wow...das war ja mal sehr ausführlich.Danke...jetzt habe ich einen kleinen Einblick.Mittlerweile überlege ich auch schon...wenn mir das evt. liegt....das ich dann nebenberuflich nur in dieser Richtung was mache,da ich glaube das es für beide Seiten angenehmer ist immer vertraute Menschen um sich zu haben...vorallem weil man - aufgrund von 1zu1 - auch die Zeit füreinander hat...was ja leider nicht für ambulant bzw.stationäre Betreuung in Frage kommt...schon allein der Personaleinsparungen wegen! Aber gänzlich nur das eine......das möchte ich bestimmt nicht...mir würde die "Lebendigkeit" fehlen am Bewohner...das brauche ich einfach...diese "Abwechslung". Sicher werde ich wieder neu dazu lernen (müssen) und das ist immer eine schöne Herausforderung,darauf freue ich mich auch!-) Meine Güte...mit dem 9jährigen Mädchen...ist schon krass...das muß doch auf Dauer auch für sie selbst wahnsinnig schwer gewesen sein...mit dieser Krampferei...

0

Hallo Schmetterling 76, ein Tracheostoma ist in der Regel Absaugpflichtig, da das entstehende Bronchialsekret nicht abgehustet werden kann. Geschieht dies nicht, besteht hohe Aspirationsgefahr. Im Extremfall kann der Patient ersticken. Da niemand weiß, WANN das Sekret abgesaugt werden muss, ist ein solcher Patient - je nach Grunderkrankung - rund um die Uhr zu überwachen. Ein solcher Patient bekommt dann eine entsprechende Krankenbeobachtung verordnet - die dann eine Fachpflegekraft durchführt. Normalerweise fallen in dieser Krankenbeobachtungszeit noch andere pflegerische Tätigkeiten wie Verbandswechsel, Kanülenpflege, Medikamentengabe. Natürlich auch grundpflegeische Maßnahmen wie Ganz- oder Teilkörperwaschung, Lagern, An- und Ausziehen etc. Wenn sonst nichts zu tun ist, kann man zwischendurch natürlich auch mal ein Buch lesen, oder mit dem Patienten fernsehen o.ä. Da hier von 12 Stunden die Rede ist, nehme ich an dass tagsüber ein Angehöriger beim Patient ist und Nachts eine Pflegefachkraft oder? Falls noch weitere Fragen sind? Nur zu :-) A liabs Griaßle aus dem Schwabenland Peter Wolthoff


Schmetterling76 
Beitragsersteller
 29.06.2012, 22:35

Danke erstmal für die hilfreiche Antwort!-)Das ist hier offensichtlich nicht allzuverständlich!-( Was diese Patientin betrifft,dazu erfahre ich nä.Woche alles.Fahre erstmal hin und schau mir alles an(Krankheitsbild,Ablauf,Dienstzeiten)...mir wurde nur gesagt das dort 12 Std-Dienste sind bzw.auch Tag-/Spätdienste.Ich weiß eben überhaupt noch nichts zum Zustand derjenigen...und 12Std...hhmm...wie gesagt ich habe bisher nur ambulant und stationär gearbeitet...aber noch nie 1zu1.Jedoch ist das bekannt seitens der Angehörigen.Ich kann/konnte mir eben nicht erklären was so ein 12 Std.Dienst so beinhaltet,neben Pflege.Deshalb fragte ich hier... Werde aber höchstwahrscheinlich dort den Nachtdienst übernehmen.Ich bleibe gespannt. Ganz lieb von Dir..mir so ausführlich zu antworten!-)))Danke

0

... was auf wen zukommt - auf den Patienten oder die Pflegefachkraft?

Es gibt Patienten die brauchen diese pflegerische Zuwendung - allerdings von einer Fachkraft - die wiederum diese Frage nicht stellen würde....


Schmetterling76 
Beitragsersteller
 29.06.2012, 22:25

Wer lesen kann ist klar im Vorteil!!!!!Habe doch ganz eindeutig nach dem allgemeinen Ablauf gefragt(immerhin 12Std)...das dies zum überwiegenden Teil Pflege beinhaltet ist doch wohl klar!Darum ging es auch garnicht....nochdazu habe ich gesagt das ich in der Hinsicht keine Erfahrung habe!Das ist nun ein Vergehen oder wie????Mal anders gefragt....Bist Du spezialisiert auf Wunden...nur weil Du in der Pflege tätig bist?Glaub ich kaum!!!Denn das eine hat mit dem anderen nicht immer zwingend was zu tun...Man muß als Fachkraft nicht in allen Dingen spezialisiert oder allwissend sein....denn dann gäbe es scheinbar nur noch solche Experten wie Dich! Danke der Antwort!

0
ischdem  30.06.2012, 18:47
@Schmetterling76

und du willst dein fehlendes wissen hier nachholen.....hast du schon mal von anleitung vor ort gehört ???pflegeplanung - zielplanung - tätigkeitsnachweis - das hilft dir eher weiter

fragen ist macht - wissen immer mehr alles gute viel erfolg

0