Dieses ewige "der beste Gitarrist" - es gibt keinen besten Gitarristen und es gab nie einen. Jimi Hendrix kannte sich in komplexeren Bluesformen aus und kehrte in seinen späteren Jahren oft zu sehr ursprünglichem Blues zurück.
Seine Innovationen waren u.a.
- komplexere Blues- und Rockmelangen
- der Einsatz Effekten wie Wah-Wah, Verzerrern, Chorus
- eine hohe Expressivität im Solospiel z.B. mit starkem Sustain / hohen Verzerrungen, Feedback, dem Einsatz verschiedener Vibrati
- gewisse technische Vorteile durch seine wirklich langen Finger ;-) - ist aber nicht sooo wichtig
Hendrix war gemessen an seiner Zeit sicher herausragend als Künstler- und Musikerfigur, aber keinesfalls "technische Weltklasse" oder was auch immer an ähnlich abgedroschenen, ewig kuhmäßig widergekäutem Unsinn verzapft wurde und immer noch wird. Gemessen an dem, was auf einer Gitarre technisch möglich ist, rangiert er (genau wie auch Eric Clapton) eher im unteren Drittel professionellen Niveaus.
Sein Verdienst ist eher, wie auch bei Clapton und bei allen nachfolgenden Gitarristengenerationen, dass Schaffen eines eigenständigen Repertoires, eines eigenen Stils und Sounds und die Weiterentwicklung (z.B. die Art, Diads / Zweiklänge zu spielen - Chuck Berry hat es vorgemacht und Clapton oder Hendrix haben es aufgegriffen und weiterentwickelt). So sind sie, ihr Werk und ihr Schaffen auf jeden Fall Meilensteine in der Rockgeschichte und als solche auch zu würdigen.
Wer also E-Gitarre spielen möchte, tut gut daran, sich mit vielen Gitarristen zu beschäftigen - hier mal ein paar in ungefährerer rockmusikgeschichtlich relevanter Reihenfolge: B.B.King, Muddy Waters, Albert King & Co. auseinanderzusetzen, dann kommen z.B. Clapton, Hendrix, Santana, Jeff Beck, Keith Richards, Jimmy Page, David Gilmour, Steve Hackett, Ritchie Blackmore, vielleicht Randy Rhodes, Eddie Van Halen, Andy Summers, Mike Oldfield (der bis heute in keinem mir bekannten Lehrbuch auftaucht und bei dem es viel zu entdecken gibt), Jeff Healey, Steve Morse, Steve Lukather, Yngwie Malmsteen, Ritchie Kotzen (der auch weitgehend unterm Radar fliegt), Nuno Bettencourt, Erich Johnson, John Scofield, Pat Matheny, Robert Fripp, Allan Holdsworth, Wes Montgomery, Joe Pass, Django Reinhard, Joe Satriani, Steve Vai, Joe Bonamassa, Derek Truck, David Lindley, Bonnie Raitt,...merkst du was? Ich höre hier mal auf - und das sind nur E-Gitarristen + eine Gitarristin ;-) Für die klassische und die Steelstring-Gitarre ist der Horizont gerade nochmal so weit. Wer will denn sagen, wer davon der beste Gitarrist ist? Das ist völlig absurd.
Dieses ewige unqualifizierte "bester Gitarrist"-Gequatsche und auch dieses fast schon gotthafte Überhöhen wird deshalb den Realitäten bei weitem nicht gerecht und ich finde es einfach irreführend, überflüssig und viel zu eng. Aber es gibt immer Menschen, die haben einen Horizont mit dem Radius "0" und nennen das dann ihren Standpunkt.
Jetzt kannst du überlegen und entscheiden, wohin du möchtest :-)
Viel Spaß und Erfolg beim Erkunden - wenn du dich drauf einlässt, ist es ein lebenslanges, supergeiles Abenteuer :-)