Dass das Ich dazu entstanden ist sich selbst zu glorifizieren und in den Mittelpunkt zu stellen, wie manch ein User hier behauptet, ist unwahr. Evolutionsbiologisch müsste das Es (Unbestimmtheitspronomen) und Du älter sein, weil wir ein soziales Tier sind und wir auch in anderen Arten eine klare soziale Hierarchie erkennen können, in der sich Tiere anderen unterordnen, oder andere Artgenossen herumkommandieren, bspw. bei unseren Cousins, den Schimpansen.
Das Ich ist die Selbstreferenz zum Spiegelbild im Wasser. Da unsere Augen im Kopf sitzen, und unsere Gedankenwelt/"Seele" scheinbar "dahinter", könnte man von einem "ich"-Kern im Kopf ausgehen, heute würde man sagen einem Gehirnareal wo das Ich an der Schalterzentrale tätig ist. Tatsächlich spricht sich die Kognitionsforschung gegen dieses Bild aus. Eher gibt es mehrere Assoziationszentren im Gehirn in hoch-komplexer Abstimmung und ein "wahres Zentrum" ist nicht lokalisierbar. Sinneszentren usw. sind bereits alles, was es gibt, und die höhere Ebene ist das emergente Phänomen des Bewusstseins, welches im Menschen auf einer höheren Stufe eben das Selbstbewusstsein ist. Das Bewusstsein des Selbst, des Ichs.
Nun gibt es einige Theorien, was denn nun das Bewusstsein ist. Ob es überhaupt sinnig in Sprache beschrieben werden kann wie andere Dinge im Universum, weil wir hier mit einer Qualia zu tun hätten, die sich nicht materiell beschreiben ließe. Also, was ist bspw. eine echte subjektive Erfahrung? Was wir unter "subjektiv" verstehen, sind die "Filter", bzw. die Illusionen, die dem Einzelnen objektiv aufsitzen, wodurch er die Welt "subjektiv" anders beurteilt. Aber das ist wieder eine objektive Betrachtung des Subjektiven. Wirkliche Subjektivität entgeht der Forschung am Subjekt, denn dieses ist alleine in der Erfahrung dieses Etwas. Man muss sich nur Mal vorstellen: Würden sich alle Menschen auf der Welt absprechen, bei Bewusstseinsexperimenten Falschaussagen zu tätigen, wäre die Kognitionsforschung in der Bereich am Ende. Es wäre Schluss. Licht oder andere materielle Objekte ließen sich immer und unmittelbar untersuchen, das Bewusstsein nur mittelbar.
Deshalb sollten wir uns nicht den Kopf zerbrechen, wie viel "ich" nun einfach ein Programm des Gehirns ist und wie viel wir "in der Hand" haben, denn ein Etwas haben wir in der Hand, und dieses kann prinzipiell nicht von den Wissenschaften untersucht oder beschrieben werden. Und dieses Etwas bist Du!