Was ist sexuelle Anziehung/Orientierung?

8 Antworten

Ich habe ja noch das Glück, hormonelles Lust zu empfinden, sie somit isoliert zu verstehen.

Ein Reiz triggert eine Reaktion, welche wiederum zur Ausschüttung von Hormonen führt. Simpler wird es nicht. Welche Reize den "Nerv" treffen ist zu einem großen Teil genetisch angelegt, der Rest ist Konditionierung.

Ich würde gerne verstehen, wie sich diese "sexuelle Anziehung" angeblich anfühlen sollte.

Bei manchen wie ein Blitz der einschlägt, bei anderen wie ein Sog der immer stärker wird.


NeonSchaf 
Beitragsersteller
 05.01.2025, 06:32
Bei manchen wie ein Blitz der einschlägt, bei anderen wie ein Sog der immer stärker wird.

Klingt sehr poetisch und romantisch. Aber mehr verstehen tu ich immer noch nicht..... Was für ein Blitz? Metapher ich weiß

Okay. So Eine unglaublich spannend Frage. Wenn ich diese Frage vor einem Jahr gelesen hätte, hätte ich vermutlich einfach ganz stumpf geantwortet, dass man jemanden sieht und schnell einschätzen kann, ob da eine Anziehung herrscht.

Heute denke ich jedoch anders. Es ist so, dass die Anziehung ins unermessliche steigen kann, vor allem, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht. Ich bekomme direkt Gänsehaut, wenn ich an diese Person denke, ich bekomme ein Kribbeln im Bauch, wenn ich sehe, dass er mir gerade schreibt, oder mir eine Sprachnachricht schickt. Ich weiß genau, wie er sich fühlt, wenn ich gewisse Dinge sage, oder ihn necke und es knistert so unglaublich, wenn man sich Mal länger nicht gehört hat. Man will einfach alles von dieser Person und ihm auch alles von sich selbst geben. Es ist nicht mehr nur menschlich, man kann nichts dagegen tun, egal wie sehr man sich wehrt oder die Vernunft ansprechen möchte, nichts funktioniert, selbst wenn man längere Zeit keinen Kontakt hat. Ein Lebenszeichen und der Sog hat einen wieder fest im Griff und der Körper reagiert bereits bevor man weiß was passiert ist. Es ist schon fast so, als wenn ich ihn selbst blind überall spüren könnte, egal wie oder wo wir uns begegnen. Es ist mehr als nur ein Rausch. Wahnsinnig süchtig machend aber irgendwie auch gefährlich.


NeonSchaf 
Beitragsersteller
 05.01.2025, 06:29

Ja. Kann ich sehr nachvollziehen, wie sich *Verliebung* anfühlt (obwohl nochmal leicht sndere Linse darauf habe, aber egal), dennoch hab ich es, wie beschrieben, nicht hinbekommen das mit dem Begriff "sexuelle Anziehung" zu vergleichen...

Naja sexuelle Anziehung ganz Plumb gesagt wenn ich auf Frauen stehe und mich eine attraktiver Frau berührt erregt mich das. Wenn ich auf Männer stehe erregt mich die Berührung von Männern.

Ich kann auch ganz klassisch eine Frau optisch attraktiv finden aber wenn ich nicht sexuell auf Frauen stehe erregt mich das nicht

Das hat auch nichts zutun mit wem ich gerne rumhänge wenn ich sexuell bevorzuge


NeonSchaf 
Beitragsersteller
 05.01.2025, 06:43

Hab ich mir gedacht.

Also grundlegend würde ich sagen, dass Hormone unser Handeln bestimmen.

Einmal wie und welche Hormone wir produzieren und auch wie wir auf Hormone reagieren. Im Grunde folgen wir einer biologischen Vorgabe, die die Richtung für unser Handeln angibt.

Darauf aufbauend, spielt es natürlich auch eine Rolle, welche Erfahrungen wir sammeln. Aber das ist alles eine Beeinflussung von Außen. Dabei spielt die Kultur eine Rolle, die Erziehung die Sozialisierung, kurz die Umstände in denen wir aufwachsen.

