Wie schreibt man eine gute Horror-Geschichte?

5 Antworten

Ich würde dir raten ähnliche Bücher zu lesen, wie du eines schreiben möchtest. So bekommst du ein gutes Gefühl, wie die Geschichte funktioniert. Ansonsten kann ich dir empfehlen, nach entsprechenden Schreibratgebern zu googeln und diese zu lesen. Schreiben ist ein Handwerk und das sollte man erlernen.


WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 12:47
nach entsprechenden Schreibratgebern zu googeln und diese zu lesen

Es wirkt leicht arrogant, vorauszusetzen, dass ich das nicht kann oder nicht bereits getan habe. Ich habe über 30 Schreibratgeber und denke, da kannst du nicht mithalten. Aber selbst in Kings "Vom Leben und von Schreiben" werden nicht wirklich Geheimnisse verraten, weil er nur intuitiv arbeitet. Zum Schreiben im allgemeinen findet man viel, bei Krimi wird es schon eng und bei Horror stützt man sich auf Altbackenes von Poe & Co.

Beim Schreiben bekommt man überhaupt kein Gefühl, ob die Geschichte beim Leser funktioniert, denn "wer hinter die Puppenbühne schaut, sieht die Drähte". Ich weiß viel zu viel über die Drähte, um mich noch zu gruseln. Inzwischen gibt es bei uns einen Wettbewerb, wer das Ende vom Horror und den Täter beim Krimi korrekt vorhersagt. In der Regel ist das kein Problem mehr.

Es ist aber eine ganz andere Herausforderung, Gefühle in Worte umzusetzen und sie nicht aufgesetzt wirken zu lassen.

Es muss die richtige Atmosphäre aufgebaut werden. Die Wortwahl sollte beim erzählen düster sein und irgendwas bedrohliches andeuten

Man kann mit den Ängsten seiner Charaktere spielen. Irgendeine ungewisse Gefahr aufbauen, die immer näher kommt. Das Ungewisse daran macht es Grusselig

Woher ich das weiß:Hobby – Ich schreibe in meiner Freizeit gerne

FilouNeu  15.08.2024, 22:10

ja die Atmosphäre ist sehr wichtig benutze viele Adjektive die zur Situation passen

Denke man kann theoretisch so ziemlich aus allem etwas gruseliges machen, ja, wenn man es richtig erzählt.

Es gibt ja auch einige Gruselgeschichten bei denen es nie wirklich Kontakt mit einem Monster, Mörder oder was auch immer gibt. Es kann reichen die Ängste der Charaktere oder der Leser richtig zu beschreiben um etwas wirklich gruselig zu machen.

Das mit den dummen Charakteren ist glaube ich vor allem bei Splatter-Filmen ein Problem, da die noch mehr Fokus auf Action Szenen und brutale Morde setzen und meist weniger Fokus auf die Psyche der Charaktere.

Wenn du das nicht willst, sollte deine Geschichte wirklich gut durchdacht sein. Die Charaktere sollten glaubwürdig handeln und mit genug Planung kannst du darum eine gute Gruselgeschichte bauen.

Geht es zum Beispiel um eine Art Monster oder Mörder, sollten diese natürlich den Charakteren überlegen sein. Wenn der Gegenspieler sehr stark oder schnell ist, übernatürliche Fähigkeiten besitzt, besonders intelligent ist oder die Umgebung besonders gut kennt brauchen die Charaktere eine besonders gute Lösung um zu überleben. Dennoch besteht auch hier die Gefahr, dass es billig wirkt, sollten die Protagonisten also überleben oder das Monster etc. sogar töten, muss dies ebenso aus einer glaubwürdigen, sehr intelligenten Entscheidung oder einer Schwäche des Monsters heraus passieren.

Ein gutes Mittel kann zB. sein, dass sich ein Charakter opfert um das Monster in eine Falle zu locken. Das funktioniert oft gut, da das Monster nicht wirklich überlistet wird und es so seine "Überlegenheit" nicht verliert, zugleich bringen die anderen Charaktere ein Opfer, es entsteht eine meist emotionale Szene in der ein Charakter stirbt, aber da es eine bewusste Entscheidung war bekommt der Leser oder Zuschauer den Eindruck, die anderen Charaktere hätten es nun verdient zu überleben. Das "Opfer" funktioniert auch in anderen Genres und sowas wird auch in sehr vielen Geschichten und Filmen verwendet.

So oder so musst du den Leser erst in die Situation bringen, dass er wirklich das Gefühl hat, die Protagonisten haben den Triumph verdient, das geht theoretisch auch mit anderen Methoden, aber eine Art Opfer bringen sie eigentlich immer. Das kann zum Beispiel auch eine andere schwierige Entscheidung sein, die oft mit den Eigenschaften des Protagonisten zusammenhängt, die er überwinden muss. zB. Ein Charakter ist Wissenschaftler, dessen Lebenswerk muss er in einer schwierigen Entscheidung aufgeben, um die anderen zu retten (oder er entscheidet sich dagegen, dann wird es vielleicht ein guter Antagonist - einen ähnlichen Charakter, eine Art Verräter oder besonders ehrgeizigen und egoistischen Charakter gibt es auch sehr oft)

Klingt zwar dumm, aber auch Horrorgeschichten haben oft eine Moral und im besten Fall ist die Schlüssig mit dem Handlungsbogen und den Charakteren. In jeder guten Geschichte gibt es Konflikte, die Protagonisten überwinden sollen (oder daran scheitern, wenn du willst), die eine zentrale Rolle einnimmt. Oft find typische Monster oder Orte sogar in gewisser Weise ein Sinnbild dieser, du kannst als auch daran ansetzen und dir überlegen wofür der Gegenspieler (Monster) stehen soll und wie diese Eigenschaft mit den Protagonisten harmoniert.

