Moin,
das weißt du aus Erfahrung oder du kannst das mit Hilfe der sogenannten Säure- und Basenstärke (pKS- bzw. pKB-Werte) einschätzen.
Aus Erfahrung weißt du (irgendwann), dass es typische Säuren gibt, zum Beispiel
- „Salzsäure” (HCl)
- „Salpetersäure” (HNO3)
- „Schweflige Säure” (H2SO3)
- „Schwefelsäure” (H2SO4)
- „Kohlensäure” (H2CO3)
- „Phosphorsäure” (H3PO4)
- „Ameisensäure” (H–COOH)
- „Essigsäure” (H3C–COOH)
- usw.
und du kennst typische Basen wie
- „Natronlauge” (NaOH)
- „Kalilauge” (KOH)
- „Kalkwasser” [Ca(OH)2]
- „Barytwasser” [Ba(OH)2]
- Ammoniak (NH3)
- die Aminogruppe in organischen Verbindungen (R–NH2)
- usw.
Und mit noch mehr Erfahrung wirst du dann auch noch wissen, dass es saure Salze gibt, zum Beispiel
- Hydrogensulfate (HSO4–)
- Dihydrogenphosphate (H2PO4–)
- Ammonium... (NH4+)
und basische Salze wie
- Carbonate (CO32–)
- Phosphate (PO43–)
- Sulfide (S2–)
- Acetate (H3C–COO–)
Aber ob ein Teilchen am Ende als Säure oder Base reagiert, hängt ausschließlich von den Reaktionsbedingungen bzw. den jeweiligen Reaktionspartnern ab.
Alle oben getroffenen Aussagen bezüglich des sauren oder basischen Charakters gelten in Bezug auf Wasser bzw. in wässrigen Lösungen.
In wässrigem Milieu reagiert Salpetersäure als Säure:
HNO3 + H2O → H3O+ + NO3–
Aber gegenüber Schwefelsäure reagiert Salpetersäure als Base:
H2SO4 + HNO3 ⇌ H2NO3+ + HSO4–
Das liegt daran, dass einerseits Schwefelsäure die stärkere Säure gegenüber Salpetersäure ist, aber andererseits auch daran, dass die protonierte Salpetersäure weiter reagieren kann:
H2NO3+ ⇌ NO2+ + H2O
Bei basischen Salzen ist es in wässrigen Lösungen so, dass die entstehenden Anionen den Wassermolekülen Protonen entziehen, so dass Hydroxid-Ionen entstehen, die die Lösung dann basisch machen:
Salzdissoziation:
Na2CO3 --[H2O]--> 2 Na+ + CO32–
Folgereaktion im Wasser:
CO32– + H2O → HCO3– + OH–
Die Stärke einer Säure oder Base kannst du mit Hilfe von pKS- bzw. pKB-Werten herausfinden. Dazu gibt es in Büchern oder im Internet mehr oder weniger lange Listen, in denen diese Werte zu finden sind.
Aber ob ein Teilchen konkret als Säure oder Base reagiert, hängt - wie gesagt - von den Umständen ab.
Werfen wir zum Schluss einen Blick auf die Phosphorsäure und ihre Salze:
Ein Phosphorsäure-Molekül hat drei gebundene Wasserstoffatome, die es (theoretisch) als Protonen abspalten kann:
1. Protolyseschritt:
H3PO4 → H+ + H2PO4–
2. Protolyseschritt:
H2PO4– → H+ + HPO42–
3. Protolyseschritt:
HPO42– → H+ + PO43–
In Wasser findet der erste Protolyseschritt auf jeden Fall statt. Der zweite auch noch (aber schon nicht mehr ganz vollständig; jedoch immerhin so oft, dass Dihydrogenphosphate saure Salze sind).
Aber der dritte Protolyseschritt findet in einem wässrigen Milieu nicht mehr wirklich statt. Du kannst also sagen, dass die Stufe der Hydrogenphosphate (HPO42–) die der sogenannten Neutralsalze bildet.
Das erkennt man auch daran, dass Phosphatsalze sogar basische Salze sind, die also dem Wasser Protonen entziehen, um so die Stufe des Neutralsalzes zu erreichen:
PO43– + H2O → HPO42– + OH–
Aber wenn du Phosphorsäure mit einer ausgewiesenen Base (zum Beispiel Natriumhydroxid) reagieren lässt, findet die vollständige Deprotonierung statt:
H3PO4 + 3 NaOH → 3 Na+ + PO43– + 3 H2O
Auch hier siehst du: es kommt alles auf die konkrete Situation an...
Wie gesagt, es gehört Erfahrung dazu, so etwas einschätzen zu können. Die pKS- bzw. pKB-Werte geben dir immerhin einen Anhaltspunkt, gelten aber im Grunde nur für wässrige Milieus.
Sorry, eine besser helfende Antwort (oder gar ein sicheres Erkennungsmerkmal) kann ich dir leider nicht bieten.
LG von der Waterkant