Als ich vor Jahren mit dem Rucksack durch die Mongolei zog, machte ich mich um die Altai Region der Mongolei in die Ausläufer des Berges Belucha. Am äußersten Wendepunkt des Nordpfades kam ich zu einer zarten Lichtung mit einem weitläufigen, silbernen See, abgelegen, hohe Bäume ringsherum. Es war totenstill. Wunderschön. Und vor dem gegenüberliegenden Ufer sah ich eine bezaubernde, sich badende Frau, doch sie weinte.
Ich zögerte und musterte sie, ergriffen von ihrer Schönheit. Und auch davon, wie ihre Anwesenheit, die leichte Kurve ihres Rückens, die dunkle Weite ihres Haares, die anmutige Länge ihrer Glieder, sogar ihre Tränen, zur Erhabenheit meiner Umgebung beitrugen. Feiner Regen ging nieder und ich spürte, wie meine eigenen Tränen hinter meinen Augen brannten, nicht aus Mitleid, sondern aus Dankbarkeit für diesen perfekten Moment.
Sie entdeckte mich, bevor ich mich wieder fassen konnte. Aber sie weinte nicht mehr. Stattdessen trafen sich unsere Blicke, und sie schmunzelte rätselhaft, wobei ihr immer noch frische Tränen über die Wangen liefen. Ich war wie versteinert. Ich wusste nichts über diese Frau, und doch spürte ich, als wir uns auf beiden Seiten eines Wasserbeckens gegenüberstanden, Tausende von Kilometern von meinem eigenen Zuhause und allen, die ich je gekannt hatte, eine intensive Verbindung. Nicht nur mit ihr, sondern auch mit der Erde, dem Himmel und dem Wasser zwischen uns. Und auch mit der gesamten Menschheit. Als ob sie Tausende von Jahren des menschlichen Daseins symbolisierte.
Ich wollte zu ihr gehen, sie trösten, dieses Gefühl der Zugehörigkeit ergründen, das ich noch nie erlebt hatte. Aber ich konnte nicht. Denn ich wusste, wenn ich sprechen würde, wenn sie sprechen würde, wäre dieser Moment verdorben. Und ich wusste, dass ich die Erinnerung an diesen Moment brauchen würde, um mich durch die unvermeidlichen dunklen Flecken in meinem Leben zu tragen.
Und so sah ich zu, wie sie ihre Hand senkte, sich umdrehte und sich langsam zum Ufer wandte. Der Rest ihrer perfekten Gestalt offenbarte sich mir nach und nach, und ich hielt den Atem an, als ich sah, wie sie hinter einer Baumgruppe in der Nähe moosumrankter Felsen verschwand.
Diese Verbindung zum Sein, die Suche nach etwas Ursprünglichem, ist mein Antrieb. Ich möchte die Welt sehen. Alles.