Zur Frage, was eigentlich seriös bedeutet heutzutage, auch in Bezug auf die Atwort von aljever:
Es ist tatsächlich nicht gerade leicht heute zu sagen, wer seriös ist und wer nicht, weil die Mächtigen sind flexibler geworden und nicht mehr so leicht in die Bösewichtrolle zu drängen. Klar - man kann jetzt den bösen Medien alle möglichen niederen Beweggründe vorwerfen - aber noch gibt es eine Medienpluralität und jeder kann sich aussuchen, welche Zeitung er liest, welchen Sender er einschaltet und welchen Verlagen er traut. Das ist auch gut so. Einer Krone-Zeitung in Österreich oder einer BILD in Deutschland kann man zumindest kaum vertrauen. Was nicht heißt, dass deren Artikel nicht irgendwo auch einen wahren Kern haben dürften - nur hat das mit seriösem Journalismus nichts zu tun.
Gut - aber wem kann man dann vertrauen? Wenn man schon der Zeitung mit der größten Reichweite im deutschsprachigen Raum nicht trauen kann, dann kann man ja gar niemanden mehr trauen und kann sich ergo seine eigenen Theorien zusammenzimmern wie alles war oder ist - oder nicht?
Falsch. Das kann man nicht machen. Man muss sich nach Erscheinungskriterien fragen. Der Kopp-Verlag ist ein Verlag der ziemlich alles abdruckt, was die Autoren so schreiben. Das heißt, da kann irgendein wirrer Typ daherkommen und seine Verschwörungstheorien abdrucken, dann formuliert er ein paar halbwegs plausible "Beweise" und viele die das dann lesen denken sich "Hey, der hat absolut recht!". Trotzdem weißt du nicht, ob eines der Argumente auch nur irgendwie stimmt, nur weil er es sagt. Zum Beispiel erkennt man solche Leute daran, dass sie sich nur auf Zeitungsberichte oder ähnliches beziehen, aber nicht versuchen direkte Quellen zu finden (Augenzeugen, Originaldokumente, Konstruktionspläne, wissenschaftliche (!) Studien, Simulationsdaten, überprüftes Datenmaterial, etc.). Verlage wie Kopp bauen darauf, dass ihre Leser sich denken "in einer Welt wie dieser kann man eh nichts mehr so klar behaupten, weil diese Welt viel zu komplex ist - aber da kommt der Typ und schreibt alles ganz plausibel hin." Ich brauch wohl nicht zu sagen, dass das ganz klar unseriös ist - die Unsicherheit der Leser wird bewusst ausgenutzt und mit Scheinargumenten gibt man ihnen dann auch noch den Glauben dass sie WISSEN wie es wirklich war (es gibt Politiker die das ähnlich machen).
Was ist Wissen? Bzw. wann kann man sagen "Ich weiß es!" und wann darf man nur sagen "Ich glaube es."? Das ist nicht einfach zu beantworten, aber es gibt so eine Grundregel: wirklich 100% gesichert wissen kann kaum jemand etwas. Die heutige Wissenschaftstheorie sieht deshalb vor, dass eine Theorie, die man natürlich mit objektiv nachvollziehbaren Beweisen belegen muss, NIE als 100% gesichertes Wissen gelten kann, weil sie jederzeit wiederlegt werden kann. Obwohl viel zu wissenschaftlichem Arbeiten geschrieben wurde, gibt es viele Leute, die nicht wirklich wissen, wie das vor sich geht. Dabei baut wissenschaftliches Arbeiten eigentlich darauf, dass JEDER hergehen kann und mit dem notwenidigen Wissen nachvollziehen kann, wie diese oder jene Erkenntnis belegt wurde, wer das gemacht hat, wann und wie.
Mal angenommen, du willst jetzt wissen, wieviel Bier im Keller eures Bürgermeisters ist: Was wäre seriös und was nicht? Unseriös wäre z.B. zu sagen, "Zeitung XYZ hat geschrieben der Bürgermeister hat 45 Hektoliter Bier in seinem Keller, deshalb hat er auch 45 Hektoliter Bier." In diesem Fall hätte man sein Vertrauen in eine Quelle gelegt, von der man nicht weiß, woher die diese Zahl hat. Vielleicht hat sie den Bürgermeister gefragt und er hat gelogen, vielleicht hat er ironisch gesagt er hätte so viel - vielleicht hat auch ein Feind des Bürgermeisters diese Information verbreitet. Es gibt also viele Möglichkeiten und du kannst nicht wissen, woher jetzt die Zahl "45 Hektoliter" kam.
Du könntest auch im Internet Fotos vom Keller des Bürgermeisters finden und dann sagst du: "Ha! Die Zeitungen lügen. Ich hab die Bierfässer auf den Fotos abgeschätzt und gezählt und er besitzt WEIT über 100 Hektoliter - warum hat er dieses Bier verschwiegen (und jetzt geht die Verschwörungstheorie los)." Vielleicht denkt man jetzt - Ja, wenn die Fotos das belegen, dann stimmt es. Aber Fotos lassen sich einfach manipulieren, du weißt nicht ob das überhaupt der richtige Keller war, du weißt nicht, ob alle Räume gezeigt wurden und wann das Foto aufgenommen wurde (vielleicht kurz vor dem Dorffest wo der Bürgermeister viel Bier gespendet hat?). Du siehst also, Foto/Video-Interpretationen sind immer problematisch, weil man nicht weiß was weggelassen wurde und was gezeigt wird.
Was kannst du aber dann machen? Du kannst selbst hingehen und dir ansehen wie viele Liter Bier in dem Keller lagern - nur dann kannst du dir sicher sein. Oder du schickst jemanden den du vertraust hin. Auf jeden Fall vertraust du nicht blind auf die Zeitung und auch nicht auf Verschwörungstheoretiker aus dem Internet. Aber beide haben recht: es gab WIRKLICH Bier.