Nein. In einer Psychiatrie wird man nur dann aufgenommen, wenn eine psychische Störung vorliegt, die ambulant nicht ausreichend behandelbar ist und mit den Methoden psychiatrischer stationärer Behandlung behandelt werden kann. In den meisten Fällen wollen die Patienten behandelt werden und melden sich, oft über ihren ambulanten Arzt, selbst an (und müssen bisweilen oft warten bis ein Platz frei ist). Eine Unterbringung und Behandlung gegen den eigenen Willen kann nur bei akuter Selbst- und/oder Fremdgefährdung erfolgen, also im Notfall. Bei Minderjährigen spielt die Entscheidung der Sorgeberechtigten über eine Behandlung eine wesentliche Rolle, aber auch dann gilt das oben Geschriebene: Aufnahme nur dann, wenn eine psychische Störung vorliegt, die ambulant nicht ausreichend behandelt werden kann. Die Krankenhausärzte müssen überprüfen, ob das so ist und dürfen auch nur dann aufnehmen, wenn das gegeben ist. (Manchmal überprüft das übrigens auch der Medizinische Dienst der Krankenkassen, und wenn der zum Schluss kommt, dass eine Krankenhausbehandlung nicht notwendig ist, bekommt das Krankenhaus auch kein Geld.)
Gleichwohl gibt es Umstände, in denen eine solche Aufnahme wie eine Bestrafung wahrgenommen werden kann, besonders dann, wenn man selbst nicht erkennen kann, dass man krank ist oder wie schwierig und gefährlich die Folgen des eigenen krankheitsbedingten Verhaltens sind. Bsp.: Manche Patienten mit Anorexie/Magersucht sehen es vor dem Hintergrund ihrer Erkrankung als Bestrafung, wenn sie bei starkem Untergewicht oder anderen verbundenen gesundheitlichen Problemen eingewiesen werden. Dazu muss man leider auch sagen, dass Behandlungen psychischer Erkrankungen auch „schmerzhaft“ sein können, z.B., weil man auf eigene Ängste und „wunde Punkte“ trifft - manch ein Mensch hält (bewusst oder unbewusst) dann lieber an seinen Symptomen fest. Zu bedenken sind auch längerfristige Folgen unzureichend unbehandelter Störungen, auch nicht-medizinischer Art, z.B., wenn jemand wegen der Störung den Schulabschluss nicht machen kann, den er intellektuell eigentlich gut erreichen könnte, weil er/sie oft fehlt, in der Folge vielleicht Probleme auf dem Arbeitsmarkt bekommt etc. Das sind Aspekte, die natürlich nicht eine Aufnahme gegen den eigenen Willen rechtfertigen, aber dafür sprechen, intensiver zu behandeln. Wenn man gerade in einer Krise steckt, kann man so etwas oft nicht gut erkennen und hält deshalb vielleicht die Idee einer Klinikbehandlung für Gängelei oder eben Bestrafung. Das alles gut zu klären ist nicht immer einfach und manche Dinge werden auch erst mit der Zeit besser verstehbar.
Daneben gibt es das Risiko, dass Psychiatrie mehr noch als andere Fachbereiche der Medizin als Vorwand für politische Themen herangezogen wird. Wenngleich ich dieses Risiko derzeit für die Allgemeinbevölkerung in Deutschland nicht sehe, wissen wir nicht zuletzt aus den Umständen im Dritten Reich, dass auch Medizin politisch missbraucht und pervertiert werden kann.