Was sagt Ihr dazu: "Hört auf, ein Urteil über andere zu fällen, damit kein Urteil über euch gefällt wird" (Mat. 7:1)?

In Mt7,1 steht wörtlich

"Ihr, richtet nicht, dass ihr nie gerichtet werden möget"

und nicht

"Hört auf, ein Urteil über andere zu fällen, damit kein Urteil über euch gefällt wird"

"Urteil fällen" ist zu juristisch. Außerdem ist hier im Zusammenhang nicht ein richterliches Tun gemeint, sondern ein persönliches Tun zwischen Menschen. Was gemeint ist, zeigt der Vers 3:

3 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?

Es ist eher ein nörgeln, tadeln, kritisieren, bemängeln, festsetzen, erachten, dafürhalten gemeint, wenn man selber genau das macht, was man bemängelt.

Ich würde mit "beurteilen" übersetzen, zumal Paulus an anderer Stelle genau diese Bedeutung verwendet.

1. Kor 10,15 Ich rede als zu Verständigen; beurteilt ihr, was ich sage.

1. Kor 10,29 des Gewissens aber, sage ich, nicht deines eigenen, sondern desjenigen des anderen; denn warum wird meine Freiheit von einem anderen Gewissen beurteilt?

Im Originaltext geht es ums 'verurteilen'.

'Beurteilen' müssen wir unbedingt.

Das bedeutet auch, dass ich eine Meinung oder Entscheidung anderer ablehnen darf. Das ist nämlich Teil meiner eigenen Freiheit, eine Meinung zu haben.

"Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!"

Mit dieser Aufforderung Jesu hört das Verurteilen anderer auf, vorausgesetzt, man tut das, was Jesus sagt.

Natürlich führt das nicht dazu, zu allem Ja und Amen zu sagen. Aber es hilft, toleranter zu werden, also die Andersartigkeit zu ertragen (Toleranz/tolerieren: lat. tolerare = ertragen, erdulden, zulassen können, aushalten).

Frau Salesch wird da anderer Meinung sein... Aber wer ist sie schon zu hinterfragen, was ein total wichtiger Schreiber damals geschrieben hat.

Jede*r urteilt in allem was er/sie tut. Sich ein Urteil zu bilden ist also in allen Fällen gegeben