Die wichtigste Darstellung der nomos-physis-Antithese stammt von Fritz Heinimann. Er zeigt (im Anschluss an Gomperz u.a.), wie im antiken Griechenland nach der Entwicklung des Naturbegriffs (im 6. Jahrhundert) im 5. Jahrhundert die menschlichen Einrichtungen als "konventionell" kritisiert werden. Die Natur ist konstant, die menschlichen Dinge sind variabel; also: warum soll man nicht auch die Polis reformieren? So fragten die Sophisten.
Die Gegenbewegung der Sokratik versuchte dann feste Richtlinien für Verfassungen etc. zu gewinnen. Diese Linie radikalisierte Platon indem er die Annahme fester Begriffe zur Bedingung vernünftiger Rede überhaupt erhob.
Von da aus war es nur ein kleiner Schritt zur Frage nach der Natur der Sprache. Im Kratylos fragt Platon, ob die Wörter ihre Bedeutungen konventionell oder natürlich (d.h. aufgrund von Ähnlichkeit mit den Dingen) tragen. Wenn ein Hund z.B. in einer Sprache "Wau-Wau" hieße (oder eine Katze "Miau") läge eine "natürliche Bezeichnung", bei "Hund", "dog", "chien", "kyon", "canis" etc. läge eine konventionelle Bezeichnung vor.
Aristoteles hat beide Aspekte in seinem klassischen Modell in De Interpretatione verbunden: die Beziehung zwischen Sache und Bild im Geist des Menschen ist natürlich, die Beziehung zwischen sprachlichem Zeichen und Bedeutung (für Aristoteles = Bild im Geist des Menschen) ist konventionell.
Der nächste Schritt, der allerdings erst im 18. Jahrhundert breit diskutiert wurde, ist die Frage nach dem Ursprung der Sprache: ergibt sie sich aus der Natur des Menschen oder ist sie künstlich geschaffen? Von dieser Frage aus entwickelt sich dann die moderne Sprachwissenschaft seit dem 19. Jahrhundert.