Weitere sinnvolle Schritte sind, eine gewisse Mystik zu bewahren, das Monster o.ä. also nicht zu früh zu zeigen. Für mich sind die gruseligsten Geschichten die, die das even nicht tun und man am Ende oft nicht einmal weiß, ob es denn nun wirklich da ist oder ob es eine Psychose des Protagonisten ist.

Ist irgendetwas übernatürliches im Spiel, sollte es sich immer in einem gewissen Rahmen befinden, wenn man es damit übertreibt verliert der Leser vielleicht die Übersicht und eigentlich gruselige oder seltsame Dinge werden als gewöhnlich interpretiert oder es wird schlichtweg zu unübersichtlich. Schreibst du eine Gruselgeschichte in einer Welt, in der übernatürliche Dinge wie Magie bereits bekannt sind, ist es sinnvoll das "bekannte und normale" von dem "unbekanntem und gruseligem" zu trennen und das bekannte vorher klar zu definieren, der Leser muss den Unterschied kennen.

Gute und nachvollziehbare Charaktere sind wie in jeder Geschichte der Kern, sie sollten miteinander harmonieren und eine gewisse Tiefe besitzen. Ob du das "gruselige" gut umsetzen kannst hängt vor allem von den Charakteren ab. Selbst wenn ein Charakter vor etwas absolut lächerlichem Angst hat kannst du das durch eine gute Erzählung und durchdachte Handlungen zu einer überzeugenden Horror Story machen.

Es gibt unterschiedliche Arten von Horror. Den physischen Horror, den psychischen Horror und manchmal gibt es auch Kombinationen davon. Es gibt hier keinen Knackpunkt. Guter Horror ist schlicht und ergreifend erschreckend. Jede Figur könnte sterben oder dem Wahnsinn verfallen. Wenn du ein guter Autor bist, dann wirst du sie nicht dumm handeln lassen. Entscheidet sich deine Figur für eine Handlung, frage dich, ob das wirklich die beste und realistischte Handlung deiner Figur ist.

Die Frage ist eher, was aus deiner Sicht schrecklich ist.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich schreibe seit mehr als 20 Jahren.

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 19:34

Ich erschrecke mich nicht so leicht.

ob das wirklich die beste und realistischte Handlung deiner Figur ist.

Dann kommen sie nicht in schreckliche Situationen.

Zeltan  15.08.2024, 21:07
@WilliamDeWorde

Ok, wie wäre es damit:

Ein kleiner Junge sieht wie seine Zwillingsschwester auf einem Stuhl gefoltert werden soll. Er hat nun die Wahl. Er schneidet sich einen Finger ab oder muss zusehen, wie seiner Schwester ein Finger abgeschnitten wird und danach sein eigener.

Was würde der Junge wohl tun, wenn er seine Schwester total liebt? Sei realistisch.

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 12:53
@Zeltan

Das würde ich nicht als normalen Horror einstufen, sondern nur als kriminellen Sadismus. Du ist nichts mysteriös dran.

realistisch betrachtet würde der kleine Junge ausrasten und einen Befreiungsversuch starten. Oder er würde sich sehr zusammenreißen und ein Täuschungsmanöver starten. Denn er wäre dumm, dem Entführer zu glauben und er würde mit einer Wunde dieser Größe noch schlechter kämpfen können, wenn der nächste Finger gefordert wird.

Zeltan  19.08.2024, 17:39
@WilliamDeWorde

Es geht ja auch nicht darum, dass Horror mysteriös sein muss und ebenso wenig darum, dass der Junge dem Mann gehorcht. Bei Horror geht es darum den Menschen an seine Grenzen zu bringen und ihm Schrecken zu bereiten. Das mit dem Jungen war nur ein Beispiel und deine gewählte Reaktion ist auf jeden Fall realistisch. Krass wird es dann halt sein, wenn der Entführer seine Drogung wahrmacht. Ja, das ist sadistisch und genau das ist nun mal Horror.

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 19.08.2024, 18:34
@Zeltan

Es gibt auch Horror, ohne sadistisch sein zu müssen. Das betrifft Horror, der sich mit inneren Dämonen auseinandersetzt oder mit dem Gewissen wie "Das verräterische Herz" oder "Jekyll & Hyde" oder Horror, wo man nur Geisterphänomene hat oder wo das Morden nur angedeutet wird wie bei "House of Wax".

Zeltan  19.08.2024, 21:33
@WilliamDeWorde

Ich finde es schade, dass du meinen Beitrag vom Beginn nicht mehr gelesen hast, sonst wüsstest du, dass ich diese Art von Horror mit eingeschlossen habe.

WilliamDeWorde 
Beitragsersteller
 20.08.2024, 11:40
@Zeltan

Du selbst schränkst es doch ein:

Ja, das ist sadistisch und genau das ist nun mal Horror.

Und ich sage: Nicht genau das, sondern auch das kann Horror sein.

Lass die spannendsten Szenen in der Mitte des Buches geschehen, sonst ist es nicht wert, das Buch zu kaufen, geschweige denn zu lesen..

Ähnliche Bücher können natürlich auch sehr helfen.

e7laa