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Ich bin nicht sicher ob ich Deine Frage richtig verstehe. Aber ich antworte jetzt mal auf die Frage ob das 9 Euro Ticket insgesamt Sinn macht.
Jahrzehntelang nutzte ich Autos beruflich und privat ohne mir irgendwelche Gedanken zu machen. Irgendwann in fielen mir Dinge auf, die mich schockierten. Wir alle machen mit dem gedankenlosen Individualverkehr und mit dem ausufernden Transportverkehr unsere Lebensgrundlage Atemluft kaputt. Das wird für viele von uns tödlich enden, und zwar schon bald.
Seither fahre ich wann immer es geht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Züge und Busse sind komfortabel und sauber, und sind nahezu immer pünktlich. Nur in den großen Städten sind die Busse oder Bahnen zur Rush Hour an Arbeitstagen oft voll besetzt. Im ländlichen Umfeld fahren zum großen Teil Schüler oder Studenten. Deshalb sind vor allem die Busse morgens und mittags oft voll. Ansonsten ist sowohl in Zügen als auch in Bussen während des Tages meist genügend Platz.
Das 9 Euro Ticket führte auch während des Tages zu einer größeren Auslastung von Bussen und Zügen und Trams. Auch in den Bahnhöfen war mehr Publikumsverkehr als vorher. Allerdings lief das alles in geordneten Bahnen. Von Chaos oder Gedränge keine Spur, von dem man oft gelesen hatte. Alle Fahrgäste wirken absolut zufrieden mit dem Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs. Vielen sieht man an, daß sie neu sind im ÖPNV, und erstaunt wie gut das alles läuft. Ich bin sicher, daß die meisten Leute die durch das 9 Euro Ticket zum ÖPNV gekommen sind, auch gern weiterhin damit mobil sein wollen. Wenn das halt 30 Euro im Monat oder mehr kosten soll, dann fahren Viele wieder mit dem Auto, weil es halt ansonsten nur herumsteht und auch dann kostet und rostet.
Einige schreiben davon, dass nur wenige vom Auto auf Bus und Bahn umgestiegen sein sollen. Ich sehe das anders. In den Innenstädten waren die Parkplätze und Parkhäuser halbleer, und auch auf den Straßen waren erkennbar weniger Autos unterwegs.
Für die Autoindustrie und alles was damit zusammenhängt könnte es ein ziemliches Problem sein, wenn viele Autofahrer vermehrt mit dem ÖPNV fahren. Das allerdings könnte endlich die Entwicklung von Fahrzeugen anstoßen, die die Natur nicht durch Schadstoffe belasten. Man spricht sogar schon davon, daß die Innenstädte zukünftig ganz anders gestaltet werden. Mehr an den Menschen orientiert und weniger an Fahrzeugen.
Das 9 Euro Ticket ist ein genialer Geistesblitz. Damit könnte man einige drängende umweltzerstörende und verkehrstechnische Probleme auf einen Schlag lösen. Es gibt Staaten und Städte, in denen der gesamte öffentliche Personennahverkehr für die Bürger kostenfrei ist. Finanziert wird das alles aus Steuermitteln. Und man macht damit gute Erfahrungen.
Denn diese Finanzierung an sich sehe ich als durchaus machbar. Das kostet dem Staat zwar Geld, das an anderer Stelle eingespart werden müsste. Unser Staat gibt z.B. in 2022 zehnmal mehr für den Ausbau des Straßennetzes aus, als was ein für alle Bürger kostenfreier öffentlicher Personennahverkehr kosten würde.
Die Frage dabei ist, ob es Sinn macht unser eh schon weltweit in einmaliger Weise ausuferndes Straßennetz in unserer heutigen Zeit weiter auszubauen. Und da vor allem das Fernstraßennetz. Vor allem deswegen weil die gesetzlich verankerten Ziele zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes ohne eine drastische Reduzierung des Auto- und Transportverkehrs niemals zu erreichen sind. Vor allem dann wenn die Autoindustrie auch zukünftig keine Lösung für deren latente Umweltzerstörung bringt. Und die Hundertausende von Toten, die unsere bereits heute oft giftige Atemluft jährlich fordert, kosten unserer Gesellschaft wesentlich mehr Geld als ein kostenfreier ÖPNV. Nach verlässlichen Statistiken sterben aktuell mehr Bürger an durch giftige Schadstoffe verursachten Krankheiten als bei Verkehrsunfällen.
Die definitiven Kosten des 9 Euro Tickets entsprechen etwa 0,2 % des Bundeshaushaltes für 2022, und sind unter diesem Gesichtspunkt eigentlich marginal. Denn der Staat, das sind wir alle, gibt nach wie vor viele Milliarden für Dinge aus, die die meisten von uns als baren Unsinn sehen.
Natürlich gibt es gesellschaftliche Interessensgruppen, denen der öffentliche Personennahverkehr ein Dorn im Auge ist.
Die Automobilindustrie und die Treibstoffindustrie möchten die Atemluft auch zukünftig gern weiterhin vergiften. Das Geschäft und die Einnahmen sind wichtiger. Es ist nicht erkennbar, daß sich dort irgendjemand intensiv mit der Erforschung und Entwicklung einer naturverträglichen Antriebstechnologie beschäftigt. Nicht weil man das nicht könnte. Sondern weil es nicht gewollt ist.
Und ein interessanter Nebeneffekt hängt mit dem seit der Wiedervereinigung in Deutschland ausgebrochenen Kontrollwahn zusammen. Die Leute sollen möglichst zuhause bleiben und arbeiten, dann können sie nämlich leichter überwacht werden. Auch das Autofahren kann heutzutage wegen Navi und GPS ebenfalls ohne jeden Zusatzaufwand kontrolliert werden. Eine breite Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs durch die Bürger wäre für die Kontrollsüchtigen eine blanke Katastrophe.
Zusammengefasst: Das im ganzen Land geltende Monatsticket für 9 Euro ist ein ideales Instrument das uns und dem Staat hilft die überlebenswichtigen umweltpolitischen und verkehrspolitischen Ziele unserer Gesellschaft sicher zu erreichen. Und mittelfristig wäre ein kostenfreier öffentlicher Personennahverkehr aus den genannten Gründen und vor allem im Sinne der Menschen absolut sinnvoll.