Meinung über Autisten

10 Antworten

Als Autistin hätte ich gerne, dass alle die Fragen, die über uns gestellt werden, auch an Neurotypische gerichtet werden.

In der Regel sind wir Menschen mit allen Merkmalen, die Menschen generell ausmachen.

Ach ja ... ich finde so manche Neurotypische komisch.
Oft sagen die etwas, weil es dem Höflichkeitscodex entspricht und meinen es nicht so.
Oder sie denken, andere könnten genau wissen, was sie (nicht) wollen und sind dann sauer, weil nicht ihren Erwartungen entsprochen wurden.

Okay, das war ein kleiner Ausflug zu den Neurotypischen.

Zu uns:

Wir sind ganz verschieden - sehr wichtig, sollte unbedingt beachtet werden!

Einige von uns sind sehr direkt, weil uns diese Art der Kommunikation liegt.
Kein Rätselraten, sondern "so sieht's aus".
Unsere Ehrlichkeit schafft Gewissheit. Klar, kann schon mal schmerzhaft sein für die andere Person. Andererseits weiß sie, wo sie dran ist.

Unsere Reaktionen auf bestimmte Geräusche, Gerüche und so mögen anderen komisch vorkommen.
Aber wir können das nur schwer kontrollieren.
Du kannst ja auch nicht (immer) verhindern, dass du im unpassendsten Moment niesen, rülpsen oder pupsen musst.

Einige von uns haben Orientierungsschwierigkeiten.
Oft wird diese noch durch Menschenmassen verstärkt.
Gut möglich, dass der eine oder andere Autist im Weg steht. Das macht er nicht, um dich zu ärgern, sondern weil er sich "sortieren" und überlegen muss, wie / wo es weitergeht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema

Konfettibomber 
Beitragsersteller
 21.06.2024, 21:28

Ich bin selber Autist

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Ich finde Autisten genau so individuell wie Nicht-Autisten. Wie oft müssen wir Autisten denn noch sagen, dass wir genau so individuell sind wie Nicht-Autisten?

Ich habe bisher - soweit ich mich zurückerinnern kann - noch kein einziges Mal hier die Frage gelesen, was wir Autisten von neurotypischen oder allistischen Menschen halten. Hm, wieso nur könnte das so sein? Ich erkenne ein beängstigendes Muster.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Konfettibomber 
Beitragsersteller
 21.06.2024, 21:25

Ich bin Autist

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Ich mag Autisten weil sie ruhig sind. Autisten haben Gefühle & Probleme diese auszudrücken, sie wirken unemaptisch weil sie Probleme haben Situationen richtig einzuschätzen. Sie sind mir sympathisch, wenn ein Autist mit einem warm wird, dann hat man eine Person mit der man kontrovers diskutieren kann ohne das sie persönlich wird.


Zitruseulchen  21.06.2024, 20:18
sie wirken unemaptisch weil sie Probleme haben Situationen richtig einzuschätzen.

Danke, dass du geschrieben hast, dass wir Autisten unempathisch wirken (können) und nicht, dass wir es sind.

Das ist ein sehr großer und wichtiger Unterschied, den viele leider nicht machen. Ich meine: In den allermeisten Fällen sind wir Autisten ziemlich empathisch, aber wir können es nicht richtig ausdrücken. Ich verweise bei der Thematik immer wieder zu gerne auf das Double-Empathy-Problem.

Ich würde jedoch nicht sagen, dass man mit uns diskutieren kann, ohne, dass es persönlich wird. Zumindest nicht mit allen Autisten. Es kommt sehr auf das Thema an.

Und ich würde auch nicht sagen, dass wir generell ruhig sind. Kommt vielleicht darauf an, was genau du damit meinst. Ich kann laut sein, wenn ich mich wohl fühle. Meinst du Extraversion vs. Introversion? Es gibt auch genügend extrovertierte Autisten. Das Problem ist, dass wir Autisten leider oft im Laufe unseres Lebens an einer Sozialphobie erkranken (So wie z.B. ich), doch wir werden nicht sozialphob geboren. Das Ganze passiert aufgrund eines meist verständnislosen, unempathischen, ableistischen Umfelds. Ich kann dir hier also nicht ganz folgen.

Autisten haben Gefühle & Probleme diese auszudrücken

Oh, und danke dafür. Es gibt leider immer noch viel zu viele Menschen, die denken, wir hätten keine Gefühle oder die uns zumindest so behandeln, als hätten wir keine. Andererseits: Man muss das natürlich immer individuell sehen. Ich würde von mir selber behaupten, dass ich relativ gut darin bin, meine Gefühle auszudrücken. Zumindest beim Schreiben. Und wenn ich ganz arg Rosinenpicken wollen würde, könnte ich ansprechen, dass das von dir beschriebene Problem viel mehr auf Alexithymie und weniger auf Autismus zurückzuführen ist (Alexithymie und Autismus haben eine relativ hohe Komorbidität), aber ich hab heute meine guten zehn Minuten oder so, also nochmal: Danke fürs ... Wie nenne ich das? ... fürs nicht verletzende Dinge über uns Autisten ins Internet hinausposaunen. Genau.

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Klar ist es in dem Sinne nicht „normal“. Denke mir aber dabei weder was positives, noch was negatives. Ist halt ne „Erkrankung“


kiniro  21.06.2024, 12:21

Nöö ... ist KEINE Erkrankung. Auch nicht mit "...".

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Zitruseulchen  21.06.2024, 19:57

Da du "Erkrankung" schon korrekterweise in Gänsefüßchen setzt, helfe ich dir gerne auf die Sprünge. Autismus ist: Eine Neurodivergenz/Neurodiversität, welche auch eine neurologische Behinderung sein kann.

Ebenfalls zählt Autismus laut dem ICD-11 und dem DSM-5 zu den "neurologischen Entwicklungsstörungen". Somit ist Autismus sehr weit davon entfernt, eine Krankheit zu sein, da nicht jede Behinderung eine Krankheit ist, Neurodivergenz keine Krankheit ist und Entwicklungsstörungen ebenfalls keine Krankheiten sind.

Ich denke, das weißt du alles und ich will einfach mal hoffen, dass dir lediglich die korrekten Bezeichnungen nicht eingefallen sind und du deshalb das Wort "Erkrankung" in Gänsefüßchen gesetzt hast, weil dir kein besseres Wort einfiel.

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Für mich sind Autisten eine Bereicherung. Ist vermutlich kein Zufall, dass ich einen Autisten geheiratet habe.

Autisten ticken anders als Nicht-Autisten. Dadurch sind sie einfach nicht „normal“. Einige Dinge wirken auf den Blick durchaus „komisch“, weil man nicht versteht, was dahinter steckt.

Dennoch mag ich die meisten Autisten, die ich kennengelernt habe. Die „Eigenheiten“ empfinde ich als „liebevolle Macken“, sie denken „out of the Box“, sind meistens sehr ehrlich, denken recht pragmatisch und Lösungs-orientiert. Sie verstehen nicht, wieso es etwas wie soziale Normen gibt, wodurch sie zwar öfter irgendwo anecken, aber sie verurteilen einen auch nicht, wenn man selbst gegen gewisse soziale Normen verstößt. Ich kann unter Autisten viel mehr ich selbst sein, obwohl ich selbst keiner bin.