Ist das eine psychische Erkrankung? Wenn ja, hat sie einen Namen?
In meiner Grundschulklasse war ein Junge, der immer die dubiosesten Geschichten erzählt hat.
„Sein Vater habe ein eigenes Bordell und würde 50 Prostituierte verwalten. Er würde selbst später mal Zuhälter werden und das Bordell seines Vaters erben.“ Dabei war sein Vater ganz gewöhnlicher Angestellter in einer Firma, die Software herstellte.
„Seine Nachbarin (damals genau wie er erst 12 Jahre alt) sei von ihm schwanger geworden, hätte das Kind aber abgetrieben.“
„Er sei auf einem Jahrmarkt von einem Kirmeskarrussel geflogen und hätte das ohne eine Schramme überlebt.“
„Er sei durch eine Glasscheibe durchgelaufen, hätte sich dabei die Hauptschlagader durchtrennt und wäre auf der Intensivstation hinterher fast gestorben.“
Etc.
Jetzt erzählt in der Klasse meiner Nichte ein Mädchen ähnliche Geschichten.
Gibt es für dieses Phänomen einen Namen? Ist das eine psychische Erkrankung?
6 Antworten
Nachdem er noch recht jung zu sein scheint (Grundschule) würde ich eine Persönlichkeitsstörung erstmal ausschließen. Es wirkt ein bisschen in Richtung krankhaftes Lügen, wobei aber auch da das Alter berücksichtigt werden sollte und es daher auch einfach eine sehr lebhafte Fantasie/ Wunsch nach Aufmerksamkeit/ Angeben-wollen eine Rolle spielen könnte, würde ich mal sagen.
Aufmerksamkeitdefizit, vermixt mit einem realititätsfremden, vielleicht sogar verzweifelten Lügner...
...laienhaft gesagt
Vielleicht hat er auch zu viel Wrestling geguckt und meint jetzt, sich auch 100 Mal spektakulärer verkaufen zu müssen, als er ist...😅🤷♂️
vielleicht ist er einfach unsicher und will freunde gewinnen ...auf dem falschen weg. Durch angeben
Shismogenese heißt das. Kommt aus der systemischer Psychologie und bezeichnet das Phänomen, wenn sich (meistens Jungs und Männer) in ihren Stories oder Witzen oder Taten gegenseitig immer überbieten wollen. Das ist aber völlig normales Verhalten, nichts schlimmes. Man kann mit ihm ganz normal in den Dialog gehen und beibringen, dass er ein toller junge ganz ohne diese Geschichten ist und man ihn für kleine Taten schätzt.
Ich hatte mal nen Freund in der Jugend der auch die wildesten Geschichten erzählt hat.
Vom Sprung mit dem Auto über eine Klippe bis hin dazu daß er 20 Typen verprügelt hat.
Er hat eine körperliche Behinderung die man deutlich sieht, ist aber geistig so normal wie die meisten auf dieser schönen erde.
Ich denke das er mit diesen Storys ein Minderwertigkeitsgefühl kompensieren wollte.
Natürlich total unbewusst.
Bei einem Grundschüler der sowas erzählt würde ich eher denken daß er ne leichte geistige Behinderung hat. Jeder "normal" denkende müsste ja kapieren das niemand aus seinem Umfeld diesen Unfug glaubt
Is aber nur meine Laien-Meinung