Wenn Moral objektiv ist, ist die Natur dann gut oder böse?

Moral ist nicht objektiv 87%
Gut 13%
Böse 0%

15 Stimmen

12 Antworten

Moral ist nicht objektiv

Moral ist etwas subjektives, von Menschen geschaffenes und beruht auf Wertvorstellungen.

Die Natur als Entität kann nicht gut oder böse sein. Die menschlichen Begriffe von Moral, gut und böse lassen sich nicht auf die Natur übertragen.

Die Frage ist, was du mit Natur meinst. Die Natur selbst hat keinen Willen, kann daher auch weder gut noch böse handelt, ist also in der Essenz völlig wertfrei. Aber der Umgang mit der Natur bezüglich des Menschen kann gut oder böse sein.

Die Natur als Wesen einer Sache, also die Identität, Essenz, Art einer Sache, die man erforschen oder lernen kann, ist als solche nicht gut oder schlecht. Aber als Mensch versuchen, Wissen über die wirkliche Natur der Dinge anzustreben, ist gut, während (un-)absichtliche Täuschung, Verschleierung oder das Verstecken vor der Natur einer Sache schlecht ist.

Die Natur als Flora und Fauna ist selbst auch weder gut noch böse. Im Zusammenhang mit dem Menschen lässt sich hieraus auch keine Moral ableiten. Technisch gesehen mag es Vorteile und Nachteile in u.a. Ästhetik durch Natur geben, aber das sind noch keine Normen (im direkten Sinne).

Die Natur als das unberührte, von dem Menschen nicht gewollte ist in dem Zusammenhang mit dem Menschen etwas, dass zerstört (also kultiviert) werden sollte, da das menschliche Leben einen moralischen Wert hat, während das Befürworten, dass der Mensch diese Art der Natur gewähren oder schützen sollte, offensichtlich (e contrario) böse ist.

Moral ist nicht objektiv

Die Moral lässt sich nicht generell als objektiv einordnen, zumal sie stets von der Gesellschaft innerhalb eines Bereichs auf der Welt konstruiert wurde und dementsprechend von Ort zu Ort abweicht - die geringste Evidenz liegt schon in der Kultur, bei der denke ich große Differenzen zwischen Deutschland und beispielsweise Japan zu sehen sind. Innerhalb dieser sozialen Struktur wird sie eventuell als objektiv betrachtet, jedoch wurden ihre Wurzeln und ihre weiterhin wachsenden Stämme durch Subjektivität und durch Kultur aufgebaut.

Natur und Moral sind zudem nicht direkt kohärent, du schließt dabei zwei unterschiedliche Weltanschauungen zusammen.

Woher ich das weiß:Hobby – Beschäftige mich jeden Tag damit
Moral ist nicht objektiv

Moral ist konstruiert. Die taliban hat glaube ich eine andere Moral als wir.
Moral und Natur hat nichts miteinander zu tun.


HalloWerWarIch  25.08.2024, 11:29

Nein, sie habe keine andere Moral, nur andere Präferenzen, mehr nicht.

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HalloWerWarIch  25.08.2024, 11:44
@Sphil3ia

?

Sie bevorzugen halt eben z. B.. die Regelungen dass Frauen nicht frei sein dürfen, dass hat aber nicht mit Moral zu tun.

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Sphil3ia  25.08.2024, 13:07
@HalloWerWarIch

Du kannst erdbeereis vor Schokoeis präferieren.
Wir reden hier von einer Ideologie und keiner Präferenz. WTF.

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HalloWerWarIch  25.08.2024, 13:49
@Sphil3ia

Nein, wir reden über Moral.

Und ich sagte dass das

"Moral ist konstruiert. Die taliban hat glaube ich eine andere Moral als wir.Moral und Natur hat nichts miteinander zu tun."

keine Moral ist, und nichts damit zu tun hat. Du weisst nämlich nicht was Moral ist.

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Ob es in der Natur Moral gibt ist zweifelhaft. Es gibt aber Konsequenzen für jedes Handeln und Verhalten.

"In der Natur gibt es weder Belohnung noch Strafe, nur Folgen."

Robert Green Ingersoll

Aber auch: Der Natur ist es kurzzeitig egal, ob wir ihren Gesetzen folgen. Sie befolgt ihren innewohnenden Gesetze konsequent.

Eine objektive Moral ergibt sich nur dann, wenn der Mensch die gleichen Moralregeln befolgt, wie jeder; bzw. wenn sie jeder befolgt, ist sie objektiv, also nicht subjektiv im Sinn von eigensinnig, vorwiegend eigennützig.

Es gibt die objektive einfache Mathematik. 2 und 2 ist für alle gleich, egal ob Mann oder Frau, für Menschen in China, Afrika, Indien, Europa oder in Russland.

Eine Moral mit dieser konstanten Bedeutung könnten Teile der 10 Gebote sein.

Oder der Grundsatz, wie du von anderen behandelt werden möchtest, behandle andere.

Desweiteren ist eine eingeschränkte Moral keine Moral: Wenn sie nur für mich und meinesgleichen gilt, aber nicht für andere oder umgedreht, wenn sich andere daran orientieren sollen, ich selbst aber nicht.

