Gedankenspiel: Hetero-/homosexuelles Spektrum?

Nein, das würde keinen Sinn machen 67%
Ja, könnte man 33%

9 Stimmen

4 Antworten

Nein, das würde keinen Sinn machen

Zwar verstehe ich durchaus, was Du meinst.

Bisexuelle als Monosexuelle* hinzustellen, was durch so eine Spektrums-Definition geschehen würde (siehe auch am Beispiel "asexuelles Spektrum"), widerspräche jedoch den Tatsachen, da Bisexuelle nun mal keine Monosexuellen sind.

* Monosexuelle sind Menschen, die sich nur zu Menschen eines bestimmten Geschlechts hingezogen fühlen; das heißt, Hetero- und Homosexuelle sind monosexuell.

Selbst wenn sich eine Person zu 99 Prozent zum einen und zu nur einem Prozent zum anderen Geschlecht hingezogen fühlte, so wäre diese Person immer noch bisexuell und nicht monosexuell. Dies liegt nur dann vor, wenn zu einem der binären Geschlechter gar keine sexuelle Anziehung gegeben ist.

Das asexuelle Spektrum macht Sinn, da asexualität sich bei jeder Person anders zeigt und auch sehr unterschiedlich stark sein kann.

Nein, eben deshalb macht auch das Konzept "asexuelles Spektrum" keinen Sinn. Asexualität zeigt sich durch die Abwesenheit grundsätzlichen sexuellen Verlangens oder zumindest durch die Abwesenheit der Fähigkeit, sexuelle Anziehung wahrzunehmen. Ergo ist ein Mensch, der sexuelle Anziehung gegenüber jemandem und/oder etwas verspürt, nicht asexuell. Da spielt es auch keine Rolle, ob diese sexuelle Anziehung...

  • ... "nur wenig",
  • ... "nur manchmal",
  • ... "nur unter bestimmten Umständen",
  • ... "nur innerhalb einer emotionalen Bindung",
  • ... "ohne den Wunsch nach sexuellen Interaktionen bzw. Sex"
  • ... etc.

... auftritt. Sexuelle Anziehung ist sexuelle Anziehung; wer die wahrnimmt, ist sexuell auch in eine eindeutige Richtung orientiert und kann demzufolge nicht asexuell sein. Es gibt keine "unterschiedlich starke" Asexualität, entweder liegt Asexualität vor oder nicht. Wie gesagt ist man ja auch nicht etwa "zu zig Prozent homosexuell", sondern gegebenenfalls eben bisexuell. Entsprechend fällt jemand, der grundsätzlich zum Verspüren von zumindest sexueller Anziehung imstande ist, ebenso grundsätzlich auch unter Allosexualität und nicht Asexualität.

Beispiele:

  • Fühlst Du Dich sexuell zu Menschen des anderen binären Geschlechts hingezogen, nur halt nicht so oft wie andere Leute, bist Du grundsätzlich nach wie vor heterosexuell.
  • Fühlst Du Dich sexuell zu Menschen des eigenen binären Geschlechts hingezogen, nur halt erst unter bestimmten Voraussetzungen, bist Du grundsätzlich nach wie vor homosexuell.
  • Fühlst Du Dich sexuell zu allen erwachsenen Menschen unabhängig von Geschlecht/Gender hingezogen, nur halt ohne den Wunsch nach sexuellen Interaktionen bzw. Sex, bist Du grundsätzlich nach wie vor pansexuell.
  • Fühlst Du Dich sexuell nicht durch Menschen, sondern durch bestimmte Gegenstände/Materialien erregt, bist Du grundsätzlich nach wie vor objektsexuell.

Eine unterdurchschnittliche Häufigkeit und/oder Intensität vorhandener sexueller Anziehung ändern nicht das Geringste an deren Ausrichtung, weshalb das auch mit Asexualität nichts zu tun hat.

[...] und bei diesem macht es durchaus Sinn, klare Definitionen zu haben, anstatt eines Spektrums.

Eben. Das muss dann allerdings genauso für die Asexualität gelten, anstatt mittels einer Auslegung als "Spektrum" sich oder anderen Menschen vorzumachen, sie wären asexuell, obwohl sie es tatsächlich gar nicht sind. Man kann hier nicht mit zweierlei Maß messen. Generell solche Spektrums-Definitionen sind hochproblematisch, weil sie a) dazu verleiten, sein Sexualempfinden völlig falsch einzuschätzen und b) Menschen, die dem jeweiligen Begriff wirklich entsprechen, in die Unsichtbarkeit drängen (so zumindest meine persönliche Erfahrung).

Natürlich darf sich jeder Mensch bezeichnen, wie er selber möchte; diese Freiheit spreche ich niemandem ab. Gegebenenfalls erlaube ich mir lediglich zu bemerken, ob es hinsichtlich seiner tatsächlichen Empfindungen sinnvoll ist oder nicht. Gerade was eine Selbstidentifikation als asexuell angeht, fallen mir bei vielen Menschen einfach häufig deutliche Widersprüche zu ihrem Sexualempfinden auf, wenn sie dieses näher beschreiben. Dies dürfte der heutzutage sehr weit verbreiteten sowie eben äußerst schwammigen, inklusiven und paradoxen Spektrums-Definition der Asexualität geschuldet sein.

KEINE sexuelle Anziehung = Asexualität!Sexuelle Anziehung = KEINE Asexualität (auch kein Spektrum!), sondern ALLOSEXUALITÄT!

Liebe Grüße.

Das asexuelle Spektrum macht Sinn, da asexualität sich bei jeder Person anders zeigt und auch sehr unterschiedlich stark sein kann.

Bei hetero und Homosexualität ist es meistens so, dass sich die Menschen ziemlich sicher sind ob sie homo sind oder nicht und es ist die Frage, ob und nicht wie viel eine Person homosexuell oder heterosexuell ist. Alles dazwischen ist bisexuell, was man wieder als Spektrum sehen könnte. Wenn sich eine Person also fragt, zu welchen Anteilen sie homo oder hetero ist, ist sie wahrscheinlich bi. Die Grenzen sind hier ziemlich klar definiert.

Natürlich könnte man die ganzen Begriffe abschaffen und als Spektrum sehen, das könnte man aber bei so gut wie jedem Thema und bei diesem macht es durchaus Sinn, klare Definitionen zu haben, anstatt eines Spektrums.

Das gibt's schon, die Kinsey-Skala.

An sich ergibt es nicht keinen Sinn.

Queere Begriffe und Modelle sind nicht alle einheitlich, man kann Dinge verschieden zusammenfassen und darstellen.

Nein, das würde keinen Sinn machen

Nein, weil das 'asexuelle Spektrum' nur die extremsten Fälle umgreift. Es geht nur um das eine Prozent der Bevölkerung, das wirklich 'asexueller' ist als die anderen 99%, für die man dann den Begriff 'allosexuell' nutzt.

Nach dem gleichen Spiel müssten wir hier sagen, dass das heterosexuelle Spektrum nur das eine, heterosexuellste Prozent der Menschen umfasst, und das homosexuelle Spektrum nur das homosexuellste Prozent. Da wir hier jetzt beide Extrema benannt haben, haben wir jetzt aber keinen Namen mehr für die 98% in der Mitte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.