Sollte sich der Wolf wieder überall ansiedeln dürfen?
Wäre cool wenn ihr schreibt wieso!
21 Stimmen
8 Antworten
Sollte sich der Wolf wieder überall ansiedeln dürfen?
Ob irgendwer "findet" dass er das "sollte" ist komplett irrelevant. Es geht hier nicht um postfaktische Gefühlsäußerungen von Leuten, die Argumente durch Aussagen wie "ich finde ihn süß" ersetzen und darauf basierend hier eine Antwort ankreuzen.
Es ist faktisch gar nicht möglich, dass er das macht. Egal was irgendwer hier "meint".
Denn das können wir in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft gar nicht zulassen, selbst wenn wir es wollen würden. Und es wäre (auch für den Wolf selber) gar nicht sinnvoll.
Denn nicht überall ist ein dichtes Zusammenleben mit dem Wolf problemlos möglich und wir sind auf die Ressourcen unserer Kulturlandschaft angewiesen von der auch Du lebst.
Und wenn Du mal auf die Karte des Wolfsmonitorings schaust (siehe unten), dann siehst Du auch, dass der Wolf sich auch von sich aus nicht einfach so an "jeder Stelle" gleichmäßig ansiedelt. Das bedeutet: Auch wenn es Stellen geben würde an denen er sich noch mengenmäßig ansiedeln könnte, so nützt das nichts, wenn er sich stattdessen auf einige, inzwischen eng besiedelte Räume beschränkt an denen es bereits zu viele Wölfe werden.
Davon abgesehen:
Du machst den selben Fehler wie Deine Vorgänger (die hier bereits ähnliches gefragt haben), indem Du das als eine "Entweder-Oder" Frage stellst.
Siehe Deine Antwortoptionen:
Entweder "Sie sollten leben" oder "Man sollte sie abknallen".
Es gibt aber nicht nur die zwei Alternativen. Und wie so oft sind auch diese beiden Extremstandpunkte Unsinn und die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte dazwischen.
Weder sollte der Wolf (so pauschal) "abgeschossen werden", noch kann man auf Dauer einfach nur zusehen und nichts machen.
Der Wolf hat jetzt in den von ihm stärker besiedelten Gebieten bereits eine Populationsgröße erreicht, die mehr als ausreichend ist:
(Quelle: https://www.wolfsmonitoring.com/monitoring/verbreitung/)
Irgendwann wird man ihn also, wie alles andere Wild auch, in unserer menschgemachten, menschgesteuerten und von der Gesellschaft (unter anderem für Deine Lebensmittel) benötigten Kulturlandschaft regulieren müssen (*). Und ja, dazu gehört auch ihn in der Menge zu begrenzen und ein paar von ihnen immer mal zu erlegen. Auch damit er die Scheu vor dem Menschen behält und sich von seinen Behausungen fern hält.
Aber das dient dann ja nur der Regelung, eben damit eine Anwesenheit des Wolfes hier ohne größere negative Folgen möglich ist. Es dient dann also mitnichten der "Ausrottung" sondern im Gegenteil dazu, dass er (dadurch) auf Dauer hier bleiben kann.
–
(*)
Wichtig ist zu verstehen, dass es hier in DE heute eben keine "unbeeinflusste Natur abseits des Menschen" mehr gibt in der ein wild lebendes Tier einfach tun und lassen könnte was es will und in der sie sich "natürlich selber regeln". Der Wolf bewegt sich (wie die Wildschweine, die Rehe, die Hirsche, ...) in einer dicht besiedelten Kulturlandschaft auf deren Erzeugnisse wir als Mensch angewiesen sind.
Wenn Du hungern willst, kein Holz zum Bau Deines Hauses mehr benötigst etc. dann kann man darüber nachdenken einen Teil des Landes nicht mehr zu nutzen und stattdessen wieder sich selbst zu überlassen und darin (in diesen abgeschotteten Bereichen) auch das Wild machen zu lassen was es will. Aber da alle Menschen hier Essen und ein Dach über dem Kopf benötigen ist das eben nicht so.
Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, und wir Alle (auch Du ganz persönlich und ich) sind Teil davon, einfach weil es uns gibt und wir leben und auf diese Ressourcen angewiesen sind.
kannst du mir sagen, unter welchen Umständen Wölfe Rudel bilden?
Ein Rudel ist eine Wolfs-Familie, bestehend aus Vater, Mutter und dem diesjährigen Nachwuchs sowie ggf. ein paar Kindern aus dem Vorjahr, die die Eltern nich nicht verlassen haben.
Irgendwann, wenn sie alt genug sind, trennen sich die Kinder von den Eltern und gehen ihren eigenen Weg um irgendwo einen Partner zu finden und dann ein eigenes Rudel zu gründen.
Aber wie groß ist die Gefahr, in Kürze von einem Rudel umzingelt zu werden?
Kann ich do pauschal wirklich nicht sagen. Dazu müsste man die genaue Situation vor Ort kennen, wo Du Dich dann gerade befindest etc.
Lebe in Baden-Württemberg. Kürzlich wurden 2 Schafe gerissen, und ein Pferd auf einer Koppel nachweislich von einem Wolf schwer verletzt.
Trau mich kaum noch aus dem Haus, obwohl ich doch eigentlich genau dafür auf dem Dorf lebe 😢
Das allein ist aus meiner Sich noch kein Grund da als Mensch mit Angst durch die Gegend zu laufen.
Also du denkst, ich kann bedenkenlos allein spazieren gehen und radfahren?
Und wie sieht es mit Reiten aus; das Pferd als Beutetier..Wenn ich allein im Wald ausreite, weil da sofern Asthma hat und ihm die Luft dort gut tut, kommt dann der Wolf und versetzt das sonst umgängliche Tier in Panik ( was ja schon Lebensgefahr für den Reiter bedeutet), oder reißt es sogar, während ich drauf sitze? Mit lauten Rufen und Händeklatschen, wie es ja für Begegnungen mit Wölfen empfohlen wird, sieht es auf dem Pferderücken ja noch schlechter aus als auf dem Fahrrad 😬
Also du denkst, ich kann bedenkenlos allein spazieren gehen und radfahren?
Ja.
Ich bin auch schon in der Dämmerung zu Fuß alleine einem Wolf begegnet. Der war da ca. 80m von mir entfernt. Wir haben uns gegenseitig einen Moment lang angeschaut, ich habe mich gerade aufgerichtet und mich breit zu ihm gewandt hingestellt und er hat sich nach einer Sekunde oder so abgewandt und ist in aller Ruhe in das nächste Waldstück getrottet. 🤷♂️
Und wie sieht es mit Reiten aus; das Pferd als Beutetier..
Sorry, aber ich werde mich jetzt nicht in den Bereich der Spekulationen begeben bei irgendwelchen "und was wäre theoretisch wenn…"-Geschichten. Sei mir nicht böse, aber das macht so keinen Sinn.
Ich kann Dir nicht "garantieren", dass nie etwas passieren wird.
Schon klar, dass du nichts „garantieren“ kannst. Mir gefällt es, das du sachlich und fachlich antwortest. Man wird ja zur Genüge zwischen „der will dich nur spielen“ und Panikmache hin und her geworfen.
So ähnlich geht es mir in meinem Fachbereich ja auch, bei Fragen, ob Reiten gefährlich sei: Gefahren sind zweifelsfrei da, aber es gilt abzuwägen, wie groß die Gefahren sind. Also wenn ich dich richtig verstehe, siehst du kein Problem darin, einem Wolf allein zu begegnen. Wie groß die Gefahr beim Reiten ist, kannst du aber auch nicht beurteilen, richtig?
Ja, und dann bleibt noch eine Unsicherheit, zu der du vielleicht etwas weißt: du sagst, der Wolf sei bei deiner Begegnung davon getrottet. Hat man dann nicht zu befürchten, dass ein Wolf, den man erst mal verjagt hat, dann doch von hinten angreift, wenn man ihm den Rücken zuwendet?
