Die Union will den Familiennachzug von Schutzbedürftigen ohne dauerhaftes Bleiberecht beenden. Die Grünen ausweiten. Wofür seid Ihr?


30.01.2025, 06:53

Die Grünen wollen es vereinfachen und auf Geschwister ausweiten.

Beenden 77%
Ausweiten 23%

53 Stimmen

7 Antworten

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Ich arbeite seit 1,5 Jahren 5 Tage die Woche mit Flüchtlingen. Momentan zumeist Syrien, Afghanistan, Jemen, Ukraine, Türkei, Irak... Aus meiner daher sehr direkten, persönlichen Erfahrung sage ich: Kein Familiennachzug, solange noch kein Bleiberecht besteht. Denn: Nachgeholt werden - weil dort gängig - oft große Familien - Frau und +/- sechs Kinder (nicht Ukraine /Türkei). Hier können wir diese Leute aktuell nicht adäquat unterbringen - leben also auf viel zu kleinem Raum. Das bewirkt psychischen Stress und Unzufriedenheit bei den Leuten.

Zudem schaffen wir es nicht, diese Masse richtig und sinnvoll zu versorgen - mit Hilfestellungen, psychologischer Hilfe bei Kriegstraumata, Deutschkursen, Übersetzungshilfen, ärztlicher Versorgung (wir haben zu wenige Ärzte, diese Leute sprechen meist auch kein Englisch, können anfangs meist keine lateinischen Buchstaben und Zahlen), evtl. Vermittlung in Arbeit oder Freiwilligentätigkeit ...

Und letztendlich schaffen wir uns immer größere Probleme, denn wenn Familie (=Frau und Kinder) nachgeholt werden, folgen hier oft weitere Kinder. Der Bleibestatus ist noch nicht geklärt - falls Ablehnung erfolgt, wollen sie, verständlich, nicht mehr gehen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

RhenusFluvius 
Beitragsersteller
 30.01.2025, 07:36

Danke für diese aufschlussreichen Hinweise.

Persepolis95  30.01.2025, 08:46
@RhenusFluvius

Gerne. Ich könnte so vieles erzählen, da ich 20 Stunden die Woche direkt mit ihnen arbeite, man sie ganz gut kennenlernt, sie viel erzählen oder man einfach die Gefühle mitbekommt. Die großen Schwierigkeiten, die sie hier haben - eher wegen anderer Schrift und Sprache als wegen der Kultur. Was mich bei diesen Debatten in GF, aber auch in der Politik, an Stammtischen, bei den Grünen... stört, ist, dass die meistens keinen direkten Kontakt mit Geflüchteten haben (und ihn auch nicht direkt suchen und eingehen), aber über sie sprechen und Dinge in den Raum stellen, die bloße persönliche Vorstellungen und Behauptungen sind.

MinusDrei651  01.02.2025, 03:10
@Persepolis95

Ich arbeite auch seit etwas einem Jahr mit Flüchtlingen zusammen - im Deutschkurs

Die Angebote für Integration sind extrem gering...

Als die Flüchtlingswellen anfingen unter Merkel, habe ich noch in einer Notunterkunft gelebt. Man hat dort gefühlt 20 Flüchtlinge in einen container gestopft und sich dann gewundert warum dort "Krieg" ausgebrochen ist.

Und wenn man den Rechten dann erzählt, dass sie bald auf der Straße landen damit Flüchtlinge deren Unterkünfte haben können, ist erst Recht das Kriegsbeil ausgegraben inkl Klappstuhl.

Integration hat damals schon keinen interessiert und wird seither jedes Jahr noch weiter gekürzt... Aber hauptsache immer mehr herholen.

MinusDrei651  01.02.2025, 03:13
@MinusDrei651

Mein Projekt läuft nur noch aufgrund einer privaten Spende.. Sonst gäbe es auch hier im Umkreis keine Möglichkeiten mehr zum Deutsch lernen. Die VHS hat ihre Luken auch schon dicht gemacht - da gab's kürzlich ein dickes Geschenk von denen an Lehrwerken.

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Was sonst! Anders geht es nicht mehr..

Bei politisch verfolgten im engeren Sinne, kann das geboten sein - Gewaltherrscher können sich sehr subtiler Mafiamethoden bedienen.

Ich bin nach wie vor der Meinung, das der gesamte islamo-arabische Raum groß genug ist, von dort muss niemand hier her "fliehen", wenn es nur um seien Sicherheit geht.


Skywalker17  30.01.2025, 09:15

Islamischen Länder haben keine Asylgesetze.

Sie nehmen keine Migranten auf und versorgen sie. Nicht mal ihre eigenen "geliebten Brüder und Schwestern."

Im Gegenteil, die Grenzen sind zu und Saudi Arabien schiesst auf Männer, Frauen und Kinder, wenn sie versuchen illegal über die Grenze zu kommen.

Persepolis95  30.01.2025, 09:23

Flüchtlinge haben in den angrenzenden Ländern keinerlei Rechte. Sie dürfen dort nicht arbeiten, nicht zur Schule gehen, nicht studieren - nichts. So ist es zumindest in Jordanien und Iran. Dort zu leben als Flüchtling ist ausharren ohne Geld ohne ordentliche Unterkunft - wirklich schlimm, das können wir uns nicht vorstellen. Woher ich das weiß? Siehe meine eigene Antwort hier auf diese Frage 🤝

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Ich finde aber schon das dieses Thema etwas komplexer ist um es mit Ja oder Nein zu beantworten... :)


RhenusFluvius 
Beitragsersteller
 30.01.2025, 06:54

Morgen wird der Gesetztestext vorgelegt. Dann gibt es nur Ja oder Nein.

Mit populistischem schwarz-weiss Denken kommt man hier nicht weiter. Wir suchen dringend Arbeitskräfte. Wer sich also hier in den Arbeitsmarkt integriert hat und seinen Lebensunterhalt verdient, der sollte auch Frau und Kinder bei sich haben. Das sollte man in Einzelfallentscheidungen bewerten.


RhenusFluvius 
Beitragsersteller
 30.01.2025, 09:18

In diesen Fall würde man der Person ein dauerhaftes Bleiberecht einräumen.

Dann wäre dies nicht mehr Gegenstand dieser Gesetzesänderung.

Nofear20  30.01.2025, 09:21
@RhenusFluvius

Und trotzdem hört man immer wieder von Abschiebungen von gut integrierten Menschen, die leichter zu greifen sind, weil sie einen festen Wohnsitz und einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz haben.

Während Kriminelle, die untertauchen, im Land bleiben können.