Um das mal in eine hoffentlich gut nachvollziehbare Metapher zu verpacken.

Stell dir vor, du hast einen Ast. Dieser Ast ist wie dein Körper und deine Gefühle. Er wächst auf eine bestimmte Weise, mit einer einzigartigen Maserung, die du von Anfang an hast. Diese Maserung ist wie die biologischen Eigenschaften – sie bestimmt, wie der Ast sich entwickelt und wie er auf äußere Einflüsse reagiert. Aber du kannst den Ast bearbeiten – ihn schnitzen, biegen oder formen, um etwas anderes daraus zu machen. Das ist wie die Erfahrungen, die du im Leben machst: die Kultur, die Gesellschaft, und was du von anderen lernst.

Trotzdem bleibt die Maserung des Holzes immer ein wichtiger Teil. Du kannst den Ast verändern, aber du kannst nicht seine natürliche Struktur völlig verändern. Wenn du versuchst, gegen die Maserung zu arbeiten, wird der Ast leichter brechen oder beschädigt werden. Das zeigt, dass die biologische Grundlage – die Maserung des Holzes – den größten Einfluss auf das Endprodukt hat, auch wenn du ihn mit deinen Erfahrungen und Einflüssen bearbeitest.

So wie der Ast eine bestimmte Maserung hat, die bestimmt, wie er sich entwickelt, hast auch du eine biologische Grundlage, die bestimmt, wie du dich fühlst oder auf bestimmte Dinge reagierst, auch wenn du durch Erfahrungen und äußere Einflüsse verändert wirst.

Da heißt, die sexuelle Anziehung ist ein biologischer Mechanismus, der grundlegend dazu dient, die Art zu erhalten. Diese Arterhaltung ist nicht auf die Fortpflanzung beschränkt, denn auch emotionale und soziale Bindungen spielen eine Rolle bei der Arterhaltung. Auch erklärt sich durch diesen biologischen Mechanismus warum viele Leute auf eher jüngere Partner stehen. Weil diese Stärke und Gesundheit implizieren und das potentiel die Nachkommenschaft sichert.

Sexuelle Anziehung ist also nicht nur auf Fortpflanzung ausgerichtet, sondern auch auf die Förderung von Bindungen und gemeinschaftlicher Kooperation, die das langfristige Überleben der Art sichern.

Auch Asexualität ist eine natürliche Variante innerhalb des Spektrums sexueller Orientierungen und stellt keine Bedrohung für die Arterhaltung dar. Sie beeinflusst die biologische Fortpflanzung nicht direkt, aber durch emotionale Bindungen und soziale Beziehungen können asexuelle Menschen weiterhin zur gesellschaftlichen Stabilität und zum Wohl der Gemeinschaft beitragen. In diesem erweiterten Verständnis von Arterhaltung ist Asexualität also eine wichtige Facette der menschlichen Vielfalt, die nicht im Widerspruch zu den langfristigen Zielen der Arterhaltung steht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst Homo und schon viel erlebt.

Du beschreibst sehr schön, dass du Emotionen wie Nähe, Zuneigung und Bewunderung nachempfinden kannst, aber dass diese für dich nichts mit "Lüsternheit" oder sexueller Anziehung zu tun haben. Das ist typisch für Menschen im asexuellen Spektrum. Manche Asexuelle empfinden romantische Anziehung, manche nicht. Manche genießen körperliche Intimität wie Kuscheln, andere ziehen es vor, solche Interaktionen zu vermeiden.Sexuelle Anziehung ist ein sehr individueller und subjektiver Aspekt der menschlichen Erfahrung. Während viele Menschen sie klar und intensiv erleben, ist sie für andere, insbesondere asexuelle Personen, weniger greifbar oder gar nicht vorhanden. Das macht deine Perspektive nicht weniger gültig. Im Gegenteil, sie bereichert das Verständnis der Vielfalt menschlicher Erfahrungen.