Ist emotionale Abhängigkeit Freundschaft oder Liebe?
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13 Antworten
Keins von beiden.
Emotionale Abhängigkeit ist nicht gleichzusetzen mit einem der beiden Dinge. Emotional abhängig zu sein, heißt nicht automatisch, die Person zu lieben.
Jedoch ist es tendenziell eher eine Begleiterscheinung bei Liebe als bei Freundschaft.
Keines von Beidem.
Es ist ein Mangel an Selbstliebe; Selbstwert und kaum vorhandenes Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse, der in der jeweiligen Art von Verbindung getriggert wird und sich damit selbst verstärkt.
Das kann eine Liebesverbindung sein; eine freundschaftliche Verbindung; familäre Verbindung und selbst berufliche Verbindung.
Der Punkt, dass eine emotionale Abhängigkeit entsteht, hat immer Auslöser in der weit zurückliegenden eigenenen Geschichte. Und es kann jegliche Form von Verbindungsart sein, in der die Ursprungserfahrung wieder getriggert wird.
Denn die emotionale Abhängigkeit wird schlussendlich in neuen Verbindungen wieder getriggert, die der alten Erfahrung von Abwertung entsprechen.
Man macht sozusagen eine Erfahrung immer wieder, oder trifft einen bestimmten Menschen in einem anderen Menschen immer wieder (Das heißt, die Erfahrung widerholt sich.), bis man lernt, das Muster zu erkennen, und zu wissen, warum man dem Gegenpol des alten Traumas immer wieder begegnet.
Schlussendlich lernt man, nicht wieder in die emotionale Abhängigkeit zu geraten, indem man lernt, schon bei den ersten Red Flags zu gehen, bei denen man merkt, die Erfahrung/Person widerholt sich.
Und genau diese Entscheidung mündet schlussendlich im Erlernen von immer mehr Selbstliebe, bis das Trauma das zum "wieder erleben" geführt hat, Stück für Stück geheilt wird. ...Man lernt, sich selbst zur Priorität zu machen; zu akzeptieren und eigenes Empfinden zu validieren, anstatt Jemanden immer mehr zur Priorität zu machen, je schlechter man von ihm behandelt wird. Und sich selbst dabei zu verlieren.
Wichtig zu wissen:
Bei "emotionaler Abhängigkeit" handelt es sich nicht um Fälle wie "klammern" oder chronische unbegründete Eifersucht. In diesen Fällen gibt es nicht nur Fälle, bei denen emotionale Bedürfnisse übergangen wurden, sondern oft sogar das komplette Gegenteil.
Sondern bei emotionaler Abhängigkeit handelt es sich meist eher um Fälle von Missbrauch und einen damit verbundenen Wiederholungseffekt.
Entweder durch emotionalen Missbrauch, oder physischen. Egal ob körperliche Gewalt oder sexuelle Gewalt. Auch Erziehung durch extreme Strafen kann den Selbstwert dauerhaft so schädigen. Das Muster ähnelt dem eines "Stockholm-Syndroms" in dem Liebe und Abhängigkeit für den Peiniger/Abwetenden empfunden wird und das Opfer sich selbst irgendwann kaum noch wahrnimmt und ausschließlich agiert, wie es erwartert wird.
In den allermeisten Fällen wurde genau das bereits familiär erlebt und das Opfer kämpft um die Anerkennung des Peinigers. Der umso mehr beginnt, es schlecht zu behandeln. Ein "Gehen" wird dabei fast unmöglich, da die Persönlichkeit dabei erneut gebrochen wird, so wie es auch familiär bewusst getan wurde. Bis hin zum Brechen des eigenen Willens.
Ebenfalls wichtig zu wissen:
Die Entscheidung eines Opfers, sich immer wieder erneut in ähnliche Situationen zu begeben, ist keine freie Entscheidung.
