Wendet ihr im Alltag die 1/e Regel an?
Die Regel besagt, dass man aus einer fixen Anzahl an Optionen, die man sequenziell evaluieren muss und von denen man sich nur für eine entscheiden kann, zuerst 1/e (≈37%) evaluieren und ablehnen, und sich dann für die nächste Option entscheiden soll, die besser als alle bisherigen ist. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich für die beste Option entschieden hat, optimal (1/e). Das wurde mathematisch bewiesen.
BeispielStellt euch vor, ihr seid beim Feiern auf der Suche nach einem ONS. Ihr wollt den bestmöglichen ONS Partner. Ihr wisst, dass ihr an einem Abend maximal 10 Bier verträgt, sonst seid ihr zu besoffen für einen ONS. Also setzt ihr euch an die Bar und lasst euch nacheinander von Typen auf ein Bier einladen. Ihr bewertet im Kopf alle auf einer Skala von 1 bis 10. Die ersten 3 oder 4 schickt ihr weg, nachdem ihr das Bier ausgetrunken habt. Angenommen, der beste Typ war eine 6. Dann macht ihr weiter, bis eine 7 auftaucht und geht dann mit dem nachhause.
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Das Hauptproblem an deiner Umsetzung dürfte sein, dass jedes weitere Bier zunehmend auch dein Urteilsvermögen beeinträchtigt.
Der ausgewählte "beste" Kandidat kann also objektiv einer der schlechtesten gewesen sein, du hast ihn dir lediglich "passend getrunken".
Und was, wenn der (objektiv) beste Bewerber gleich unter den ersten zweien war?
Ob man dieses Risiko eingehen möchte? Ich eher nicht!
Ich habe mich ja nur zu ihrer speziellen Anwendung geäußert.
Bislang habe ich das noch nicht angewendet, kenne aber das Prinzip unter dem Namen "Sekretärinnenproblem", die Vorgehensweise ist analog ob, man jetzt Sekretäre sucht oder ONS :D
Will ich auf jeden Fall mal ausprobieren, wenn sich die Gelegenheit ergibt, beispielsweise beim Autokauf oder so, aber bisher fallen mir nicht so viele passende Alltagssituationen für mich ein, da ich weder sehr promiskuitiv bin, noch Arbeitgeber bin :D
kenne aber das Prinzip unter dem Namen "Sekretärinnenproblem"
Gar nicht sexistisch oder so, haha.
Waren damals leider noch andere Zeiten :/
Heutzutage kann man es natürlich auch einfach Sekretär*innenproblem nennen.
Dann doch lieber die veraltete Bezeichnung als Gendersternchen.
Ich nenne es einfach 1/e Regel.
Würde auch das Beispiel Sinn haben:
Man hat einen Sack mit insgesamt 100 Kugeln, welche alle von 1 bis 100 nummeriert sind.
Das man beim ersten Griff in den Sack, die 100 erwischt, liegt bei 1/100 oder 1 %.
Holt man insgesamt, 20 Kugeln raus, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass man die Kugeln 80 bis 100 herausgeholt hat.
Aber selbst wenn das der Fall ist, sind immerhin noch einige relativ hohe Nummern im Sack.
Was damit eigentlich nur meint, dass weil es unwahrscheinlich ist, gleich am Anfang die 100 zu erwischen, kann man getrost die erste Kugel ignorieren.
So ist es dann auch in deinem Beispiel mit den Alkoholikern an der Bar.
Im alltag ist es meißtens nicht so wichtig die absolut beste entscheodung zu treffen.
Die 1/e Strategie hat aber nir in 37% der Fälle erfolg. Das bedeutet nur in 37% der Fälle wählt man tatsächlich die Beste option.
In 37% der fälle scheitert die Strategie komplett, da sich die beste Option unter den ersten 37% befindet und man damit einfach die letzte option wählt. Und auch wenn sich unter den ersten 37% nur eher schlechte optionen Befinden, wählt man mit dieser Strategie eine eher schlechte option.
Nehmen wir das Beispiel mit dem ONS.
Angenommen die ersten 4 Typen werden mit
3; 1,5; 9 und 4 bewertet. Man macht mit der Strategie also weiter, bis jemand kommt der besser als 9 ist.
Angenommen die nächsten 4 Typen werden mit 2,5; 6; 1 und 3 bewertet. Damit werden alle abgelehnt.
Den nächst Typ ist eine 8. Wenn man die Strategie Befolgt musste man ihn jetzt auch ablehnen. Wenn es einem nur darum geht den besten typen zu erwischen ergibt das ja auch sinn, da man ja bereits weiß dass eine 8 nicht der beste ist.
Nach der strategie würde man jetzt also den 10. Typen wählen (entweder weil er eine 9,5 oder so ist oder weil man keine anderen kandidaten mehr hat). Höchstwarscheinlich ist der 10. Typ aber schlechter als 8.
In der Praxis würde man sich einfach mit einer 8 zufriedengeben.
Ich würde diese Regel nur dann anwenden, wenn es eine art Glücksspiel gäbe wo man 10 verdeckte Karten mit zahlen hat und diese nacheinander umdrehen darf bis man sich dazu einschneidet bei der aktuellen karte zu bleiben. Falls man die höchste karte auswählt gewinnt man und sonst verliert man (egal ob man die zweitbeste oder die schlechteste karte gewählt hat). Aber das ist jetzt nicht wirklich eine alltagssituation.
- so einen quatsch brauch ich nicht
- verträgt nicht jede Frau 10 bier...
- werden Typen die mich im Club anmachen, schnellstmöglich die Leviten gelesen und abgeschoben
Die zehn Bier waren wahrscheinlich der Einfachheit halber genommen, um zu den 37% besser Rechnen zu können. Bei drei Bier wäre es eher ein bisschen mehr als ein Bier.
- Das ist kein Quatsch, sondern Mathematik.
- Das war ja nur ein Beispiel. Wenn sie nur 5 Bier verträgt, evaluiert sie zuerst eben nur 2 Typen.
- So handhabe ich das auch. Außer sie wollen mir ein Bier bezahlen, dann schicke ich sie erst weg, nachdem ich das Bier getrunken habe.
Ich verkaufe nichts. Ich schicke sie dann ja weg. 🤷🏼♀️
So besoffen bin ich doch noch gar nicht...
Tatsächlich steckt dahinter ein Problem der Mathematik und Spieltheorie, hinter dem mathematische Theorie steckt. Das mit dem Nebenbei saufen verfälscht das eigentlich Prinzip, da es für nüchterne gedacht ist und natürlich läuft man der Gefahr, den eigentlich besten Kandidaten zu verpassen, aber in der Praxis scheint sich das bewährt zu haben, um eine möglichst gute Wahl zu treffen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sekret%C3%A4rinnenproblem