Zirkularitätsvorwurf gegen Hans Jonas Minimalethik und Kants Pflichtethik?

Kann mir jemand erklären, warum den beiden Ethiken vorgeworfen wird, zirkulär zu sein? Zu Hans Jonas habe ich online Folgendes gefunden, verstehe es jedoch nicht:

Brocker I 609
Ökologischer Imperativ/Jonas: in Anlehnung an Kants Kategorischen Imperativ entwickelt Jonas einen „ontologischen Imperativ“, der im Sein selbst gründe. JonasVsKant: dessen Kategorischer Imperativ ist anders verortet. >Kategorischer Imperativ, >Immanuel Kant.
Def Ökologischer Imperativ/Jonas: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf der Erde“. „Gefährde nicht die Bedingungen für den indefiniten Fortbestand der Menschheit.“ (1)
Andernorts wird dieser Jonas‘sche Imperativ auch „Ökologischer Imperativ“ genannt.
Andere Formulierung von Jonas: „Handle so, dass die Folgen deines Tuns mit einem künftigen menschenwürdigen Dasein vereinbar sind, d.h. mit dem Anspruch der Menschheit, auf unbeschränkte Zeit zu überleben.“ (2)
Brocker: Die Formulierungen zeigen, dass es Jonas nicht allein um das physische Überleben geht, sondern auch um die Qualität dieses Lebens (echtes menschliches Leben“).
((s)VsJonas: die Formulierungen sind jedoch, wenn man sie nicht sowieso zirkulär nennen will, schwächer als die Kants, denn es wird nicht auf ein Prinzip Bezug genommen.)
Lösung/Jonas: Jonas stellt Forderungen auf, die das individuelle wie das kollektive Leben fortan bestimmen müssten:
„Heuristik der Furcht“/Jonas: Ausgehend von einer »Heuristik der Furcht« (3) müsse jeder vor einer Handlung so viel Wissen als möglich über die denkbaren Konsequenzen und »Fernwirkungen« seines Tuns sammeln (4). Es müsse der schlechten Prognose stets Vorrang vor der guten eingeräumt werden.
Zur ethischen Begründung siehe Teleologie/JonasEthik/JonasMenschheit/JonasExistenz/JonasSein/Jonas.
1.Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt/M. 1979, S. 36
2. Hans Jonas, »Warum wir heute eine Ethik der Selbstbeschränkung brauchen«, in: Elisabeth Ströker (Hg.), Ethik der Wissenschaften? Philosophische Fragen, München/Paderborn u. a. 1984, 75-86.
3. Jonas 1979, S. 8, 64
4. Ebenda S. 9, 28.
Manfred Brocker, „Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung“ in: Manfred Brocker (Hg.) Geschichte des politischen Denkens. Das 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 2018

Darüber hinaus verstehe ich auch bei Kant nicht, warum seine Ethik zirkulär sein könnte. Dazu habe ich das hier gefunden. Leider verstehe ich hier die Erklärung nicht ganz: was ist mit

Die Erkenntnis von Notwendigkeit und Allgemeinheit könne nicht aus der Sinneserfahrung stammen, folglich sei sie a priori in den Kategorien unseres Verstandes vorgegeben

gemeint. Inwiefern binden sich Notwendigkeit und Allgemeinheit an sein Menschenbild an, und warum sind sie deshalb a priori?

LG

Ethik, Immanuel Kant, Hans Jonas
Ist nach Auschwitz kein allmächtiger Gott mehr denkbar?

Ich muss einen Vortrag über die Theodizeeproblematik von Hans Jonas halten.
Ich habe Schwierigkeiten beim Verstehen des Textes. Kann mir vielleicht jemand beim Zusammenfassen der Grundgedanken dieses Textes helfen?

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

"Und damit kommen wir zu dem, was vielleicht der kritischste Punkt in unserem spekulativen theologischen Wagnis ist: Dies ist nicht ein allmächtiger Gott. In der Tat behaupten wir, um unseres Gottesbildes willen […], daß wir die althergebrachte mittelalterliche Doktrin absoluter, unbegrenzter göttlicher Macht nicht aufrechterhalten können. Lassen Sie mich das zuerst auf rein logischer Ebene begründen. […] Absolute, totale Macht bedeutet Macht, die durch nichts begrenzt ist, nicht einmal durch die Existenz von etwas anderem überhaupt, etwas außer ihr selbst und von ihr Verschiedenem. Denn die bloße Existenz eines solchen anderen würde schon eine Begrenzung darstellen, und die eine Macht müßte dies andere vernichten, um ihre Absolutheit zu bewahren. Absolute Macht hat dann in ihrer Einsamkeit keinen Gegenstand, auf den sie wirken könnte. Als gegenstandslose Macht aber ist sie machtlose Macht, die sich selbst aufhebt. „All“ ist hier gleich „Null“. […] 

Nach Auschwitz können wir mit größerer Entschiedenheit als je zuvor behaupten, daß eine allmächtige Gottheit entweder nicht allgütig oder (in ihrem Weltregiment, worin allein wir sie erfassen können) total unverständlich wäre. Wenn aber Gott auf gewisse Weise und in gewissem Grade verstehbar sein soll (und hieran müssen wir festhalten), dann muß sein Gutsein vereinbar sein mit der Existenz des Übels, und das ist es nur, wenn er nicht all-mächtig ist. Nur dann können wir aufrechterhalten, daß er verstehbar und gut ist und es dennoch Übel in der Welt gibt. Und da wir sowieso den Begriff der Allmacht als zweifelhaft in sich selbst befanden, so ist es dieses Attribut, das weichen muß. 

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Vielen Dank und liebe Grüße

Religion, Schule, Auschwitz, Glaube, Gott, Philosophie, Theodizee, Hans Jonas

Meistgelesene Beiträge zum Thema Hans Jonas