Sorry für die blöden Fragen, aber ich fühle mich wirklich sehr verunsichert bin durch die vielen widersprüchlichen Aussagen, die man so hört.
Vor allenm, dass de Rolf keine Angst mehr vor Menschen hätte, weil er so schlau sei zu merken, dass man ihn keiner Verfolgt.
So ähnlich geht es mir in meinem Fachbereich ja auch, bei Fragen, ob Reiten gefährlich sei
Eben. Und ich möchte hier keine Dinge behaupten, für die ich keine Belege habe und die ich nicht zweifelsfrei "mit gutem Gewissen" behaupten kann. Genau wie Du. 👍
Also wenn ich dich richtig verstehe, siehst du kein Problem darin, einem Wolf allein zu begegnen
In der Regel als ausgewachsener Mensch der halbwegs weiss wie er sich richtig zu verhalten hat sehe ich da keine große Gefahr. Selbst wenn der Wolf dann Drohgebärden macht, dann kann man ja immer noch richtig reagieren (keine Panik nicht den Rücken zuwenden aber sich langsam während man ihn anschaut zurückziehen). Denn "drohen" heisst ja immer noch nicht zwangsweise "Angriff". Wenn das direkt sein Ziel/Wunsch wäre, dann würde er es direkt machen. Seine Beute "warnt er ja auch nicht erst vor".
Wie groß die Gefahr beim Reiten ist, kannst du aber auch nicht beurteilen, richtig?
Was mir dazu einfällt (ist jetzt aber alles aus dem Bereich "begründete Vermutung"):
Wenn das Pferd sich dann wie ein typisches "Beutetier" verhält und Angst bekommt und wegrennt, dann könnte ich mir vorstellen, dass das vielleicht den Jagdtrieb beim Wolf auslöst und er hinterherläuft.
du sagst, der Wolf sei bei deiner Begegnung davon getrottet. Hat man dann nicht zu befürchten, dass ein Wolf, den man erst mal verjagt hat, dann doch von hinten angreift, wenn man ihm den Rücken zuwendet?
Puh, schwierig.
Ich denke, nicht. Denn er hat mich ja gemustert und die Situation eingeschätzt.
Wäre ich ihm als erfolgversprechende Beute vorgekommen, dann hätte er mich genauso gut auch sofort angreifen können. Die 80 Meter Abstand waren für ihn ja kein Hindernis. Aber offensichtlich hat er das anders gesehen und ist weggegangen.
Herzlichen Dank! Und weil ich es gerne ganz genau weiß: was versteht man in dem Zusammenhang unter einem ausgewachsenen Menschen? Na ja, ist vielleicht auch zu viel verlangt, aber denkst du, um einen „durchschnittlichen“ Wolf einzusschüchtern, sollte man ein „Bär von einem Mann“ sein, oder funktioniert es auch bei einem abgebrochenen Spargeltarzan? Bei Pferden spielt so etwas nämlich überhaupt keine Rolle; die Ausstrahlung eines erfahrenen Jockeys von 50 kg imponiert dem Pferd wesentlich mehr, als ein unerfahrener 100 kg - Mann. Ist das beim Wolf ähnlich?
Und wo schaut man hin? Meine Schäferhündin wurde immer total aggressiv, wenn ihr Fremde direkt in die Augen blickten, aber ignoriert werden wollte sie auch nicht. Also man mußte sie am besten ins Auge fassen, dann war sie zufrieden. Ist auch das beim Wolf so?
Sprey, aber ich bin wirklich froh, wenn ich mal richtig Bescheid weiß und wieder guten Mutes raus kann 🫣
was versteht man in dem Zusammenhang unter einem ausgewachsenen Menschen?
Ich meine damit kein Kleinkind, das aufgrund seiner geringen Körpergröße eher ins "Beuteschema" passen könnte. Es ging also um die Körpergröße, nicht zwangsweise das Alter.
sollte man ein „Bär von einem Mann“ sein, oder funktioniert es auch bei einem abgebrochenen Spargeltarzan?
