Kann man aus Weizen Samen gewinnen um im Nachfolgejahr anzubauen?

3 Antworten

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Weizen eignet sich prinzipiell sogar sehr gut zum Nachbau (Saat von der Ernte zur nächsten Aussaat nutzen), da dort wegen der geschlossenen Blüte fast ausschließlich Selbstbefruchtung stattfindet sind die Liniensorten genetisch sehr stabil.

Das geht so aber eben nur bei Linien- und Populationssorten, bei F1-Hybriden geht das nicht so einfach. Auch bei den Hybdriden ist ein Nachbau theoretisch möglich, jedoch ist die Genetik der Samen aus den Hybdirden nicht identisch mit ihren Elternpflanzen. Die Nachkommen von Hybriden spalten genetisch auf (s. mendelsche Regeln), man würde beim Nachbau also einen komplett inhomogenen Pflanzenbestand erhalten, jede einzelne Pflanze hätte unterschiedliche Eigenschaften. Man könnte also nur schwer Erträge abschätzen, hätte z.B. unterschiedliche Anfälligkeiten für Krankheiten und auch die Reifezeiten können unterschiedlich sein, aus ökonomischer Sicht also absolut kein Gewinn. Da die Hybridsorten aber üblicherweise deutlich Ertragsstärker sind, gleichen sie die Mehrkosten auch wieder aus.

Weiterhin ist ein unangemeldeter Nachbau von Sorten, die unter dem Sortenschutz stehen, nicht zulässig. Der Sortenschutz ist so ähnlich wie ein Patent, nur gibt es im Sortenschutz z.B. noch Ausnahmen für Züchter und Kleinbauern. Ein Nachbau muss daher immer angemeldet werden und eine entsprechende Lizenzgebühr muss gezahlt werden, das ist auch wichtig für die Züchter, denn die Entwicklung einer Sorte kostet liegt i.d.R. über 1 Mio Euro. Damit ist diese Regelung gerade für kleinere Züchter extrem wichtig, damit sie im Geschäft bleiben können, in Deutschland haben wir noch eine recht vielfältige Pflanzenzüchtungswirtschaft mit vielen kleinen und mittelständischen Betrieben.

Dazu bietet der Kauf von zertifiziertem (Z)-Saatgut viele weitere Vorteile, denn dabei müssen bestimmte Faktoren eingehalten werden, so erhält man z.B. eine Garantie auf Keimfähigkeit, sehr niedrige Anteile an Fremdbesatz, also z.B. Samen anderer Nutzpflanzen und Unkräuter, Minimalanteile an Saaten mit samenbürtigen Krankheiten usw.

Bei eigenen Nachbau muss man das alles selbst übernehmen, also sein Saatgut reinigen, auf Keimfähigkeit prüfen und Krankheiten im Blick haben. Beim Getreide liegt hier in Deutschland der Anteil an Nachbau bei etwa 50%.

Hier kannst du dir auch noch mehr dazu durchlesen: www.stv-bonn.de


DerFr4ger 
Beitragsersteller
 07.12.2019, 22:35

Jetzt frage ich mich nur noch, welche Sorten Größtenteils in Deutschland Verwendung finden. Ob es genau die Sorten sind, welche man im nächsten Jahr nicht verwenden kann, oder ob es Sorten sind, welche sehr wohl nutzbar sind. Und in Bezug darauf eben zu welchen Anteilen ungefähr diese verschiedenen Sorten Verwendung finden.

Agronom  07.12.2019, 22:45
@DerFr4ger

Der Weizenabau in Deutschland besteht fast ausschließlich aus Liniensorten, also prinzipiell kann man fast jede Sorte nachbauen.

Die Hybridsorten beim Weizen kann man an einer Hand abzählen, da hat bislang nur Syngenta Sorten auf dem Markt, viele andere Züchter haben auch Zuchtprogramme für Hybridweizen, nur möchte diese erst Sorten auf den Markt bringen, wenn diese auch signifikante Vorteile bringen. Denn bei Weizen ist aufgrund seiner schon erwähnten, vorwiegenden Selbstbefruchtung der Heterosiseffekt sehr gering. Aber auch dann wäre theoretisch ein Nachbau noch immer möglich, nur eben (wie auch schon erwähnt) ökonomisch nicht sinnvoll.

DerFr4ger 
Beitragsersteller
 07.12.2019, 22:33

Sehr interessant. Mir wurde nämlich erzählt, dass die Weizen keinen Samenertrag hat und deswegen jährlich nachgekauft werden muss, damit die großen Firmen mehr Profit haben. Danke für deine ausführliche Antwort! :)

Agronom  07.12.2019, 22:40
@DerFr4ger

Die Samen sind DAS, was man beim Weizen erntet, danaben fällt nurnoch Stroh an, ohne Samen wäre der Weizenanabu recht nutzlos.

Beim Weizen erntet man die Samen.

Das wurde Jahrtausendelang praktiziert: Einen Teil der Körner essen und einen Teil aufheben für die Saat im nächsten Jahr.

Was glaubst du, woher Saatgut kommt? Aus der Saatmaschine?

Es gibt allerdings patentierte Sorten, die sich nicht auf natürliche Weise reproduzieren lassen.


DerFr4ger 
Beitragsersteller
 07.12.2019, 02:58

Mir wurde erzählt, dass die Bauern jedes Jahr neues Saatgut kaufen müssen. Daher meine Frage, ob es am Saatgut liegt, dass sie ihr Saatgut nicht selber erzielen können, weil es kein Ertrag an Samen gibt oder ob das nur ein Gerücht ist und der Weizen sehr wohl Samen liefert, welcher im darauffolgendem Jahr wiederverwendet werden kann.

Kleidchen2  07.12.2019, 03:07
@DerFr4ger

Es ist bequemer, Saatgut zu kaufen, aber theoretisch geht es. Wie gesat, die Genmanipulierten kann man nicht verwenden.

Agronom  07.12.2019, 03:13
@Kleidchen2

Auch gv-Sorten kann man nachbauen, nur handelt es sich dabei häufig um F1-Hybriden, bei denen aus biologischen Gründen ein Nachbau ungeeignet ist und sich nicht ökonomisch lohnen würde.