Von Belang ist auch der Umgang mit Moral und dem Gegensatz, der Unmoral.

Wenn sich mein allerbester Freund unmoralisch verhält, dann ist er eben unmoralisch. Ist man eher auf der Seite des Freundes, auch wenn er unmoralisch ist, "verrät" man ja die Moral, heißt, man achtet etwas Unmoralisches (den Freund) mehr, als die Moral. Und das ist das größte Problem, weil eben auch das eigene Ego, die Selbstbezogenheit, die Selbstsucht fast immer die Moral links liegen lässt.

In diesem Sinn gibt es dann ,keine objektive Moral, weil sie austauschbar, ausblendbar, erniedrigt wird.

Die Natur kennt weder gut noch böse, noch agiert sie so.

Aber auch die Natur hat Grundsätze. Sie lügt z.B. nicht. Wen soll sie auch anlügen? Müsste sich ja selbst anlügen.

Genau das jedoch ist nur ein allzu menschliches Attribut. Sich etwas vormachen, etwas nicht wahr haben wollen, heucheln, täuschen, rechtfertigen vor allem bei Dingen, die schon als "nicht richtig" erkannt sind.

Menschliche Moral wandelt sich mit der geistigen Reife des Menschen. Das heißt jedoch nicht, dass alle Menschen eine gleichartige moralische Reife besitzen.

Die Moral der Natur ist seit ihrer Existenz beständig. Vielleicht in der Form: Es gibt nichts Beständiges, außer der Unbeständigkeit: Also Wandel, Evolution, Pluralität, Gesetzestreue und Unbeugsamkeit darin, es niemals statisch zu verrichten.

Sie tut alles in ihrem Interesse, zu leben und wann immer möglich, Ungleichheit wieder in ein ausgeglichenes Niveau zu überführen.

Gut und bös gibt es in der Natur nicht. Nur Gerechtigkeit im weitesten Sinn.

Alles, was aus ihr heraus geschieht, trägt niemals die Frucht der finalen Selbstvernichtung.


rolfmengert  25.08.2024, 02:04

Es gibt zu deiner langen Antwort erheblichen Diskussionsbedarf. Einen Punkt möchte ich davon hervorheben, wo du schreibst, dass die Natur nicht lügen würde. Das ist komplett falsch, da das Täuschen und Tarnen zu den eindeutigen Überlebensstrategien vieler Tiere gehört, und jede Täuschung ist ja eine unwahre Handlung, die zur Erlangung eines eigenen Vorteils eingesetzt wird, womit sie also eine klare Lüge ist.

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Goldlaub  25.08.2024, 13:24
@rolfmengert

Ich verstehe, was du meinst und hab genau überlegt, ob ich es so schreiben soll.

Wir nennen es täuschen und tarnen, weil wir davon ausgehen, dass dies auch im Tierreich eine subjektive geistige Entscheidung ist.

Wenn wir das Lügen, Täuschen und Tarnen daraus ableiten, dass es ja Gang und Gäbe in der Natur sei und es deshalb ja moralisch richtig sein muss, "natürlichem" Willen Folge zu leisten bzw. Lügen als von Natur aus legitimiert zu verstehen, gibt es in jeder Hinsicht moralische Absolution: Alles ist OK.

Wenn ich die Natur meine, dann quasi das gesamte zusammenhängende "Biotop".

Alles darin ist auf alles abgestimmt! Mimikry oder Jagdtricks von Tieren gehören dazu. Auch hierbei gilt, jedes Verhalten bzw. Handeln hat unweigerlich Folgen. Diese Konsequenzen können nicht durch weitere Verdrehung oder Leugnung (=Lüge) von Tatsachen beiseite gewischt, in die Zukunft oder auf andere abgewälzt werden. Zur Konsequenz gehört auch Unmittelbarkeit. Jeder Flügelschlag eines Schmetterlings wirkt unmittelbar ohne Aufschub auf die Umwelt. Es ist wie mit den Dominosteinen. Wenn der erste fällt, gibt es keinen Intervall mit Pausen. Die Natur hat keine Methode, diese Gesetzmäßigkeit aufzuhalten. Es folgt konsequent dem Ursache/Wirkung Prinzip. Es gibt ebenfalls kein Mitglied des Ganzen, das sich dem entziehen kann. Im religiösen Kontext nennt man es vielleicht Die Mühlen Gottes mahlen langsam (aber stetig). Ich ersetze hier Gott durch die Natur. Im Endeffekt basiert also alles wiederum auf Ursache und Wirkung, nichts kann durch Leugnung auch nur ansatzweise für eine Zeit lang ausgesetzt werden.

Eine Lüge, wie sie der Mensch tätigen kann, verändert auch niemals diese "Mühlen" bzw. die Verknüpfung von allem.

Wenn er lügt, er habe diesen Menschen nicht getötet (Beispiel), bleibt die Tatsache, dass er ihn nun mal getötet hat. Er lügt, weil er damit die Folgen der Tatsache mitsamt Konsequenzen "in diese Lüge integrieren möchte". Heißt: Mit der Leugnung=Lüge möchte er erreichen, dass es keinen Dominoeffekt gibt: Kein Mord (kein erster fallender Stein), keine weiteren, die umfallen, keine Verurteilung usw.

