Zitat vvon Friedrich Nietzsche?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Nietzsche will mit dieser Aussage deutlich machen, dass es leicht ist Moral zu predigen. Damit meint er, dass es leicht ist moralische Forderungen gegenüber anderen zu äußern - besonders Forderungen, die mit einem "Du sollst ..." beginnen. Hiermit hat er vor allem die Priester im Sinn, die von ihren Gläubigen stets Wohlverhalten einfordern, was für den Priester in der Regel einen Machtgewinn darstellt. 

Im Gegensatz dazu hebt Nietzsche hervor, dass es umgekehrt schwer ist, eine moralische Forderung zu begründen, d.h. zu sagen, warum der Mensch moralisch handeln soll, denn in der Regel handelt sich dieser durch seine eigene moralische Handlung einen Nachteil ein.

In der Philosophie wird die Begründung des moralischen Handelns in der Teildisziplin der Ethik behandelt, und ethische Begründungssysteme sind zu allen Zeiten eine äußerst schwierige Materie gewesen.

Im Klartext will Nietzsche also pointiert deutlich machen, dass der Grad der Leichtigkeit zum Aussprechen einer moralischen Forderung mit dem gleichen Grad der Schwere korrespondiert moralische Forderungen zu begründen.

Zum einen beschreibt Moral hauptsächlich Handlungen, die ein Mensch oder eine Gesellschaft von anderen Mitmenschen erwartet. Moral soll also dafür sorgen, dass Menschen ein bestimmtes Verhalten an den Tag legen.....zum anderen ist die Moral an Wertevorstellungen geknüpft.

 "Viele Menschen würden sich erschrecken, wenn sie statt ihrem Gesicht, ihren Charakter im Spiegel sehen würden..." 

"Moralische Entrüstung besteht in den meisten Fällen zu 2 Prozent aus Moral, 48 Prozent aus Hemmung und 50 Prozent Neid."Unbekannt

Auch der Mensch kennt so etwas wie eine doppelte Moral. Was für mich gilt, muß noch lange nicht für Menschen gelten, die nicht meiner Gruppe angehören. Ich denke, damit   unsere Gesellschaft funktionieren kann, wird egoistisches Verhalten geahndet, während selbstlose Handlungen belohnt werden.

 „Lassen sich moralische Normen begründen?“, verstanden als: „Warum sollte ich mich moralisch verhalten?“, ist also eine radikale Frage. Sie geht an die Wurzeln dessen, was wir für selbstverständlich halten, was die Grundlage eines großen Teils unseres Denkens, Fühlens und Handelns ist.

Google mal nach dem Wort "Nihilismus". Das wird helfen. Nietzsche war nihilist und ging davon aus, dass es keine objektive Moral geben kann. Dadurch kommt auch die Schwierigkeit her Moral zu begründen.

er vergleicht das predigen mit dem begründen, sagt aber dass es glich ist 
er meint wohl dass das predigen für viele einfacher ist als das begründen wobei sie es nicht anwenden

als bsp:
die bio-ka ist ebend so leicht wie die mathe-ka schwer- nur dass die meisten mathe nicht mögen und daher sagen es klappt nicht

ist zumindest dass was ich daraus verstanden habe
hoffe ich konnte helfen ~ mfg BananenXD

Das Zitat entstammt Nietzsches erster Ausgabe "Unzeitgemäße Betrachtungen", das sich hauptsächlich dem (vergnüglichen) Zerpflücken der Publikationen des damals reichlich populären Theologen und Philosophens David Friedrich Strauß widmet.

Das gestellte Zitat ist im Prinzip nicht nur aus dem Zusammenhang gerissen, sondern ein aus dem Satzgefüge entnommener Einschub. Der konkrete Kontext ist ein Zitat Strauß'. Wenn Dich das Gesamtzitat interessiert, auf das Nietzsche Bezug nimmt, google den Satz: "Alles sittliche Handeln ist ein Sichbestimmen des einzelnen nach der Idee der Gattung".

Die "Idee der Gattung" verfolgt Straußens Ansatz seiner eigenen Moraltheologie, die  er für universell hält und als eine Konstante, der jeder zuzustreben hat. Er sieht also (vereinfacht gesagt) seine Moraltheologie als ein universell gültiges Moment, dem im Grunde jeder zustrebt. Demzufolge übersetzt Nietzsche das Zitat in den simplen Nenner: "Lebe als Mensch, und nicht als Affe oder Seehund!" Nietzsche zerpflückt es ihm, indem er konkludiert, dass unter dem Sammelbegriff "Mensch" ein Panoptikum an Lebensentwürfen zusammenläuft. Exemplarisch vergleicht er den "Magister Strauß" mit dem "Pantagonier" (damals eine Sammelbezeichnung für spanische "Indianerstämme").

Er nimmt weiterhin Bezug auf David Friedrich Strauß' Terminologie des "idealen Ausdruck der Gattung Mensch" (die Strauß freilich nur in den Kontext seiner eigenen Moraltheologie setzt) und sagt (etwas provozierend): Was wäre, wenn sich ein Pantagonier oder ein Magister Strauß sagen würde: Lebe als Genie? Beide würden jeden anderen (vereinfacht gesagt) mit der überhöhten Selbstsicht nerven und glauben, im Besitz des einzigen und allheiligen Wissens zu sein, obwohl sie immer das blieben, was sie waren - Pantagonier oder Magister Strauß, nicht Genie. 

Der Satz nimmt direkt Bezug auf den vorherigen Zusammenhang und heißt vollständig: "Strauß hat noch nicht einmal gelernt, daß nie ein Begriff die Menschen sittlicher und besser machen kann, und daß Moral predigen ebenso leicht als Moral begründen schwer ist; seine Aufgabe wäre vielmehr gewesen, die Phänomene menschlicher Güte, Barmherzigkeit, Liebe und
Selbstverneinung, die nun einmal tatsächlich vorhanden sind, aus seinen
darwinistischen Voraussetzungen ernsthaft zu erklären und abzuleiten:
während er es vorzog, durch einen Sprung ins Imperativische sich vor der
Aufgabe der Erklärung zu flüchten."

Um es mal wieder zurück in den Kontext zu bringen: Wenn man, wie Strauß, Moral als universell betrachtet, dann muss man einen Begründungsschluß ziehen, der universell in jedem Menschen nachweisbar ist. Ergo: Moral predigen ist leicht, Moral zu begründen ist schwer bis unmöglich. Insbesondere, wenn man sie a priori als "gottgegeben" versteht.

Wenn Du Interesse hast, suche nach "Unzeitgemäße Betrachtungen" von Nietzsche. Lesenswert und stellenweise ausgesprochen lustig (besonders, wenn Nietzsche gegen Strauß polemisch wird - er bedient sich reichlich des Spotts).