Ich selber bin auch kein "Arnold", aber mit Kleidung an, wenn man sich voll aufrichtet und die Schultern breit macht, dann ist das für so einen Wolf eben schon eine Silhouette die ihm klarmacht, dass das auf der anderen Seite kein Tier in der Größe eines Rehs oder so ist.
Ich kann Dir da auch keine "cm-Angaben" geben.
Aber ja, ich denke, dass das auch etwas mit "Ausstrahlung" zu tun hat. Ich habe ihm so gezeigt, dass ich auch keine Angst vor ihm hatte. (Und die hatte ich auch wirklich nicht, ich fand das eher spannend.)
Alles klar - schade, dass ich hier keinen Experten -Extra - Stern verteilen kann. Du hältst gewiß einen verdient! Besten Dank!
Vor allem in den Städten gibt es noch viel zu wenige.
"Die Wolfspopulation muss sich in einem günstigen Erhaltungszustand auf lokaler Ebene und auf nationaler Ebene befinden. Das sei bisher aber nicht der Fall. Selbst wenn lokal und national der gute Erhaltungszustand zutrifft, müssen sich die Behörden vergewissen...."
Die Stadt gehört doch auch in dieses Land. Auch dort wird der "günstige Ergaltungszustand" angestrebt.
Ja. Das passt den Städtern aber nicht.
Gut. Die lokale Ebene der Städte wird vor dem Wolf bewahrt werden. Man müsste sich ja sonst einschränken.
Gibt’s auch schon. Die Bestien haben bereits vor nichts und niemand mehr Angst. https://www.spiegel.de/panorama/koeln-in-ehrenfeld-gesichteter-wolf-stammt-aus-den-alpen-a-55d5418e-e961-48cf-bbb6-4e4b3797e300
Wenn ein paar Leute ihren Lebensraum (Wohnung, Garten, Haus) für den Wolf aufgeben, warum nicht?
Der Wolf kann sich überall dort ansiedeln, wo er nicht signifikant stört!
Dort wo er über gebühr Nutzvieh reist, gehört der entnommen. Sollte Tiere Wolfzäune und Co überwinden, ebenso.
Viehhalter sind sowohl bei der Wolfabwehr(Zaunbau etc. sind zu 100 Prozent in Arbeitszeit und Material von der öffentlichen Hand zu ersetzen) , als auch bei der Rissbeseitigung zu entschädigen.
Wie man mit privaten Hundehaltern umgeht, deren Hund von Wölfen gerissen werden, Pech gehabt. Hunde gehören in Wolfsgebieten an die Leine! Katzenhalter ebenso, die ihre Katze nach draußen lassen!
Beim Wolf muss auch eine proaktive Bestandsführung her, so das die Schäden in der Viehwirtschaft in Grenzen bleiben, der Wolfbestand deutschlandweit jedoch aber nicht gefährdet wird.
Hier geht es auch um den Schutz seltener Bodenbrüter und Co, die auch unter der Anwesenheit des Wolfes leiden.
Am Ende muss man gerade die Sorgen, Nöte der Landwirte und der Landbevölkerung ernst nehmen, diese können sehr schnell zum Niedergang der Wolfspopulation beitragen.
Noch halten sich die meisten an die Gesetze und schießen den Wolf nicht, oder legen wieder Kiloweise Giftköder. Das will eigentlich niemand der bei Verstand ist, dazu treibt man jedoch wohl den ein oder anderen, wenn man den Wolf einfach nur als toll darstellt.
Es sollten nur nicht zu viele Wölfe werden. LG
Du scheinst dich ja richtig auszukennen; deswegen gleich hier: kannst du mir sagen, unter welchen Umständen Wölfe Rudel bilden? Anscheinend kann ein Mensch einen einzelnen Wolf meist in die Flucht schlagen. Aber wie groß ist die Gefahr, in Kürze von einem Rudel umzingelt zu werden?