Liebe cina215,
dein Sohn ist fast 4 Jahre alt. In diesem Alter steigt in seinem Körper die Testosteronproduktion plötzlich sprunghaft an und beträgt, glaube ich, das 4-fache eines erwachsenen Mannes. Insofern wäre er jetzt sowieso allmählich ruppiger, frecher und aggressiver geworden!
Ein Testosteron gebeutelter Mensch möchte vor allem eines: Anderen ganz mächtig und gewaltig imponieren! Daraus kann man viel Selbstwert ziehen. Besonders als Kind. Also tun sich Jungs zusammen und versuchen, sich im ruppig Sein und Sprücheklopfen gegenseitig zu übertreffen. Möglichst laut und gefährlich dabei schreiend und Kampfgesten zeigend. Soweit ist alles im Lot und normal.
Was es allerdings bedeutet, was er da von sich gibt, musst du ihm jedesmal erklären. Mit ernster Stimme. Denn er plappert ja nur für ihn leere Worthülsen nach und will wissen, was dann passiert. Genau wie bei dem berühmten Sch - Wort. Und zur Not musst du eben entsprechende Grenzen setzen: "Nein, ich kann dir heute keine Geschichte vorlesen. Du hast mich ja abgestochen. Also bin ich nicht mehr da." Denn was Tod sein bedeutet, kann er leider noch gar nicht begreifen. Hier hilft es dann wirklich nur, die Worte entweder zu verbieten oder sie ihm durch sehr unangenehme Konsequenzen zu vermiesen.
Ich kann sehr gut verstehen, wie gut du und die anderen Eltern auf dieses beratungsresistente Elternpaar zu sprechen seid! Ich wäre auch gallig. Aber dieses Kind ist ja erst neu im Kindergarten, hast du geschrieben. Und auch, dass die Erzieherinnen bereits "dran" sind. Gib ihnen doch die Zeit, dieses Kind zu erziehen. Das wird leider nicht von heute auf morgen gehen. Wunder brauchen immer etwas länger. Und inzwischen hast du leider etwas mehr Erziehungsarbeit mit deinem Sohn. Der aber, wie gesagt, sowieso jetzt allmählich ein männlicheres Verhalten an den Tag gelegt hätte. Ab 4 wird´s immer noch mal schwer bei den Jungs...
Wenn der andere Junge für euren Geschmack zu lange alle anderen anstiftet mit seinem provokativen Verhalten, könntet ihr als Eltern gemeinsam noch mal die Erzieherinnen auf euer Problem ansprechen und um Stellungnahme bitten. Oder den Kindergarten wechseln. Was erstens meist nicht spontan möglich ist. Und zweitens gibt es "solche" Kinder leider in jeder Gruppe und in jedem Kindergarten... :-(
Ich habe einen wirklich guten Buchtipp für dich: Steve Biddulph, "Jungen!" Das sollte man als Mutter eines 4 Jährigen Sohnes unbedingt kennen!
LG, deine Tagesmutter und Sozialpädagogische Assistentin