Wenn Hitler linksextrem war, war Stalin dann rechtsextrem?
21 Stimmen
3 Antworten
Hitler war so weit entfernt davon links zu sein, wie Alice Weidel von Fakten entfernt ist.
Er war nicht links! Dass die ganzen AfDler dieser Partei aber auch so aus der Hand fressen, ist peinlich.

Nein,
Wenn man hitler als linksextrem einschätzt bedeutet das nur, das man noch "rechter" ist.
Stalin bleibt weiterhin links von Hitler.
Die Diskussion mit Hitler war links ist übrigens von 2017. Damals wurde es Recht schnell als Blödsinn abgeschlossen.
Sollte an der Thematik was dran sein, dann hätte man das wesentlich früher schon diskutiert und nicht erst nach 70 Jahren.
Es gibt extrem viele Experten zum Thema Hitler. Einem wäre das aufgefallen.
Niemand ist nur links und nur rechts. Dafür muss man aber gucken, wo die Zuordnung Links und Rechts herkommt.
Den Ursprung hatte das in der französischen Revolution, dort stellten sich Leute links und rechts auf, links standen die Gegner des Königshauses, freiheitsliebend, bereit zur Veränderung/zu neuem und für die Macht im Volk. Rechts standen die Verfechter des Königshauses, welches totalitär war, sie wollten dieses bewahren (konservativ) und dementsprechend auch für die zentrale Macht des Königshauses. Das hat sich beispielsweise im britischen Parlament dann auch auf wirtschaftliche Aspekte wie sozial (Arbeitnehmerrechte, soziales Netz...) links und Kapitalismus (Arbeitgeberrechte, weniger soziales Netz) rechts. Und das ist eigentlich die übliche Sortierungsweise geworden.
Etwas daraus herleiten kann man auch noch, dass eine global ausgerichtete und weltoffene Politik eher links und eine nationale, verschlossene Politik eher rechts ist.
War Hitler für Freiheit? Nein, er war totalitär, rechtsextrem.
War Hitler für Demokratie? Nein, zentrale, gebündelte Macht, rechtsextrem.
War Hitler für Veränderungen? Nein, von seinem Verständnis für urdeutsche Werte durfte nicht abgewichen werden. Rechtsextrem.
War Hitler weltoffen? Nein, wer nicht seiner skurrilen Definition von "arisch" entsprach wurde (abgesehen von ihm selbst, ja jetzt auch nicht unbedingt der Inbegriff des großgewachsenen blonden blauäugigen) umgebracht, rechtsextrem.
War Hitler global? Könnte man drüber streiten, einerseits ja, andererseits wenn seine Eroberungszüge Erfolg gehabt hätten, wäre Deutschland nicht nur "über alles in der Welt" sondern auch "überall auf der Welt" gewesen. Aber dann wäre es halt Deutschland und er hätte die Macht. Also eher nein, klar rechtsextrem.
Aber: Was war Hitler wirtschaftlich? Bekennender Sozialist, der in der SPD, in der er vor der NSDAP-Gründung Mitglied war, nicht mit seinem Antisemitismus und Fremdenhass (mit dem hat er da noch hinterm Zaun gehalten) sondern seinen sozialistischen Ideen angeeckt ist. Sozialismus gehört, wie auch Kommunismus, zum linksextremen wirtschaftlichen Spektrum. Allerdings sind Kommunismus (alle Menschen sind gleich) und Sozialismus (alle Menschen sind gleich, aber einige sind dann doch etwas "gleicher") in ihren Grundwerten nicht kompatibel, was zusammen mit Hitlers besonderer nationaler sozialistischer Idee (deshalb auch Nationalsozialismus) absolut nicht kompatibel zu den Globalkommunisten der KPD war. Ich habe damals in den 90ern noch im Geschichtsunterricht gelernt: Die NSDAP sollte aufgrund ihrer sozialistischen Ideen eigentlich nach links-außen im Parlament der Weimarer Republik gesetzt werden, da diese rein nach wirtschaftlichen Aspekten sortiert wurde. Da saß aber schon die KPD. Aus Angst, die Mitglieder von KPD und NSDAP würden sich prügeln (da es schon Vorfälle dieser Art gab) musste man sie so weit wie möglich auseinandersetzen. Rechts außen war noch Platz. Was zu allen anderen (außer den wirtschaftlichen Aspekten) ja auch passte.
Und das ist das, was viele nicht verstehen, dass man Links und Rechts nicht nur an einem Fakt festmachen kann, auch wenn lange Zeit die Wirtschaft (und da wäre die NSDAP sogar linksextrem gewesen) der Sortierungsfaktor kommt.
Das französische Adelshaus war definitiv nicht totalitär, sondern eben konservativ oder absolutistisch und monarchistisch, was man höchstens als autoritär bezeichnen könnte. Was das englische Rechtssein angeht, hatte dieses in keinster Weise etwas mit Kapitalismus (d.h. freien Märkten zu tun). Die politische Rechte bildeten Aristokraten, die für eben eine solche Politik des Merkantilismus, Imperialismus und Interventionismus standen.
Seit dem Aufkommen des marxschen Sozialismus war die politische Linke auch nicht mehr sonderlich für "Freiheit" (bürgerliche Freiheit) und auch nicht unbedingt für Demokratie, was kommunistische Avantgarde Parteien angeht.