Wozu ist die Groß-Kleinschreibung gut?

4 Antworten

Dass wir Großschreibung (und Leerzeichen und Satzzeichen) haben, soll uns Lesen und Verstehen erleichtern.

Unnötig ist relativ. In der Antike gab es Schriften, bei denen man weder Kleinbuchstaben noch Satzzeichen oder Leerzeichen hatte. Man hat alles aneinandergereiht und am Spaltenende mitten im Wort eine neue Zeile begonnen. Allerdings konnten da meistens nur besonders gebildete Menschen lesen und schreiben und von denen konnte man erwarten, dass sie solche Schriften verstehen.

Ein schönes Beispiel einer Schriftrolle, allerdings mit Wortabständen und ohne Zeilenumbruch mitten in den Wörtern hier:

https://bibelimorient.staatsbibliothek-berlin.de/wp-content/uploads/Hs.-or.-13926-Rolle-3.jpg

Hebräisch hat zudem in der Standardschrift fast keine gekennzeichneten Vokale, man muss also mehr tun als nur die Wörter zu lesen, um zu wissen, was da steht.

natürlichkannmanauchallesohnegroßbuchstabenundleerzeichenschreibenaberdannwirddaslesenundkorrekturlesenkompliziertundwörterwiealfalfasprossenodernudelauflaufmachendietextezueinemabenteuer

Manche schreiben im Internet ähnlich wie dieser Scheißtext und das nervt mich. Es schreibt nur einer den Text, aber es sollen mehr als einer lesen. Es ist ein Unterschied, ob jemand schlechtes Deutsch schreibt, weil er Schwierigkeiten hat oder weil er sich keine Mühe gibt. Erinnert sich jemand an Zlatko und Jürgen? "ICH SCHREIBE ALLES IN GROSSBUCHSTABEN, DANN MACHE ICH NIE FEHLER IN DER GROSSSCHREIBUNG", das ist eine lustige Lösung, aber für die Leser nicht einfacher.

Es gab auch in der deutschen Sprache lange Zeit keine verbindliche Rechtschreibung. Man hat nach Gehör geschrieben. Deswegen heißen die Menschen nicht nur Meier, sondern auch Meyer, Maier und Mayer. Deutschsprachige Texte aus dem Mittelalter sind oft nicht einfach zu lesen. Eine Standardisierung der Schreibung macht den einzelnen Schreibern zum Teil Mühe, da man viel an Regeln lernen muss, aber es erleichtert die Schnittmenge an Verständnis und reduziert Missverständnisse. Die Rechtschreibreform hat allerdings einiges zerhackt.

Der geübte Leser kann einen Text so deutlich schneller und einfacher lesen, denn es sind ja eben nicht nur der Satzanfang, sondern gerade auch die Nomen, die groß geschrieben werden.

Und da ein geübter Leser ein Wort nicht Buchstabe für Buchstabe liest, sondern es am Schriftbild erkennt, geht es mit Groß- und Kleinschreibung nich einmal viel besser.

Somit ist es in keinster Weise unnötig.

Sätze bekommen eine völlig andere Bedeutung.

Er hat Liebe genossen

Er hat liebe Genossen

Die Spinnen

Die spinnen.

Wenn grundsätzlich auf die Groß- und Kleinschreibung verzichtet wird, kann man nicht wissen welche Aussage du meinst.

Die Groß- und Kleinschreibung ist gut für den Lesefluss und das Textverständnis.