Mit Internet altern fühlt sich seltsam an?
Hallo. Ich bin 22, ein Digital Native und habe ein merkwürdiges Erlebnis, das ich mit euch teilen und bereden will.
Ich verfolge seit meiner Jugend den Funk-Kanal ,,Das schaffst du nie!". Genauer gesagt seit 2018. Es ist überhaupt der einzige YouTube-Kanal bzw. ,,Internetriese", dem ich bisher am längsten folge.
Als Ariane Alter im Sommer 2024 den Kanal verließ, ging für mich eine Ära zu Ende. Ihre jüngere Nachfolgerin bringt zwar frischen Wind rein, aber es fühlt sich jetzt "zu Hipp" an. Damit möchte ich nicht sagen, dass ich die neue Moderatorin doof finde, sondern das ,,Mitaltern" mit den mir vertrauten drei Gesichtern ist vorbei.
Natürlich gab es solche Abschlüsse schon immer im Fernsehen, aber YouTube ist kein Medium mit einem erwartbaren Staffelfinale. Es ist auch keine Kinderserie, die man irgendwann unbewusst zum letzten mal gesehen hat. – In diesem Falle ist das Gefühl einfach beschissen, weil es weiter geht.
Wenn ich mir die Videos mit der neuen Moderatorin ansehe, komme ich mir total alt vor. Wenn ich mir alte Videos ansehe oder aktuelle nur mit den beiden alten Moderatoren, finde ich mich wieder.
Versteht ihr das Dilemma?
Das gab mir nun zu denken:
Soziale Medien und YouTube sind noch eher jung. Die heutigen Internetstars sind höchstens gerade mal 10 Jahre alt. Und hinzu kommt, dass das Internet nie vergisst. Was 2018 hochgeladen wurde, kann ich mir in 40 Jahren immer wieder ansehen.
Und das nur allein in der Unterhaltung. Die meisten aus der digitalen Generation werden ihr komplettes Leben im Internet festgehalten haben. Wie unfassbar traurig und belastend das doch sein muss, wenn man sich die eigenen Highlights und Momente des Lebens in 50 Jahren immer wieder ansehen kann.
Darüber zu philosophieren, was die Digitalisierung und das Internet für die Zukunft mit sich gebracht haben, finde ich total beängstigend. Es ist kein Papier-Fotoalbum, keine alte Serie, keine alte VHS. Es ist Online, jederzeit abrufbar und praktisch unzerstörbar.
Wenn ich z.B. den Facebook-Feed meiner Mutter sehe, das ist ja wie ein chronologischer Lebenslauf einiger ihrer Highlights. Oder auf WhatsApp habe ich sehr alte Chatverläufe, die ich nicht löschen kann, weil sie mir ein kleines wenig wichtig sind.
Wie wird sich das in Zukunft auf die Gesellschaft auswirken, wenn alle älter werden, aber ältere Inhalte abrufbar sind? Müsste das auf Dauer nicht total deprimierend sein?
Ich weiß, dass ich älter werde, weil ich bin erst 22, aber die Sache mit dem Internet und den soziale Medien ist nochmal eine ganz andere Hausnummer. Ich denke, dass das niemand so richtig begreifen kann, welch psychische Belastungen uns in Zukunft noch erwarten.
Ich würde gerne eure philosophische Meinung zu diesem Thema wissen.