Sondern dass es wieder passiert, ist Teil eines unterbewussten Fundaments. (Und wie gesagt des gebrochenen Willens, der es durch bewusstes Auslösen permanenter Schuld und Scham kaum möglich macht, zu gehen. In solchen Situationen, wird die Person bei Manipulation in Richtung Schuld zum Eigennutz einer anderen Person nicht in Abwehrmodus verfallen, sondern jegliche Selbstschutzmechanismen sind gehemmt. Sie wird agieren, wie in der Ursprungssituation und der Groschen fällt oft zeitversetzt, dass es sich um die gleiche Missbrauchssituation handelt und man nichts falsch gemacht hat. Was zu Blockaden und Angst führt, sich überhaupt durchzusetzen.)
Man muss sich das in etwa so vorstellen, dass das die einzig bekannte emotionale Basis ist und ein Opfer sich unbewusst emotional zu Jemandem hingezogen fühlt, der ein bekanntes Gefühl auslöst und sich "familiär" anfühlt. Was schwer emotional als "positiv" oder "negativ" einzuschätzen ist, sobald ein irreführendes Gefühl von Kongruenz passiert. Im Normalfall nimmt die jeweilige Person dann an, der Gegenpart ist "ihr selbst" ähnlich. Bis mit der Zeit klar wird, die Ähnlichkeit liegt eher in Menschen aus der eigenen Vergangenheit.
Im Grunde genommen gilt in jeglicher Art von Beziehung, dass man immer zu einem Gegenpol findet, der so bereits geschehen ist.
Auch ein toxischer Gegenpart wird hauptsächlich ein toxischer Gegenpart in einer Beziehung, weil ihm exakt dieses Verhalten familiär anerzogen wurde.
Durch unterdrückte Bedürfnisse und Abwertung oder sehr hervorgehobene Bedürfnisse entstehen jeweils intensive Tendenzen zum Echoismus und Egoismus.
Und diese beiden Gegenpole treffen sich wenn man Pech hat und vor Allem wenn ein tatsächliches Trauma vorliegt, im Leben immer wieder.
Das Gute: Echoismus ist heilbar. Nur muss man es erkennen, so dass man vom anerzogenen Weg der Selbstabwertung und Bedürfnisabwertung abkommt.
(Ganz wichtig ist dann aber: Eine Heilung funktioniert nur durch Selbstliebe, nicht aber durch negative Verschlechterung des Verhaltens gegenüber Anderen. Aber zum Glück ist Echoismus aneezogenerweise selten selbstgerecht oder impulsiv.)
Das Schlechte: Egoismus ist natürlich nicht heilbar. Weil kein Leidensdruck.
Deshalb ist es so wichtig, Muster zu durchbrechen, indem vermieden wird, bestimmten Gegenpolen wieder zu begegnen.
Gerade Menschen, die zu emotionaler Abhängigkeit tendieren (die im Grunde IMMER erst durch erneute Abwertung durch das Gegenüber geschieht) tendieren allerdings automatisch zur Idealisierung von Menschen, die sie neu kennenlernen, und glauben, für die jeweilige Person (dank ihrer Art der Prägung) nicht gut genug zu sein. (Selbst wenn sich später herausstellt, dass diese Annahme sogar komplette umgekehrt wahr ist.)
Dort liegt die Crux.
Und genau das ist der Ansatz, an dem gearbeitet werden muss. (!!!)
Merk dir emotionale Abhängigkeit ist schlecht und hat nichts mit Liebe zu tun, man verliert sich dabei selbst und es ist ungesund
Liebe ist eine Tätigkeit. Man liebt.
Freundschaft eine Beziehungsform.
Und (emotionale) Abhängigkeit ist eine Sucht, die weder etwas mit Freundschaft oder Liebe zu tun hat. Es ist eher etwas krankhaftes.
Weder noch. In einer guten Freundschaft oder Beziehung sollte man nicht abhängig von der anderen Person sein, in keiner Form.