1. die sog. zehn Gebote sind Teil des Alten Testaments, der heiligen Schrift der jüdischen Religion.
Jesus war, in seiner geschichtlichen Gestalt, Torah-kundiger Rabbi von hoher Autorität und Gelehrsamkeit, der zu allen nur möglichen Problemen befragt wurde und sog. Rechtsgutachten (Steuerfrage, Steinigung, Gebet, Sabbatgebot u.s.w) gab. Seine Kernbotschaft war die Verinnerlichung und Spiritualisierung der jüdischen Religionsauffassung, weg von der veräusserlichten, schematisch-kasuistischen Gebots/Verbotsauslegung hin zum Wesentlichen, zum Prinzip und dem zugrundeliegenden Sinn. Deshalb betonte Jesus auch, er will nicht die Torah ausser Kraft setzen oder aufheben, sondern ihren Sinn erfüllen.
2. Das Mann-Frau-Verhältnis war in Israel und seiner auf Äusserlichkeiten gerichteten Religion (v.a die der Pharisäer) streng patriarchalisch. Jesus selbst äusserte sich in den überlieferten Evangelien, auch in den apokryphen, grundsätzlich nicht patriarchalisch. Allerdings verwendet er prinzipiell das Wort Vater für Gott, dies aber um das Bild von Gott als liebender, fürsorglicher Vater zu betonen, also weg vom Gottesbild des strafenden, blinden Gehorsam fordernden JHWE.
3. Das Evangelium und die Briefe enthalten viele widersprüchliche Auffassung in der Mann-Frau-Beziehung. Selbst bei Paulus, der einerseits sagt 'Das Weib schweige in der Gemeindeversammlung' und andererseits eine völlige Gleichbewertung lehrt 'da gibt es nicht mehr Mann oder Weib, sondern alle gelten eins in Christus dem Erhöhten'.
4. Dies zeigt, dass aus dem Neuen Testament keine für alle Zeiten gültige Regel für das Mann-Frau-Verhältnis abgeleitet werden kann. Das Evangelium ist Rede über Gott, von Menschen in ihrem historischen Kontext, ihrer menschlichen Beschränktheit und persönlichen Eigenart.