Von einer Depression spricht man, wenn die offiziellen Diagnosekriterien dieses Krankheitsbildes erfüllt sind. Bei jeder Erkrankung ist genau definiert, welche Symptome, über welchen Zeitraum, in welcher Intensität usw. vorliegen müssen, damit die entsprechende Diagnose gestellt werden kann.
Ob jemand eine bestimmte Erkrankung hat, beurteilt der Hausarzt, der entsprechende Facharzt oder in diesem Fall auch ein Psychotherapeut. Wenn du also eine Diagnose haben möchtest, musst du dich an deinen Arzt oder einen Psychotherapeuten wenden.
Eine Diagnose alleine hilft aber natürlich nicht weiter. Wenn man an einer Depression erkrankt ist, sollte man sich unbedingt behandeln lassen. Denn von alleine geht eine Depression in den meisten Fällen nicht weg. Und falls doch, kommt sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder. Nicht selten schwerer ausgeprägt als zuvor.
Wenn du also das Gefühl hast, dass du professionelle Unterstützung benötigst und selbst nicht mehr weiterkommst, solltest du unbedingt mit jemand darüber sprechen. Vielleicht hilft bereits ein intensives Gespräch mit den Eltern, einem Schulpsychologen, dem Mitarbeiter einer psychologischen Beratungsstelle oder eben einem Arzt oder Psychotherapeuten.
Ich persönlich kann aus deinem Text nicht den Eindruck gewinnen, dass du eine Depression hast. Allerdings kann ich das auch nicht beurteilen, nur vermuten.
Ich denke, dass dich der Todesfall in deiner Familie immer noch sehr belastet. Du solltest daher akzeptieren, dass du noch Zeit brauchst, um damit abzuschließen. Trauer ist ein Prozess, den man nicht beiseite schieben kann, sondern den man schrittweise bewältigen muss und der Zeit braucht. Wenn es dir hilft, dann rede mit deiner Familie darüber. Ihnen wird es ähnlich gehen wie dir. Erinnert euch gemeinsam an den Verstorbenen. Schaut euch Fotos an oder bringt Blumen an sein Grab. Probier aus, ob es dir hilft, wenn du dich aktiv mit seinem Tod auseinandersetzt. Oder du lässt einfach die Zeit verstreichen. Denn meist lässt das Gefühl der Trauer immer mehr nach. Irgendwann ist da nur noch ein ganz kleiner, wehmütiger Schmerz, der dich daran erinnert, dass du diesen Menschen einmal sehr geliebt hast.
Was deine Noten betrifft solltest du selber wissen, ob es wirklich so dramatisch ist, dass du über einen Schulwechsel oder z.B. die Klasse zu wiederholen, nachdenken musst. Falls es unklar ist, beratschlage dich mit deinen Eltern und der Schule. Oder aber du ziehst dieses Schuljahr noch durch und schaust erst mal wie es nächstes Jahr läuft und entscheidest dann. Vielleicht tun dir die Sommerferien gut, am dich vom Stress in der Schule zu erholen und um neue Kraft zu sammeln. Dann kannst du gestärkt ins neue Schuljahr starten. Vielleicht hast du dann auch den Lehrer nicht mehr, der dich nervt oder er hat bis dahin ein neues Opfer gefunden.
Dass es dich stresst und ängstig, wenn du den ganzen Tag U-Bahn fährst, ist nicht ungewöhnlich. Versuch einen Ausgleich dazu zu finden. Z.B. an einen Ort zu gehen wo viel Platz und frische Luft ist, am besten in der Natur. Versuch dich während der Fahrt in der U-Bahn abzulenken, so dass du gar nicht so stark der Situation ausgesetzt bist.
Ich finde es sehr gut, dass du versuchst, dir einen Ausgleich zum Alltag zu schaffen. Das ist eine psychisch sehr gesunde Einstellung und gute Ansätze, die du da hast. Versuch dich aber dabei nicht zusätzlich unter Druck zu setzen und dich abzuwerten, wenn es nicht so gut klappt, wie du es dir vorstellst. Mach lieber immer mal wieder im Alltag eine Kleinigkeit, statt einen ganzen freien Tag dafür zu finden. Z.B. ein paar Entspannungsübungen, eine Weile in die Sonne sitzen, tief durchatmen, ein schönes Lied anhören,… kann auch schon ein wenig helfen. Sei nicht zu streng zu dir!
Hier findest du bei Interesse Informationen zu den Symptomen, der Definition, den Ursachen und der Behandlung einer Depression:
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/