Warum wird Chromosomen Varianz als Argument für mehrere biologische Geschlechter genommen?
Hi,
ich habe gerade einen Zeitungsartikel gelesen in dem behauptet wurde, es gäbe mehrere biologische Geschlechter, weil es Chromosom Abweichungen gibt die eine gewisse Varianz zulassen. Mir erschließt sich das ganze nicht so richtig. Müsste diese dann nicht einzigartige Zeugungseigenschaften haben, um als extra Geschlecht zu gelten, wie z.b selbst Befruchtung oder die Möglichkeit zwischen den Geschlechtern zu wechseln? Und was ist damit das jeder ein einzigartiges Genom besitzt, damit wäre ja jeder sein eigenes Geschlecht oder? Ich habe keine große Ahnung von Biologie, daher wäre es cool, wenn sich vielleicht ein Biologe hier findet, der das erklären kann.
2 Antworten
Kommt ja ganz darauf an wie wir es definieren. Was dir bereits geantwortet wurde, und was du sicherlich bereits kennst, ist die Geschlecht - Gender - Unterscheidung.
Nun, das ist immernoch etwas verkürzt, denn es gibt theoretisch vier Konzeptionen, zwei Biologische und zwei Soziologische, die uns informieren:
- Geschlecht nach reproduktionsbiologischer Klassifikation. In dieser Klasse kann es nur 4 logische Ausprägungen geben (gegeben man hat zwei Arten von Gameten): Zwitter (beide Anteile vollständig), zwischengeschlechtlich (beide unvollständig), weiblich, männlich.
- Biologisches Geschlecht nach weiteren Faktoren. Hier könnte man Chromosomen, Hormonenhaushalt, Pubertät, Gehirnentwicklung, Verhalten usw. hinzurechnen. Allerdings ist es gerade beim Menschen nicht so einfach evolutionär gewachsene Eigenschaften, gesellschaftlich sozial-strukturierte Eigenschaften (feminin und maskulin) und persönliche Töne auseinander zu halten. Da vermischt sich also Biologie und Soziologie - die Wahrnehmung von Normen usw.
- Gesellschaftsrollen (Frau, Mann, Mutter, Vater, usw.). Das ist eigentlich selbsterklärend, da wir uns immer im Kontext vorhandener Strukturen entwerfen und nur vor diesem Horizont, durch Kontrastierung, überhaupt Individualität erhalten.
- Gender (und teils Sexualität). Hier geht es um die Frage nach der eigenen Identität. Und hier hört es auf um kategoriale Abgrenzungen zu gehen, sondern vielmehr um Erfüllung. Dazu kann ich persönlich am Wenigsten sagen, aber es geht mehr in Richtung Freiheit und Verwirklichung und ist gerade hoch im Kurs. Es ist auch fluide, anders als die oberen Klassifizierungen, die an objektiven Merkmalen festgemacht werden können.
Ich hoffe das hilft etwas - im Netz findest du eben viel verkürzte und journalistisch (sprachlich und Recherche betreffend) unsaubere Umreißungen, oder eben sehr Einseitiges, sehr (Un)Kritisches.
Ich glaube da hast du was falsch verstanden du vermixt hier auf jeden Fall biologisch gegebenes Geschlecht auf Grund der Chromosomen und psychische Identifikation. Letzteres ist vollkommen unabhängig von der gegebenen Anzahl an X und Y Chromosomen.
Und was nun die Biologie angeht in den Schulen wird vermittelt es gäbe es nur XY und XX - das ist unvollständig. Gibt noch ne Reihe anderer Chromosomenanordnungen, die dann mitunter zu nicht eindeutig klassizifizierbaren Geschlechtsmerkmalen und anderen Fehlbildungen / körperlichen und/ oder psychischen Krankheitsbildern führen.