Und das ist eben der Trugschluss, der Wahn, die eigene "Ausgrenzung" aus den Gesetzen der Natur, wie ich zuvor darlegte! Weil ich lüge, muss sich die Natur nach den Vorstellungen von mir beugen, also keine Konsequenzen ausbilden.

DAS ist das Wesen der Lüge!

Die Natur lügt nicht in diesem Sinn. Auch Täuschen und Tarnen sind jederzeit mit tatsächlichen Folgen verbunden. Nichts, weder in den Tieren noch im Wesen der Biologie (außer im menschlichen Geist) intendiert dazu, sozusagen eine "Parallelwirklichkeit" zu entwickeln, modern auch bekannt als alternative Fakten, was jedoch auch schon eine Lüge ist, denn es gibt nur tatsächliche Fakten, keine (andersartigen) alternativen. Es gibt nur Tatsachen oder Lügen, die aber niemals Tatsachen sind).

Selbstverständlich gibt es im Tierreich Jagdmethoden, Balzrituale oder Veränderungen der visuellen Erscheinung, um als Nahrungstier nicht sogleich ausgemacht werden zu können. Doch im Grunde sind es dann unmittelbar nur Jagdstrategien, Balzrituale, Versteckstrategien.

Ein Löwe, der sich geschickt getarnt anschleicht, ist in diesem Moment ein geschickt anschleichendes Raubtier, er IST diese Tatsache! Ein Pfau IST beim Balzen der bunte Vogel. Wo ist da eine Lüge?

Ein Mörder ist aber nicht unschuldig, auch wenn er leugnet, ein Mörder zu sein. Im Kontext zu den Tieren müsste er im Augenblick der Leugnung kein Mörder sein. Und das ist nicht der Fall! Oder ein Kind, das spielt, es sei ein Indianer (Kinder sind so vertieft, sie glauben das eher, als ein Erwachsener, der sich im Fasching so kleidet) ist trotzdem kein Indianer.

Ein Oktopus, der sich der Farbe der Umgebung anpasst, auch ein Chamäleon, ist in diesem Zustand eben ein tatsächliches Wesen, das die gleiche Oberfläche wie die Umgebung ausweist. Es tut nicht nur so! Er ist keine Unwahrheit!

Ein Mann der seiner Frau vorlügt (und somit vormacht, sich verstellt), er sei treu, ist trotzdem nicht treu. Und eine Frau, die lügt, sie sei nicht übergewichtig (in Wirklichkeit hat sie Adipositas) macht diese Lüge nicht wirklich schlanker; wohingegen eine harmlose Fliege, die wie eine Biene aussieht, auch immer noch eine harmlose Fliege ist. Das beweist, dass nicht nur Bienen so ein Outfit haben und nicht, dass die Fliege täuschen möchte. Ich weiß, auch das wird kolportiert. Ich halte deshalb dagegen, dass Krokodile im seichten Wasser nicht ihr Outfit haben, damit sie von trinkenden Antilopen oder sonstigen durstigen Tieren für Baumstämme gehalten werden, mit dem sie vortäuschen, sie seien keine Krokodile. Ihr Jagdstrategie würde auch wirken, wenn sie wie ein flacher Stein aussehen würden. Die möglichen Folgen in der Natur sind aber die eines Krokodils, und nicht die eines Baumstammes.

Die Natur lügt nicht. Was wir als Lügen und Täuschungen definieren, sind keine. Es sind Tatsachen.

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Zweistein314 
Beitragsersteller
 25.08.2024, 01:40

Danke für Ihre kluge Antwort! Das Wort von Robert Green Ingersoll, übrigens, hat meiner Meinung nach die gleiche Bedeutung: die Evolution in der Natur hat keinen Zweck und keine Richtung.

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Goldlaub  25.08.2024, 13:39
@Zweistein314

Naja, wenn sie keinen Zweck hätte, wäre sie dann überhaupt existent?

Welchen Zweck hat die Entstehung eines Kristalls, einer Eisblume, Ebbe und Flut, die Planetenkonstellationen, wenn es kein Zweck hat, sie zum Zwecke des Seins plus Enwicklung überhaupt entstehen zu lassen?

Des Seins wegen! Oder nicht?

Ich verstehe, du meinst eher die Evolution. Aber auch hier, denke ich, der Zweck ist das Neu- und Umgestalten. Das Gegenteil wäre ewige Statik. Und wenn alles aus dem Nichts kommt, wäre es dann eben das Nichts, das statisch, also unveränderlich sein muss! Ist aber beweisbar wohl nicht so!

Im religiösen Kontext ist vielleicht das gemeint, was man "Von Ewigkeit zu Ewigkeit" beschreibt. Ewig ohne Anfang und Ende, nur eine andauernde Wiederkehr nach dem Nichts. Oder - gleich gültig: Andauerndes Beenden eines Zustandes hin zur Neuentstehung. ;-)

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